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Humboldt, Alexander von: Grösse der Körner von gediegenem Platin. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 10 (1827), S. 487-490.

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Humboldt in seinem Essai politique sur le royaume de la
Nouvelle Espagne
bemerkt, ist es durchaus ungegründet, dass man
je bei Carthagena oder Santa Fe de Bogota, in Portorico, Barba-
dos, Peru
oder in der mexicanischen Provinz Sonora Platin gefunden
habe (wie unter andern in Haüy Mineral. T. III. p. 370 und in
Phillips Mineral. 1823. p. 325 angegeben ist). Ausser den Fund-
orten in St. Domingo und den später entdeckten in Brasilien und
am Ural kommt diess Metall bis jetzt nur in Columbien vor, in
den Provinzen Barbacoas und Choco. Hier sind es namentlich die
Goldwäschen in dem Landstriche, der die Quellen des Rio Atrato
(der sich in den Meerbusen von Mexico ergiesst) von denen des
Rio San Juan (der in die Südsee mündet) trennt, aus welchen
man heut zu Tage Platin gewinnt. Hr. v. Humboldt verdankt
die ausführlichsten Nachrichten über die Lage der Waschwerke
dem Hrn. Joaquim d'Acosta, einem jungen columbischen Offi-
cier, der lange in Choco lebte und sich in Paris seit 1825 auf-
hält. Es ist sehr merkwürdig, dass alle diese Fundorte nur am
westlichen Abhange des westlichen Zweiges der Cordilleren liegen.
Bis 1826 hatte man nie im Osten dieses Zweiges, im Thale des Cau-
caflusses, Platin entdeckt. In dem Waschgolde von Quilichao und
Jelima, Orten, die 15 Lieues nördlich von Popayan liegen und
durch diese, an Höhe nur unbeträchtliche, Gebirgskette von den
Wäschen zu Novita und Choco getrennt werden, konnte Hr. v.
Humboldt mit aller Sorgfalt nicht ein einziges Platinkorn un-
terscheiden. Die neueren Entdeckungen des Hrn. Boussingault
haben indess gelehrt, dass die eigentliche Lagerstätte des columbi-
schen Platins in den Gebirgsknoten der Provinz Antioquia zu su-
chen ist, und diess hat es wahrscheinlich gemacht, dass nur der
Zersetzung der Syenit- und Grünsteinformation die Platin haltigen
Alluvionen von Choco und Barbacoas ihren Ursprung verdanken.
Merkwürdig ist es, dass die Lavaderos von Santa Lucia und Tado
2/3 Platin und 1/3 Gold (also mehr Platin als Gold!) liefern (Essai
politiq. III. 157). -- Noch verdient bemerkt zu werden, dass
neuerlich Hr. Prof. Osann in Dorpat ein neues Metall in dem rus-
sischen Platinerze entdeckt hat, worüber indess das Nähere noch
zu erwarten steht.    P.



Humboldt in ſeinem Essai politique sur le royaume de la
Nouvelle Espagne
bemerkt, iſt es durchaus ungegründet, daſs man
je bei Carthagena oder Santa Fé de Bogota, in Portorico, Barba-
dos, Peru
oder in der mexicaniſchen Provinz Sonora Platin gefunden
habe (wie unter andern in Haüy Mineral. T. III. p. 370 und in
Phillips Mineral. 1823. p. 325 angegeben iſt). Auſser den Fund-
orten in St. Domingo und den ſpäter entdeckten in Brasilien und
am Ural kommt dieſs Metall bis jetzt nur in Columbien vor, in
den Provinzen Barbacoas und Choco. Hier ſind es namentlich die
Goldwäſchen in dem Landſtriche, der die Quellen des Rio Atrato
(der ſich in den Meerbuſen von Mexico ergieſst) von denen des
Rio San Juan (der in die Südſee mündet) trennt, aus welchen
man heut zu Tage Platin gewinnt. Hr. v. Humboldt verdankt
die ausführlichſten Nachrichten über die Lage der Waſchwerke
dem Hrn. Joaquim d'Acosta, einem jungen columbiſchen Offi-
cier, der lange in Choco lebte und ſich in Paris ſeit 1825 auf-
hält. Es iſt ſehr merkwürdig, daſs alle dieſe Fundorte nur am
weſtlichen Abhange des weſtlichen Zweiges der Cordilleren liegen.
Bis 1826 hatte man nie im Oſten dieſes Zweiges, im Thale des Cau-
cafluſſes, Platin entdeckt. In dem Waſchgoldé von Quilichao und
Jelima, Orten, die 15 Lieues nördlich von Popayan liegen und
durch dieſe, an Höhe nur unbeträchtliche, Gebirgskette von den
Wäſchen zu Novita und Choco getrennt werden, konnte Hr. v.
Humboldt mit aller Sorgfalt nicht ein einziges Platinkorn un-
terſcheiden. Die neueren Entdeckungen des Hrn. Boussingault
haben indeſs gelehrt, daſs die eigentliche Lagerſtätte des columbi-
ſchen Platins in den Gebirgsknoten der Provinz Antioquia zu ſu-
chen iſt, und dieſs hat es wahrſcheinlich gemacht, daſs nur der
Zerſetzung der Syenit- und Grünſteinformation die Platin haltigen
Alluvionen von Choco und Barbacoas ihren Urſprung verdanken.
Merkwürdig iſt es, daſs die Lavaderos von Santa Lucia und Tado
⅔ Platin und ⅓ Gold (alſo mehr Platin als Gold!) liefern (Essai
politiq. III. 157). — Noch verdient bemerkt zu werden, daſs
neuerlich Hr. Prof. Osann in Dorpat ein neues Metall in dem ruſ-
ſiſchen Platinerze entdeckt hat, worüber indeſs das Nähere noch
zu erwarten ſteht.    P.



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[490/0005] Humboldt in ſeinem Essai politique sur le royaume de la Nouvelle Espagne bemerkt, iſt es durchaus ungegründet, daſs man je bei Carthagena oder Santa Fé de Bogota, in Portorico, Barba- dos, Peru oder in der mexicaniſchen Provinz Sonora Platin gefunden habe (wie unter andern in Haüy Mineral. T. III. p. 370 und in Phillips Mineral. 1823. p. 325 angegeben iſt). Auſser den Fund- orten in St. Domingo und den ſpäter entdeckten in Brasilien und am Ural kommt dieſs Metall bis jetzt nur in Columbien vor, in den Provinzen Barbacoas und Choco. Hier ſind es namentlich die Goldwäſchen in dem Landſtriche, der die Quellen des Rio Atrato (der ſich in den Meerbuſen von Mexico ergieſst) von denen des Rio San Juan (der in die Südſee mündet) trennt, aus welchen man heut zu Tage Platin gewinnt. Hr. v. Humboldt verdankt die ausführlichſten Nachrichten über die Lage der Waſchwerke dem Hrn. Joaquim d'Acosta, einem jungen columbiſchen Offi- cier, der lange in Choco lebte und ſich in Paris ſeit 1825 auf- hält. Es iſt ſehr merkwürdig, daſs alle dieſe Fundorte nur am weſtlichen Abhange des weſtlichen Zweiges der Cordilleren liegen. Bis 1826 hatte man nie im Oſten dieſes Zweiges, im Thale des Cau- cafluſſes, Platin entdeckt. In dem Waſchgoldé von Quilichao und Jelima, Orten, die 15 Lieues nördlich von Popayan liegen und durch dieſe, an Höhe nur unbeträchtliche, Gebirgskette von den Wäſchen zu Novita und Choco getrennt werden, konnte Hr. v. Humboldt mit aller Sorgfalt nicht ein einziges Platinkorn un- terſcheiden. Die neueren Entdeckungen des Hrn. Boussingault haben indeſs gelehrt, daſs die eigentliche Lagerſtätte des columbi- ſchen Platins in den Gebirgsknoten der Provinz Antioquia zu ſu- chen iſt, und dieſs hat es wahrſcheinlich gemacht, daſs nur der Zerſetzung der Syenit- und Grünſteinformation die Platin haltigen Alluvionen von Choco und Barbacoas ihren Urſprung verdanken. Merkwürdig iſt es, daſs die Lavaderos von Santa Lucia und Tado ⅔ Platin und ⅓ Gold (alſo mehr Platin als Gold!) liefern (Essai politiq. III. 157). — Noch verdient bemerkt zu werden, daſs neuerlich Hr. Prof. Osann in Dorpat ein neues Metall in dem ruſ- ſiſchen Platinerze entdeckt hat, worüber indeſs das Nähere noch zu erwarten ſteht. P.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Grösse der Körner von gediegenem Platin. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 10 (1827), S. 487-490, hier S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_koerner_1827/5>, abgerufen am 26.04.2024.