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Humboldt, Alexander von: Neueste Beschlüsse der mexikoschen Regierung über einen Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec. In: Hertha, Bd. 9 (1827), S. 5-28.

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Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec.
wie es anfängt in Europa Sitte zu werden. Dieser Weg würde
nicht länger als zwei und zwanzig kleine Meilen und vielleicht
noch kürzer sein, wenn er eine gerade Linie bildet. Zu Wasser
würde man dann bis zu dem Ankerplatz der größeren Schiffe ge-
langen. Man kann hoffen, daß auf diese Art die Produkte Eu-
ropa's und Asia's, in Folge der geringeren Transportkosten, in
größerer Menge durch unsere Küsten eingeführt werden, so wie
anderer Seits die Ausfuhr der Erzeugnisse der Küstenländer der
Südsee durch die Rücksendungen erleichtert werden würde. Der
fruchtbare Boden der Landenge von Tehuantepec, welche Don
Tadeo Ortiz so gut beschrieben hat, bliebe dann nicht länger auf
die Erzeugung einer geringen Anzahl von Artikeln beschränkt. Die
Bevölkerung würde zunehmen bei vermehrter Leichtigkeit der Sub-
sistenz. Ein von der Natur so begünstigter Erdstrich könnte sich
bald, zum Vortheil der ganzen Nation, zu dem Grade von
Wohlstand erheben, der ihm durch so viele begünstigende Verhält-
nisse bestimmt ist.

Hier ist der Ort, die Bemerkung zu machen, daß obgleich
die nördliche Küste der Landenge, meiner Ansicht nach, eben so
sehr als die ganze übrige Küste des mexiko'schen Meerbusens,
den endemischen Krankheiten, welche im Sommer und im Herbst
unter den Einwohnern herrschen, so wie den ansteckenden Epi-
demien ausgesetzt sind, welche der Zusammenfluß von Frem-
den, die an das Klima nicht gewöhnt sind, hervorbringt; der
obere Theil des Flusses Goazacoalco, vom Zusammenfluß mit
dem Sarabia an, ferner Guichicori, Petapa und las Chimalapas,
am Fuß des Hauptgebirges, so wie die Ebenen und Ufer der
Südsee, in einer großen Ausdehnung dieser Küste, das ganze
Jahr hindurch überaus gesund und von den gewöhnlichen Krank-
heiten, die auf beiden Küsten herrschen, befreit sind. Die Erhö-
hung der Fläche, auf welcher die eben genannten Oerter liegen,
und die mindere Feuchtigkeit in Tehuantepec und auf der benach-
barten Küste, selbst während der Regenzeit, mögen die Hauptur-
sachen dieses gesunden Zustandes sein. Der Zusammenfluß von
Fremden wird vielleicht in der Folge das gelbe Fieber der Nord-
küste auch dieser Gegend zuführen: aber dieselbe wird vor den
andern Küstenländern immer den Vortheil genießen, daß sie von
den eigentlichen endemischen Krankheiten frei ist, welchen selbst

Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec.
wie es anfängt in Europa Sitte zu werden. Dieſer Weg würde
nicht länger als zwei und zwanzig kleine Meilen und vielleicht
noch kürzer ſein, wenn er eine gerade Linie bildet. Zu Waſſer
würde man dann bis zu dem Ankerplatz der größeren Schiffe ge-
langen. Man kann hoffen, daß auf dieſe Art die Produkte Eu-
ropa's und Aſia's, in Folge der geringeren Transportkoſten, in
größerer Menge durch unſere Küſten eingeführt werden, ſo wie
anderer Seits die Ausfuhr der Erzeugniſſe der Küſtenländer der
Südſee durch die Rückſendungen erleichtert werden würde. Der
fruchtbare Boden der Landenge von Tehuantepec, welche Don
Tadeo Ortiz ſo gut beſchrieben hat, bliebe dann nicht länger auf
die Erzeugung einer geringen Anzahl von Artikeln beſchränkt. Die
Bevölkerung würde zunehmen bei vermehrter Leichtigkeit der Sub-
ſiſtenz. Ein von der Natur ſo begünſtigter Erdſtrich könnte ſich
bald, zum Vortheil der ganzen Nation, zu dem Grade von
Wohlſtand erheben, der ihm durch ſo viele begünſtigende Verhält-
niſſe beſtimmt iſt.

Hier iſt der Ort, die Bemerkung zu machen, daß obgleich
die nördliche Küſte der Landenge, meiner Anſicht nach, eben ſo
ſehr als die ganze übrige Küſte des mexiko'ſchen Meerbuſens,
den endemiſchen Krankheiten, welche im Sommer und im Herbſt
unter den Einwohnern herrſchen, ſo wie den anſteckenden Epi-
demien ausgeſetzt ſind, welche der Zuſammenfluß von Frem-
den, die an das Klima nicht gewöhnt ſind, hervorbringt; der
obere Theil des Fluſſes Goazacoalco, vom Zuſammenfluß mit
dem Sarabia an, ferner Guichicori, Petapa und las Chimalapas,
am Fuß des Hauptgebirges, ſo wie die Ebenen und Ufer der
Südſee, in einer großen Ausdehnung dieſer Küſte, das ganze
Jahr hindurch überaus geſund und von den gewöhnlichen Krank-
heiten, die auf beiden Küſten herrſchen, befreit ſind. Die Erhö-
hung der Fläche, auf welcher die eben genannten Oerter liegen,
und die mindere Feuchtigkeit in Tehuantepec und auf der benach-
barten Küſte, ſelbſt während der Regenzeit, mögen die Hauptur-
ſachen dieſes geſunden Zuſtandes ſein. Der Zuſammenfluß von
Fremden wird vielleicht in der Folge das gelbe Fieber der Nord-
küſte auch dieſer Gegend zuführen: aber dieſelbe wird vor den
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den eigentlichen endemiſchen Krankheiten frei iſt, welchen ſelbſt

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[23/0022] Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec. wie es anfängt in Europa Sitte zu werden. Dieſer Weg würde nicht länger als zwei und zwanzig kleine Meilen und vielleicht noch kürzer ſein, wenn er eine gerade Linie bildet. Zu Waſſer würde man dann bis zu dem Ankerplatz der größeren Schiffe ge- langen. Man kann hoffen, daß auf dieſe Art die Produkte Eu- ropa's und Aſia's, in Folge der geringeren Transportkoſten, in größerer Menge durch unſere Küſten eingeführt werden, ſo wie anderer Seits die Ausfuhr der Erzeugniſſe der Küſtenländer der Südſee durch die Rückſendungen erleichtert werden würde. Der fruchtbare Boden der Landenge von Tehuantepec, welche Don Tadeo Ortiz ſo gut beſchrieben hat, bliebe dann nicht länger auf die Erzeugung einer geringen Anzahl von Artikeln beſchränkt. Die Bevölkerung würde zunehmen bei vermehrter Leichtigkeit der Sub- ſiſtenz. Ein von der Natur ſo begünſtigter Erdſtrich könnte ſich bald, zum Vortheil der ganzen Nation, zu dem Grade von Wohlſtand erheben, der ihm durch ſo viele begünſtigende Verhält- niſſe beſtimmt iſt. Hier iſt der Ort, die Bemerkung zu machen, daß obgleich die nördliche Küſte der Landenge, meiner Anſicht nach, eben ſo ſehr als die ganze übrige Küſte des mexiko'ſchen Meerbuſens, den endemiſchen Krankheiten, welche im Sommer und im Herbſt unter den Einwohnern herrſchen, ſo wie den anſteckenden Epi- demien ausgeſetzt ſind, welche der Zuſammenfluß von Frem- den, die an das Klima nicht gewöhnt ſind, hervorbringt; der obere Theil des Fluſſes Goazacoalco, vom Zuſammenfluß mit dem Sarabia an, ferner Guichicori, Petapa und las Chimalapas, am Fuß des Hauptgebirges, ſo wie die Ebenen und Ufer der Südſee, in einer großen Ausdehnung dieſer Küſte, das ganze Jahr hindurch überaus geſund und von den gewöhnlichen Krank- heiten, die auf beiden Küſten herrſchen, befreit ſind. Die Erhö- hung der Fläche, auf welcher die eben genannten Oerter liegen, und die mindere Feuchtigkeit in Tehuantepec und auf der benach- barten Küſte, ſelbſt während der Regenzeit, mögen die Hauptur- ſachen dieſes geſunden Zuſtandes ſein. Der Zuſammenfluß von Fremden wird vielleicht in der Folge das gelbe Fieber der Nord- küſte auch dieſer Gegend zuführen: aber dieſelbe wird vor den andern Küſtenländern immer den Vortheil genießen, daß ſie von den eigentlichen endemiſchen Krankheiten frei iſt, welchen ſelbſt

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Neueste Beschlüsse der mexikoschen Regierung über einen Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec. In: Hertha, Bd. 9 (1827), S. 5-28, hier S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beschluesse_1827/22>, abgerufen am 19.04.2024.