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Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Stärke und über die Neigung der magnetischen Kräfte, angestellt in Frankreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. In: Annalen der Physik, Bd. 28, St. 3, (1808), S. 257-276.

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nicht ist, als man hätte erwarten sollen, und dass,
wenn der Vesuv einen Einfluss auf die Neigung der
Magnetnadel hat, dieser Einfluss wenigstens sehr
klein und sehr local ist. Bei der Einsiedelei zu St.
Salvador war die Neigung um 40' grösser, zu Por-
tici um 35' kleiner als zu Neapel.

Die Stärke der magnetischen Kräfte scheint
merklicher und auf eine unregelmässigere Art va-
riirt zu haben. Neapel liegt südlicher als Rom, und
doch fanden wir sie dort um tel grösser. Zu Por-
tici ist sie noch um stel und in der Einsiedelei um
stel grösser als zu Neapel. Im Krater des Vesuvs
dagegen ist sie um tel kleiner. Eine so grosse
Unregelmässigkeit, und ein so schnelles Abnehmen
in der Stärke, vom Fusse des Vesuvs bis zur Spitze,
beweisen, dass sich dieser Vulkan für kein magneti-
sches Centrum nehmen lässt; denn die Einwirkung
eines solchen müsste sich in die Ferne erstrecken.
Hier scheint im Gegentheile die Einwirkung sehr lo-
cal zu seyn, und lediglich von dem Einflusse einiger
Lavamassen abzuhängen, die an einigen Stellen et-
was eisenreicher als an andern sind. Als wir mit-
ten im Krater auf vulkanischen Schlacken stan-
den, konnte unsre Nadel, welche die horizontalen
Schwingungen machte, sich nahe bei einer magne-
tischen Schlacke befinden, deren Pole eine entge-
gen gesetzte Lage als die ihrigen hatten; daraus
würde sich die Verminderung in der Stärke erklä-
ren, die unsre Beobachtung gab. Doch welchen
Grund man auch sonst noch dafür annehmen will,

Annal. d. Physik B. 28. St. 3. J. 1808. St. 3. T

nicht iſt, als man hätte erwarten ſollen, und daſs,
wenn der Veſuv einen Einfluſs auf die Neigung der
Magnetnadel hat, dieſer Einfluſs wenigſtens ſehr
klein und ſehr local iſt. Bei der Einſiedelei zu St.
Salvador war die Neigung um 40′ gröſser, zu Por-
tici um 35′ kleiner als zu Neapel.

Die Stärke der magnetiſchen Kräfte ſcheint
merklicher und auf eine unregelmäſsigere Art va-
riirt zu haben. Neapel liegt ſüdlicher als Rom, und
doch fanden wir ſie dort um tel gröſser. Zu Por-
tici iſt ſie noch um ſtel und in der Einſiedelei um
ſtel gröſser als zu Neapel. Im Krater des Veſuvs
dagegen iſt ſie um tel kleiner. Eine ſo groſse
Unregelmäſsigkeit, und ein ſo ſchnelles Abnehmen
in der Stärke, vom Fuſse des Veſuvs bis zur Spitze,
beweiſen, daſs ſich dieſer Vulkan für kein magneti-
ſches Centrum nehmen läſst; denn die Einwirkung
eines ſolchen müſste ſich in die Ferne erſtrecken.
Hier ſcheint im Gegentheile die Einwirkung ſehr lo-
cal zu ſeyn, und lediglich von dem Einfluſſe einiger
Lavamaſſen abzuhängen, die an einigen Stellen et-
was eiſenreicher als an andern ſind. Als wir mit-
ten im Krater auf vulkaniſchen Schlacken ſtan-
den, konnte unſre Nadel, welche die horizontalen
Schwingungen machte, ſich nahe bei einer magne-
tiſchen Schlacke befinden, deren Pole eine entge-
gen geſetzte Lage als die ihrigen hatten; daraus
würde ſich die Verminderung in der Stärke erklä-
ren, die unſre Beobachtung gab. Doch welchen
Grund man auch ſonſt noch dafür annehmen will,

Annal. d. Phyſik B. 28. St. 3. J. 1808. St. 3. T
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[273/0017] nicht iſt, als man hätte erwarten ſollen, und daſs, wenn der Veſuv einen Einfluſs auf die Neigung der Magnetnadel hat, dieſer Einfluſs wenigſtens ſehr klein und ſehr local iſt. Bei der Einſiedelei zu St. Salvador war die Neigung um 40′ gröſser, zu Por- tici um 35′ kleiner als zu Neapel. Die Stärke der magnetiſchen Kräfte ſcheint merklicher und auf eine unregelmäſsigere Art va- riirt zu haben. Neapel liegt ſüdlicher als Rom, und doch fanden wir ſie dort um [FORMEL]tel gröſser. Zu Por- tici iſt ſie noch um [FORMEL]ſtel und in der Einſiedelei um [FORMEL]ſtel gröſser als zu Neapel. Im Krater des Veſuvs dagegen iſt ſie um [FORMEL]tel kleiner. Eine ſo groſse Unregelmäſsigkeit, und ein ſo ſchnelles Abnehmen in der Stärke, vom Fuſse des Veſuvs bis zur Spitze, beweiſen, daſs ſich dieſer Vulkan für kein magneti- ſches Centrum nehmen läſst; denn die Einwirkung eines ſolchen müſste ſich in die Ferne erſtrecken. Hier ſcheint im Gegentheile die Einwirkung ſehr lo- cal zu ſeyn, und lediglich von dem Einfluſſe einiger Lavamaſſen abzuhängen, die an einigen Stellen et- was eiſenreicher als an andern ſind. Als wir mit- ten im Krater auf vulkaniſchen Schlacken ſtan- den, konnte unſre Nadel, welche die horizontalen Schwingungen machte, ſich nahe bei einer magne- tiſchen Schlacke befinden, deren Pole eine entge- gen geſetzte Lage als die ihrigen hatten; daraus würde ſich die Verminderung in der Stärke erklä- ren, die unſre Beobachtung gab. Doch welchen Grund man auch ſonſt noch dafür annehmen will, Annal. d. Phyſik B. 28. St. 3. J. 1808. St. 3. T

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Stärke und über die Neigung der magnetischen Kräfte, angestellt in Frankreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. In: Annalen der Physik, Bd. 28, St. 3, (1808), S. 257-276, hier S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1808/17>, abgerufen am 30.04.2024.