Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Periode 2. System.
stimmte die Zahl, den Stand und die Ver-
werfung der Richter. -- Der Regel nach
mußte ein Ankläger auftreten, und wenn
dieser für einen Calumnianten erklärt ward,
so bestrafte man ihn. Aber non probasti
und calumniatus es waren immer verschie-
den.
In außerordentlichen Fällen nahm sich
der Souverain selbst, oder der Senat,
oder der Consul, oder der commandirende
General der Bestrafung eines Verbrechens
an. Wenigstens waren die Censoren zur
Ergänzung der Strafgewalt da.
2. Die Verbrechen waren nun auch noch außer
den vorigen: ambitus, nefanda venus und
pecuniae repetundae.
3. Als Strafen waren die Lebensstrafen ge-
gen Römer seit der lex Porcia abgeschaft,
und eine Hinrichtung more majorum war
sehr selten. Der Verbrecher, der wäh-
rend des Processes nie ins Gefängniß ge-
worfen ward, hatte das Recht, jeder Stra-
fe durch freywillige Verbannung zu entge-
hen, und er behielt sein ganzes Vermögen,
wenn nicht lis aestimabatur und dadurch
ein Theil abging.
§. 62.
Periode 2. Syſtem.
ſtimmte die Zahl, den Stand und die Ver-
werfung der Richter. — Der Regel nach
mußte ein Anklaͤger auftreten, und wenn
dieſer fuͤr einen Calumnianten erklaͤrt ward,
ſo beſtrafte man ihn. Aber non probaſti
und calumniatus es waren immer verſchie-
den.
In außerordentlichen Faͤllen nahm ſich
der Souverain ſelbſt, oder der Senat,
oder der Conſul, oder der commandirende
General der Beſtrafung eines Verbrechens
an. Wenigſtens waren die Cenſoren zur
Ergaͤnzung der Strafgewalt da.
2. Die Verbrechen waren nun auch noch außer
den vorigen: ambitus, nefanda venus und
pecuniae repetundae.
3. Als Strafen waren die Lebensſtrafen ge-
gen Roͤmer ſeit der lex Porcia abgeſchaft,
und eine Hinrichtung more majorum war
ſehr ſelten. Der Verbrecher, der waͤh-
rend des Proceſſes nie ins Gefaͤngniß ge-
worfen ward, hatte das Recht, jeder Stra-
fe durch freywillige Verbannung zu entge-
hen, und er behielt ſein ganzes Vermoͤgen,
wenn nicht lis aeſtimabatur und dadurch
ein Theil abging.
§. 62.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0071" n="59"/><fw place="top" type="header">Periode 2. Sy&#x017F;tem.</fw><lb/>
&#x017F;timmte die Zahl, den Stand und die Ver-<lb/>
werfung der Richter. &#x2014; Der Regel nach<lb/>
mußte ein Ankla&#x0364;ger auftreten, und wenn<lb/>
die&#x017F;er fu&#x0364;r einen Calumnianten erkla&#x0364;rt ward,<lb/>
&#x017F;o be&#x017F;trafte man ihn. Aber <hi rendition="#aq">non proba&#x017F;ti</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">calumniatus es</hi> waren immer ver&#x017F;chie-<lb/>
den.<lb/>
In außerordentlichen Fa&#x0364;llen nahm &#x017F;ich<lb/>
der Souverain &#x017F;elb&#x017F;t, oder der Senat,<lb/>
oder der Con&#x017F;ul, oder der commandirende<lb/>
General der Be&#x017F;trafung eines Verbrechens<lb/>
an. Wenig&#x017F;tens waren die Cen&#x017F;oren zur<lb/>
Erga&#x0364;nzung der Strafgewalt da.</item><lb/>
                <item>2. Die Verbrechen waren nun auch noch außer<lb/>
den vorigen: <hi rendition="#aq">ambitus, nefanda venus</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">pecuniae repetundae.</hi></item><lb/>
                <item>3. Als Strafen waren die Lebens&#x017F;trafen ge-<lb/>
gen Ro&#x0364;mer &#x017F;eit der <hi rendition="#aq">lex Porcia</hi> abge&#x017F;chaft,<lb/>
und eine Hinrichtung <hi rendition="#aq">more majorum</hi> war<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;elten. Der Verbrecher, der wa&#x0364;h-<lb/>
rend des Proce&#x017F;&#x017F;es nie ins Gefa&#x0364;ngniß ge-<lb/>
worfen ward, hatte das Recht, jeder Stra-<lb/>
fe durch freywillige Verbannung zu entge-<lb/>
hen, und er behielt &#x017F;ein ganzes Vermo&#x0364;gen,<lb/>
wenn nicht <hi rendition="#aq">lis ae&#x017F;timabatur</hi> und dadurch<lb/>
ein Theil abging.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 62.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0071] Periode 2. Syſtem. ſtimmte die Zahl, den Stand und die Ver- werfung der Richter. — Der Regel nach mußte ein Anklaͤger auftreten, und wenn dieſer fuͤr einen Calumnianten erklaͤrt ward, ſo beſtrafte man ihn. Aber non probaſti und calumniatus es waren immer verſchie- den. In außerordentlichen Faͤllen nahm ſich der Souverain ſelbſt, oder der Senat, oder der Conſul, oder der commandirende General der Beſtrafung eines Verbrechens an. Wenigſtens waren die Cenſoren zur Ergaͤnzung der Strafgewalt da. 2. Die Verbrechen waren nun auch noch außer den vorigen: ambitus, nefanda venus und pecuniae repetundae. 3. Als Strafen waren die Lebensſtrafen ge- gen Roͤmer ſeit der lex Porcia abgeſchaft, und eine Hinrichtung more majorum war ſehr ſelten. Der Verbrecher, der waͤh- rend des Proceſſes nie ins Gefaͤngniß ge- worfen ward, hatte das Recht, jeder Stra- fe durch freywillige Verbannung zu entge- hen, und er behielt ſein ganzes Vermoͤgen, wenn nicht lis aeſtimabatur und dadurch ein Theil abging. §. 62.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/71
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/71>, abgerufen am 27.04.2024.