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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219.

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bal (14717 Fuss, Br. 0° 53' N.) und Chiles in der Pro-
vinz de los Pastos; endlich in dem eigentlichen Hoch-
lande von Quito die nicht erloschenen Vulkane: Pichin-
cha, Cotopaxi, Tunguragua und Sangay. Die Verthei-
lung von dampf- und feuerausstossenden Spalten in der
Verzweigung der Andes ist aber dergestalt, dass da, wo
nördlich vom Bergknoten von Popayan die Kette sich in
drei Zweige theilt, die Vulkane der mittleren Cordillere,
also nicht der, der Meeresküste näheren zugehören. Süd-
lich von jenem Bergknoten, der zugleich die nahen Quel-
len des Magdalenen- und Cauca-Stromes enthält, da wo
die Andeskette nur zwei parallele Ketten bildet, liegen
die drei Vulkane der Provinz de los Pastos, und Pichincha,
an dessen Fuss Quito gebaut ist, auf dem westlicheren,
Cotopaxi, Tunguragua und Sangay auf dem östlicheren
Zweige oder demselben nahe. Grössere Meeresnähe be-
stimmt demnach hier nicht, wie in Bolivia und Chili, die Lo-
calität der Ausbruchsphänomene. In der Hochebene von
Quito sind seit den letzten hundert Jahren die thätigsten
und am meisten gefürchtetsten Vulkane, die gegen Osten
und Süden gelegenen. Cotopaxi, Turguragua und Sangay,
letzterer gewöhnlich der Vulkan von Macas genannt, und
zwischen 1739 und 1745 fast ununterbrochen speiend, wie
Stromboli und einst Massaya 1), gehören der meerferne-
ren Cordillere zu. Sangay, über 16000 Fuss hoch, ist
sogar in der Ebene am östlichen Fuss der östlichsten Cor-
dillere, 4 geogr. Meilen von derselben entfernt, ausgebro-
chen, zwischen der Quelle des Rio Morona und dem rech-
ten Ufer des Pastaza. Ja zwei vom Meere noch entfern-
tere und noch östlichere Beispiele vulkanischer Thätig-
keit habe ich in meiner General-Karte der Andeskette
angegeben, nämlich den Vulkan de la Fragua, bei Santa
Rosa (Br. 1° 47' N.), welchen die Missionäre des Caqueta,
wenn sie von dem Franciscanerkloster la Ceja kommen,

1) Gomara, ed. de Saragosa 1553, fol. CX, b.

bal (14717 Fuſs, Br. 0° 53′ N.) und Chiles in der Pro-
vinz de los Pastos; endlich in dem eigentlichen Hoch-
lande von Quito die nicht erloschenen Vulkane: Pichin-
cha, Cotopaxi, Tunguragua und Sangay. Die Verthei-
lung von dampf- und feuerausstoſsenden Spalten in der
Verzweigung der Andes ist aber dergestalt, daſs da, wo
nördlich vom Bergknoten von Popayan die Kette sich in
drei Zweige theilt, die Vulkane der mittleren Cordillere,
also nicht der, der Meeresküste näheren zugehören. Süd-
lich von jenem Bergknoten, der zugleich die nahen Quel-
len des Magdalenen- und Cauca-Stromes enthält, da wo
die Andeskette nur zwei parallele Ketten bildet, liegen
die drei Vulkane der Provinz de los Pastos, und Pichincha,
an dessen Fuſs Quito gebaut ist, auf dem westlicheren,
Cotopaxi, Tunguragua und Sangay auf dem östlicheren
Zweige oder demselben nahe. Gröſsere Meeresnähe be-
stimmt demnach hier nicht, wie in Bolivia und Chili, die Lo-
calität der Ausbruchsphänomene. In der Hochebene von
Quito sind seit den letzten hundert Jahren die thätigsten
und am meisten gefürchtetsten Vulkane, die gegen Osten
und Süden gelegenen. Cotopaxi, Turguragua und Sangay,
letzterer gewöhnlich der Vulkan von Macas genannt, und
zwischen 1739 und 1745 fast ununterbrochen speiend, wie
Stromboli und einst Massaya 1), gehören der meerferne-
ren Cordillere zu. Sangay, über 16000 Fuſs hoch, ist
sogar in der Ebene am östlichen Fuſs der östlichsten Cor-
dillere, 4 geogr. Meilen von derselben entfernt, ausgebro-
chen, zwischen der Quelle des Rio Morona und dem rech-
ten Ufer des Pastaza. Ja zwei vom Meere noch entfern-
tere und noch östlichere Beispiele vulkanischer Thätig-
keit habe ich in meiner General-Karte der Andeskette
angegeben, nämlich den Vulkan de la Fragua, bei Santa
Rosa (Br. 1° 47′ N.), welchen die Missionäre des Caqueta,
wenn sie von dem Franciscanerkloster la Ceja kommen,

1) Gomara, ed. de Saragosa 1553, fol. CX, b.
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[197/0005] bal (14717 Fuſs, Br. 0° 53′ N.) und Chiles in der Pro- vinz de los Pastos; endlich in dem eigentlichen Hoch- lande von Quito die nicht erloschenen Vulkane: Pichin- cha, Cotopaxi, Tunguragua und Sangay. Die Verthei- lung von dampf- und feuerausstoſsenden Spalten in der Verzweigung der Andes ist aber dergestalt, daſs da, wo nördlich vom Bergknoten von Popayan die Kette sich in drei Zweige theilt, die Vulkane der mittleren Cordillere, also nicht der, der Meeresküste näheren zugehören. Süd- lich von jenem Bergknoten, der zugleich die nahen Quel- len des Magdalenen- und Cauca-Stromes enthält, da wo die Andeskette nur zwei parallele Ketten bildet, liegen die drei Vulkane der Provinz de los Pastos, und Pichincha, an dessen Fuſs Quito gebaut ist, auf dem westlicheren, Cotopaxi, Tunguragua und Sangay auf dem östlicheren Zweige oder demselben nahe. Gröſsere Meeresnähe be- stimmt demnach hier nicht, wie in Bolivia und Chili, die Lo- calität der Ausbruchsphänomene. In der Hochebene von Quito sind seit den letzten hundert Jahren die thätigsten und am meisten gefürchtetsten Vulkane, die gegen Osten und Süden gelegenen. Cotopaxi, Turguragua und Sangay, letzterer gewöhnlich der Vulkan von Macas genannt, und zwischen 1739 und 1745 fast ununterbrochen speiend, wie Stromboli und einst Massaya 1), gehören der meerferne- ren Cordillere zu. Sangay, über 16000 Fuſs hoch, ist sogar in der Ebene am östlichen Fuſs der östlichsten Cor- dillere, 4 geogr. Meilen von derselben entfernt, ausgebro- chen, zwischen der Quelle des Rio Morona und dem rech- ten Ufer des Pastaza. Ja zwei vom Meere noch entfern- tere und noch östlichere Beispiele vulkanischer Thätig- keit habe ich in meiner General-Karte der Andeskette angegeben, nämlich den Vulkan de la Fragua, bei Santa Rosa (Br. 1° 47′ N.), welchen die Missionäre des Caqueta, wenn sie von dem Franciscanerkloster la Ceja kommen, 1) Gomara, ed. de Saragosa 1553, fol. CX, b.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219, hier S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1838/5>, abgerufen am 26.04.2024.