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Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1847.

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es scheint, zuerst in Pisa Claudio Beriguardi79; und fünf Jahre später in Frankreich, auf Pascal's Aufforderung, des letzteren Schwager Perrier, da er den Puy de Dome (840 Fuß höher als der Vesuv) bestieg. Die Idee das Barometer zu Höhenmessungen anzuwenden bot sich nun wie von selbst dar; vielleicht ward sie in Pascal durch einen Brief von Descartes80 geweckt. Wie viel das Barometer, als hypsometrisches Werkzeug auf die Bestimmung der partiellen Oberflächengestalt der Erde, als metereologisches Werkzeug (auf Ergründung des Einflusses der Luftströme angewandt) zur Erweiterung der physikalischen Erdbeschreibung und der Witterungslehre beigetragen habe: erheischt hier keine besondere Erörterung. Die Theorie der eben erwähnten Luftströme ist in ihren festen Grundpfeilern ebenfalls vor dem Schluß des 17ten Jahrhunderts erkannt worden. Bacon hat das Verdienst (1664) gehabt, in seiner berühmten Historia naturalis et experimentalis de ventis81 die Richtung der Winde in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur und den Hydrometeoren zu betrachten; aber, die Richtigkeit des copernicanischen Systems unmathematisch läugnend, fabelte er von der Möglichkeit, "daß unsere Atmosphäre sich auf gleiche Weise als der Himmel täglich um die Erde drehen und so den tropischen Ostwind veranlassen könne."

Hooke's allumfassendes Genie verbreitete auch hier wieder Gesetzmäßigkeit und Licht.82 Er erkannte den Einfluß der Rotation der Erde, wie die oberen und unteren Strömungen warmer und kalter Luft vom Aequator zu den Polen und von diesen zum Aequator zurückkehrend. Galilei hatte in seinem letzten Dialogo allerdings auch die Passatwinde

es scheint, zuerst in Pisa Claudio Beriguardi79; und fünf Jahre später in Frankreich, auf Pascal's Aufforderung, des letzteren Schwager Perrier, da er den Puy de Dôme (840 Fuß höher als der Vesuv) bestieg. Die Idee das Barometer zu Höhenmessungen anzuwenden bot sich nun wie von selbst dar; vielleicht ward sie in Pascal durch einen Brief von Descartes80 geweckt. Wie viel das Barometer, als hypsometrisches Werkzeug auf die Bestimmung der partiellen Oberflächengestalt der Erde, als metereologisches Werkzeug (auf Ergründung des Einflusses der Luftströme angewandt) zur Erweiterung der physikalischen Erdbeschreibung und der Witterungslehre beigetragen habe: erheischt hier keine besondere Erörterung. Die Theorie der eben erwähnten Luftströme ist in ihren festen Grundpfeilern ebenfalls vor dem Schluß des 17ten Jahrhunderts erkannt worden. Bacon hat das Verdienst (1664) gehabt, in seiner berühmten Historia naturalis et experimentalis de ventis81 die Richtung der Winde in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur und den Hydrometeoren zu betrachten; aber, die Richtigkeit des copernicanischen Systems unmathematisch läugnend, fabelte er von der Möglichkeit, „daß unsere Atmosphäre sich auf gleiche Weise als der Himmel täglich um die Erde drehen und so den tropischen Ostwind veranlassen könne."

Hooke's allumfassendes Genie verbreitete auch hier wieder Gesetzmäßigkeit und Licht.82 Er erkannte den Einfluß der Rotation der Erde, wie die oberen und unteren Strömungen warmer und kalter Luft vom Aequator zu den Polen und von diesen zum Aequator zurückkehrend. Galilei hatte in seinem letzten Dialogo allerdings auch die Passatwinde

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es scheint, zuerst in Pisa Claudio Beriguardi<note xml:id="ftn518" next="ftn518-text" place="end" n="79"/>; und fünf Jahre später in Frankreich, auf Pascal's Aufforderung, des letzteren Schwager Perrier, da er den Puy de Dôme (840 Fuß höher als der Vesuv) bestieg. Die Idee das Barometer zu Höhenmessungen anzuwenden bot sich nun wie von selbst dar; vielleicht ward sie in Pascal durch einen Brief von Descartes<note xml:id="ftn519" next="ftn519-text" place="end" n="80"/> geweckt. Wie viel das Barometer, als hypsometrisches Werkzeug auf die Bestimmung der partiellen Oberflächengestalt der Erde, als metereologisches Werkzeug (auf Ergründung des Einflusses der Luftströme angewandt) zur Erweiterung der physikalischen Erdbeschreibung und der Witterungslehre beigetragen habe: erheischt hier keine besondere Erörterung. Die Theorie der eben erwähnten Luftströme ist in ihren festen Grundpfeilern ebenfalls vor dem Schluß des 17ten Jahrhunderts erkannt worden. Bacon hat das Verdienst (1664) gehabt, in seiner berühmten <hi rendition="#g">Historia naturalis et experimentalis de ventis</hi><note xml:id="ftn520" next="ftn520-text" place="end" n="81"/> die Richtung der Winde in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur und den Hydrometeoren zu betrachten; aber, die Richtigkeit des copernicanischen Systems unmathematisch läugnend, fabelte er von der Möglichkeit, &#x201E;daß unsere Atmosphäre sich auf gleiche Weise als der Himmel täglich um die Erde drehen und so den tropischen Ostwind veranlassen könne."</p>
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[379/0384] es scheint, zuerst in Pisa Claudio Beriguardi ⁷⁹ ; und fünf Jahre später in Frankreich, auf Pascal's Aufforderung, des letzteren Schwager Perrier, da er den Puy de Dôme (840 Fuß höher als der Vesuv) bestieg. Die Idee das Barometer zu Höhenmessungen anzuwenden bot sich nun wie von selbst dar; vielleicht ward sie in Pascal durch einen Brief von Descartes ⁸⁰ geweckt. Wie viel das Barometer, als hypsometrisches Werkzeug auf die Bestimmung der partiellen Oberflächengestalt der Erde, als metereologisches Werkzeug (auf Ergründung des Einflusses der Luftströme angewandt) zur Erweiterung der physikalischen Erdbeschreibung und der Witterungslehre beigetragen habe: erheischt hier keine besondere Erörterung. Die Theorie der eben erwähnten Luftströme ist in ihren festen Grundpfeilern ebenfalls vor dem Schluß des 17ten Jahrhunderts erkannt worden. Bacon hat das Verdienst (1664) gehabt, in seiner berühmten Historia naturalis et experimentalis de ventis ⁸¹ die Richtung der Winde in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur und den Hydrometeoren zu betrachten; aber, die Richtigkeit des copernicanischen Systems unmathematisch läugnend, fabelte er von der Möglichkeit, „daß unsere Atmosphäre sich auf gleiche Weise als der Himmel täglich um die Erde drehen und so den tropischen Ostwind veranlassen könne." Hooke's allumfassendes Genie verbreitete auch hier wieder Gesetzmäßigkeit und Licht. ⁸² Er erkannte den Einfluß der Rotation der Erde, wie die oberen und unteren Strömungen warmer und kalter Luft vom Aequator zu den Polen und von diesen zum Aequator zurückkehrend. Galilei hatte in seinem letzten Dialogo allerdings auch die Passatwinde

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1847, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos02_1847/384>, abgerufen am 05.05.2024.