Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 3. Stuttgart u. a., 1850.

Bild:
<< vorherige Seite
Veröffentlichung derselben unterscheiden. Durch Nichtachtung dieses Unterschiedes sind verschiedene und irrige Zahlen in astronomische Handbücher übergegangen. So z. B. hat Huygens den 6ten Saturnstrabanten, Titan, am 25 März 1655 entdeckt (Hugenii Opera varia 1724 p. 523) und die Entdeckung erst am 5 März 1656 (Systema Saturnium 1659 p. 2) veröffentlicht. Huygens, welcher seit dem Monat März 1655 sich ununterbrochen mit dem Saturn beschäftigte, genoß schon der vollen unzweifelhaften Ansicht des offenen Ringes am 17 December 1657 (Syst. Sat. p. 21), publicirte aber seine wissenschaftliche Erklärung aller Erscheinungen (Galilei hatte an jeder Seite des Planeten nur zwei abstehende, kreisrunde Scheiben zu sehen geglaubt) erst im Jahr 1659.
17 (S. 427.) Kosmos Bd. I. S. 95. Vergl. auch Encke in Schumacher's Astr. Nachr. Bd. XXVI. 1848 No. 622 S. 347.
18 (S. 437.) Böckh de Platonico syst. p. XXIV und im Philolaos S. 100. Die Planetenfolge, welche, wie wir eben gesehen (Anm. 14), zu der Benennung der Wochentage nach Planeten-Göttern Anlaß gegeben hat, die des Geminus, wird bestimmt von Ptolemäus (Almag. XI cap. 1) die älteste genannt. Er tadelt die Motive, nach denen "die Neueren Venus und Merkur jenseit der Sonne gesetzt haben".
19 (S. 437.) Die Pythagoreer behaupteten, um die Wirklichkeit der durch den Sphären-Umschwung hervorgebrachten Töne zu rechtfertigen: man höre nur da, wo sich Abwechselung von Laut und Schweigen finde. Aristot. de Coelo II, 9 pag. 290 no. 24-30 Bekker. Auch durch Betäubung wurde das Nicht-Hören der Sphärenmusik entschuldigt; Cicero de rep. VI, 18. Aristoteles selbst nennt die pythagorische Tonmythe artig und geistreich (kompsos kai perittos), aber unwahr (l. c. no. 12-15).
20 (S. 437.) Böckh im Philolaos S. 90.
21 (S. 438.) Plato de republica X p. 617. Er schätzt die Planeten-Abstände nach zwei ganz verschiedenen Progressionen: einer durch Verdoppelung, der anderen durch Verdreifachung, woraus die Reihe 1. 2. 3. 4. 9. 8. 27 entsteht. Es ist dieselbe Reihe, welche man im Timäus findet, da, wo von der arithmetischen Theilung der Weltseele (p. 35 Steph.), welche der Demiurgus vornimmt, gehandelt wird. Plato hat nämlich die beiden
Veröffentlichung derselben unterscheiden. Durch Nichtachtung dieses Unterschiedes sind verschiedene und irrige Zahlen in astronomische Handbücher übergegangen. So z. B. hat Huygens den 6ten Saturnstrabanten, Titan, am 25 März 1655 entdeckt (Hugenii Opera varia 1724 p. 523) und die Entdeckung erst am 5 März 1656 (Systema Saturnium 1659 p. 2) veröffentlicht. Huygens, welcher seit dem Monat März 1655 sich ununterbrochen mit dem Saturn beschäftigte, genoß schon der vollen unzweifelhaften Ansicht des offenen Ringes am 17 December 1657 (Syst. Sat. p. 21), publicirte aber seine wissenschaftliche Erklärung aller Erscheinungen (Galilei hatte an jeder Seite des Planeten nur zwei abstehende, kreisrunde Scheiben zu sehen geglaubt) erst im Jahr 1659.
17 (S. 427.) Kosmos Bd. I. S. 95. Vergl. auch Encke in Schumacher's Astr. Nachr. Bd. XXVI. 1848 No. 622 S. 347.
18 (S. 437.) Böckh de Platonico syst. p. XXIV und im Philolaos S. 100. Die Planetenfolge, welche, wie wir eben gesehen (Anm. 14), zu der Benennung der Wochentage nach Planeten-Göttern Anlaß gegeben hat, die des Geminus, wird bestimmt von Ptolemäus (Almag. XI cap. 1) die älteste genannt. Er tadelt die Motive, nach denen „die Neueren Venus und Merkur jenseit der Sonne gesetzt haben“.
19 (S. 437.) Die Pythagoreer behaupteten, um die Wirklichkeit der durch den Sphären-Umschwung hervorgebrachten Töne zu rechtfertigen: man höre nur da, wo sich Abwechselung von Laut und Schweigen finde. Aristot. de Coelo II, 9 pag. 290 no. 24–30 Bekker. Auch durch Betäubung wurde das Nicht-Hören der Sphärenmusik entschuldigt; Cicero de rep. VI, 18. Aristoteles selbst nennt die pythagorische Tonmythe artig und geistreich (κομψῶς καὶ περιττῶς), aber unwahr (l. c. no. 12–15).
20 (S. 437.) Böckh im Philolaos S. 90.
21 (S. 438.) Plato de republica X p. 617. Er schätzt die Planeten-Abstände nach zwei ganz verschiedenen Progressionen: einer durch Verdoppelung, der anderen durch Verdreifachung, woraus die Reihe 1. 2. 3. 4. 9. 8. 27 entsteht. Es ist dieselbe Reihe, welche man im Timäus findet, da, wo von der arithmetischen Theilung der Weltseele (p. 35 Steph.), welche der Demiurgus vornimmt, gehandelt wird. Plato hat nämlich die beiden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <note xml:id="ftn508-text" prev="ftn508" place="end" n="16"><pb facs="#f0482" n="477"/>
Veröffentlichung derselben unterscheiden. Durch Nichtachtung dieses Unterschiedes sind verschiedene und irrige Zahlen in astronomische Handbücher übergegangen. So z. B. hat Huygens den 6ten Saturnstrabanten, Titan, am 25 März 1655 entdeckt <hi rendition="#g">(Hugenii Opera varia</hi> 1724 p. 523) und die Entdeckung erst am 5 März 1656 <hi rendition="#g">(Systema Saturnium</hi> 1659 p. 2) veröffentlicht. Huygens, welcher seit dem Monat März 1655 sich ununterbrochen mit dem Saturn beschäftigte, genoß schon der vollen unzweifelhaften Ansicht des offenen Ringes am 17 December 1657 <hi rendition="#g">(Syst. Sat.</hi> p. 21), publicirte aber seine wissenschaftliche Erklärung aller Erscheinungen (Galilei hatte an jeder Seite des Planeten nur zwei abstehende, kreisrunde Scheiben zu sehen geglaubt) erst im Jahr 1659.</note>
                <note xml:id="ftn509-text" prev="ftn509" place="end" n="17"> (S. 427.) <hi rendition="#g">Kosmos</hi> Bd. I. S. 95. Vergl. auch <hi rendition="#g">Encke</hi> in <hi rendition="#g">Schumacher's Astr. Nachr.</hi> Bd. XXVI. 1848 No. 622 S. 347.</note>
                <note xml:id="ftn510-text" prev="ftn510" place="end" n="18"> (S. 437.) <hi rendition="#g">Böckh de Platonico syst.</hi> p. XXIV und im <hi rendition="#g">Philolaos</hi> S. 100. Die Planetenfolge, welche, wie wir eben gesehen (Anm. 14), zu der Benennung der Wochentage nach Planeten-Göttern Anlaß gegeben hat, die des Geminus, wird bestimmt von <hi rendition="#g">Ptolemäus (Almag.</hi> XI cap. 1) die älteste genannt. Er tadelt die Motive, nach denen &#x201E;die Neueren Venus und Merkur jenseit der Sonne gesetzt haben&#x201C;.</note>
                <note xml:id="ftn511-text" prev="ftn511" place="end" n="19"> (S. 437.) Die Pythagoreer behaupteten, um die Wirklichkeit der durch den Sphären-Umschwung hervorgebrachten Töne zu rechtfertigen: man höre nur da, wo sich Abwechselung von <hi rendition="#g">Laut</hi> und <hi rendition="#g">Schweigen</hi> finde. <hi rendition="#g">Aristot. de Coelo</hi> II, 9 pag. 290 no. 24&#x2013;30 Bekker. Auch durch Betäubung wurde das Nicht-Hören der Sphärenmusik entschuldigt; <hi rendition="#g">Cicero de rep.</hi> VI, 18. Aristoteles selbst nennt die pythagorische Tonmythe <hi rendition="#g">artig</hi> und <hi rendition="#g">geistreich</hi> (<hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">&#x03BA;&#x03BF;&#x03BC;&#x03C8;&#x1FF6;&#x03C2; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03C0;&#x03B5;&#x03C1;&#x03B9;&#x03C4;&#x03C4;&#x1FF6;&#x03C2;</foreign></hi>), aber <hi rendition="#g">unwahr</hi> (l. c. no. 12&#x2013;15).</note>
                <note xml:id="ftn512-text" prev="ftn512" place="end" n="20"> (S. 437.) <hi rendition="#g">Böckh</hi> im <hi rendition="#g">Philolaos</hi> S. 90.</note>
                <note xml:id="ftn513-text" prev="ftn513" place="end" n="21"> (S. 438.) <hi rendition="#g">Plato de republica</hi> X p. 617. Er schätzt die Planeten-Abstände nach zwei ganz verschiedenen Progressionen: einer durch Verdoppelung, der anderen durch Verdreifachung, woraus die Reihe 1. 2. 3. 4. 9. 8. 27 entsteht. Es ist dieselbe Reihe, welche man im Timäus findet, da, wo von der arithmetischen Theilung der Weltseele (p. 35 Steph.), welche der Demiurgus vornimmt, gehandelt wird. Plato hat nämlich die beiden
</note>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0482] ¹⁶ Veröffentlichung derselben unterscheiden. Durch Nichtachtung dieses Unterschiedes sind verschiedene und irrige Zahlen in astronomische Handbücher übergegangen. So z. B. hat Huygens den 6ten Saturnstrabanten, Titan, am 25 März 1655 entdeckt (Hugenii Opera varia 1724 p. 523) und die Entdeckung erst am 5 März 1656 (Systema Saturnium 1659 p. 2) veröffentlicht. Huygens, welcher seit dem Monat März 1655 sich ununterbrochen mit dem Saturn beschäftigte, genoß schon der vollen unzweifelhaften Ansicht des offenen Ringes am 17 December 1657 (Syst. Sat. p. 21), publicirte aber seine wissenschaftliche Erklärung aller Erscheinungen (Galilei hatte an jeder Seite des Planeten nur zwei abstehende, kreisrunde Scheiben zu sehen geglaubt) erst im Jahr 1659. ¹⁷ (S. 427.) Kosmos Bd. I. S. 95. Vergl. auch Encke in Schumacher's Astr. Nachr. Bd. XXVI. 1848 No. 622 S. 347. ¹⁸ (S. 437.) Böckh de Platonico syst. p. XXIV und im Philolaos S. 100. Die Planetenfolge, welche, wie wir eben gesehen (Anm. 14), zu der Benennung der Wochentage nach Planeten-Göttern Anlaß gegeben hat, die des Geminus, wird bestimmt von Ptolemäus (Almag. XI cap. 1) die älteste genannt. Er tadelt die Motive, nach denen „die Neueren Venus und Merkur jenseit der Sonne gesetzt haben“. ¹⁹ (S. 437.) Die Pythagoreer behaupteten, um die Wirklichkeit der durch den Sphären-Umschwung hervorgebrachten Töne zu rechtfertigen: man höre nur da, wo sich Abwechselung von Laut und Schweigen finde. Aristot. de Coelo II, 9 pag. 290 no. 24–30 Bekker. Auch durch Betäubung wurde das Nicht-Hören der Sphärenmusik entschuldigt; Cicero de rep. VI, 18. Aristoteles selbst nennt die pythagorische Tonmythe artig und geistreich (κομψῶς καὶ περιττῶς), aber unwahr (l. c. no. 12–15). ²⁰ (S. 437.) Böckh im Philolaos S. 90. ²¹ (S. 438.) Plato de republica X p. 617. Er schätzt die Planeten-Abstände nach zwei ganz verschiedenen Progressionen: einer durch Verdoppelung, der anderen durch Verdreifachung, woraus die Reihe 1. 2. 3. 4. 9. 8. 27 entsteht. Es ist dieselbe Reihe, welche man im Timäus findet, da, wo von der arithmetischen Theilung der Weltseele (p. 35 Steph.), welche der Demiurgus vornimmt, gehandelt wird. Plato hat nämlich die beiden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Posner Collection: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-09T11:04:31Z)
Moritz Bodner: Erstellung bzw. Korrektur der griechischen Textpassagen (2013-04-18T11:04:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos03_1850/482
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 3. Stuttgart u. a., 1850, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos03_1850/482>, abgerufen am 31.05.2024.