Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Periode 1. System.
auf alles, was je ein Anderer zugesagt hat,
ist im Natur-Rechte so schwer zu beweisen,
daß man es nicht für unnatürlich oder für ein
Zeichen eines treulosen National-Characters
halten sollte, wenn die Römer, so wie fast
alle andern Völker, zu einer Verabredung,
wodurch jemand ein Zwangsrecht nicht etwa
blos zu modificiren oder aufzuheben, sondern
ganz erst von neuem zu gründen suchte, noch
entweder eine förmliche Anfrage an den Ver-
sprecher, oder aber einen wirklichen Verlust
des Andern, der schon etwas gethan oder ge-
geben hatte, erforderten. Der Satz: ex nu-
dis pactis non oritur actio sed exceptio
wäre
einer sehr klugen Gesetzgebung würdig, wenn
sich solche Dinge durch Gesetze machen ließen,
und nicht fast immer von selbst machten.

Real-Contracte waren: mutuum bey ei-
ner verbrauchbaren Sache mit höchstens 8 1/3
ProCent (vsura vnciaria), commodatum,
depositum
und pignus, und alle ungenannten
Contracte, als zu deren Wesen ein schon
vollendetes Geben oder Thun gehört.

Ob alle andere Contracte durch eine Sti-
pulation geschlossen wurden, oder ob Kauf für
Geld, Miethe, Societät und Mandat schon
damahls ausgenommen waren, läßt sich nicht
bestimmen.

§. 31.
B 5

Periode 1. Syſtem.
auf alles, was je ein Anderer zugeſagt hat,
iſt im Natur-Rechte ſo ſchwer zu beweiſen,
daß man es nicht fuͤr unnatuͤrlich oder fuͤr ein
Zeichen eines treuloſen National-Characters
halten ſollte, wenn die Roͤmer, ſo wie faſt
alle andern Voͤlker, zu einer Verabredung,
wodurch jemand ein Zwangsrecht nicht etwa
blos zu modificiren oder aufzuheben, ſondern
ganz erſt von neuem zu gruͤnden ſuchte, noch
entweder eine foͤrmliche Anfrage an den Ver-
ſprecher, oder aber einen wirklichen Verluſt
des Andern, der ſchon etwas gethan oder ge-
geben hatte, erforderten. Der Satz: ex nu-
dis pactis non oritur actio ſed exceptio
waͤre
einer ſehr klugen Geſetzgebung wuͤrdig, wenn
ſich ſolche Dinge durch Geſetze machen ließen,
und nicht faſt immer von ſelbſt machten.

Real-Contracte waren: mutuum bey ei-
ner verbrauchbaren Sache mit hoͤchſtens 8⅓
ProCent (vſura vnciaria), commodatum,
depoſitum
und pignus, und alle ungenannten
Contracte, als zu deren Weſen ein ſchon
vollendetes Geben oder Thun gehoͤrt.

Ob alle andere Contracte durch eine Sti-
pulation geſchloſſen wurden, oder ob Kauf fuͤr
Geld, Miethe, Societaͤt und Mandat ſchon
damahls ausgenommen waren, laͤßt ſich nicht
beſtimmen.

§. 31.
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0037" n="25"/><fw place="top" type="header">Periode 1. Sy&#x017F;tem.</fw><lb/>
auf alles, was je ein Anderer zuge&#x017F;agt hat,<lb/>
i&#x017F;t im Natur-Rechte &#x017F;o &#x017F;chwer zu bewei&#x017F;en,<lb/>
daß man es nicht fu&#x0364;r unnatu&#x0364;rlich oder fu&#x0364;r ein<lb/>
Zeichen eines treulo&#x017F;en National-Characters<lb/>
halten &#x017F;ollte, wenn die Ro&#x0364;mer, &#x017F;o wie fa&#x017F;t<lb/>
alle andern Vo&#x0364;lker, zu einer Verabredung,<lb/>
wodurch jemand ein Zwangsrecht nicht etwa<lb/>
blos zu modificiren oder aufzuheben, &#x017F;ondern<lb/>
ganz er&#x017F;t von neuem zu gru&#x0364;nden &#x017F;uchte, noch<lb/>
entweder eine fo&#x0364;rmliche Anfrage an den Ver-<lb/>
&#x017F;precher, oder aber einen wirklichen Verlu&#x017F;t<lb/>
des Andern, der &#x017F;chon etwas gethan oder ge-<lb/>
geben hatte, erforderten. Der Satz: <hi rendition="#aq">ex nu-<lb/>
dis pactis non oritur actio &#x017F;ed exceptio</hi> wa&#x0364;re<lb/>
einer &#x017F;ehr klugen Ge&#x017F;etzgebung wu&#x0364;rdig, wenn<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;olche Dinge durch Ge&#x017F;etze machen ließen,<lb/>
und nicht fa&#x017F;t immer von &#x017F;elb&#x017F;t machten.</p><lb/>
              <p>Real-Contracte waren: <hi rendition="#aq">mutuum</hi> bey ei-<lb/>
ner verbrauchbaren Sache mit ho&#x0364;ch&#x017F;tens 8&#x2153;<lb/>
ProCent <hi rendition="#aq">(v&#x017F;ura vnciaria), commodatum,<lb/>
depo&#x017F;itum</hi> und <hi rendition="#aq">pignus,</hi> und alle ungenannten<lb/>
Contracte, als zu deren We&#x017F;en ein &#x017F;chon<lb/>
vollendetes Geben oder Thun geho&#x0364;rt.</p><lb/>
              <p>Ob alle andere Contracte durch eine Sti-<lb/>
pulation ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wurden, oder ob Kauf fu&#x0364;r<lb/>
Geld, Miethe, Societa&#x0364;t und Mandat &#x017F;chon<lb/>
damahls ausgenommen waren, la&#x0364;ßt &#x017F;ich nicht<lb/>
be&#x017F;timmen.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 31.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0037] Periode 1. Syſtem. auf alles, was je ein Anderer zugeſagt hat, iſt im Natur-Rechte ſo ſchwer zu beweiſen, daß man es nicht fuͤr unnatuͤrlich oder fuͤr ein Zeichen eines treuloſen National-Characters halten ſollte, wenn die Roͤmer, ſo wie faſt alle andern Voͤlker, zu einer Verabredung, wodurch jemand ein Zwangsrecht nicht etwa blos zu modificiren oder aufzuheben, ſondern ganz erſt von neuem zu gruͤnden ſuchte, noch entweder eine foͤrmliche Anfrage an den Ver- ſprecher, oder aber einen wirklichen Verluſt des Andern, der ſchon etwas gethan oder ge- geben hatte, erforderten. Der Satz: ex nu- dis pactis non oritur actio ſed exceptio waͤre einer ſehr klugen Geſetzgebung wuͤrdig, wenn ſich ſolche Dinge durch Geſetze machen ließen, und nicht faſt immer von ſelbſt machten. Real-Contracte waren: mutuum bey ei- ner verbrauchbaren Sache mit hoͤchſtens 8⅓ ProCent (vſura vnciaria), commodatum, depoſitum und pignus, und alle ungenannten Contracte, als zu deren Weſen ein ſchon vollendetes Geben oder Thun gehoͤrt. Ob alle andere Contracte durch eine Sti- pulation geſchloſſen wurden, oder ob Kauf fuͤr Geld, Miethe, Societaͤt und Mandat ſchon damahls ausgenommen waren, laͤßt ſich nicht beſtimmen. §. 31. B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/37
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/37>, abgerufen am 29.04.2024.