Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber die Gestalt und das Klima des Hochlandes in der iberischen Halbinsel. In: Hertha, Zeitschrift für Erd-, Völker und Staatenkunde, Bd. 4, Heft 1 (1825), S. [5]–23.

Bild:
<< vorherige Seite

Spanien. Das Gipsflötz sonderbar verwittert, besonders da,
wo es an den Kalkstein anliegt, oder vielleicht denselben
durchbricht. Ein kultivirtes Thal zwischen zwei zackichten
waldbedeckten Kalkketten. Eine halbe Meile (Legua) vor
dem 53sten Meilenstein ist die Ebene schon 116 Toisen über
der Meeresfläche erhaben. Die Hügelkette neben dem Weg
zieht sich von SSW. nach NNO.

Venta de Morente*), ein einzeln stehendes Wirths-
haus, 165 Toisen, bei dem 51sten Meilenstein eine sonder-
bare Zerrüttung der Kalksteinflötze. Vier Einschnitte, in de-
nen man deutlich die herabgefallenen Felsmassen erkennt;
dann ein steiler Berg, Puerto de Almansa, 373 Toisen.
Hier gelangt man eigentlich auf das Tafel-Land (pla-
teau
), welches fast ununterbrochen sich von La Mancha
durch Neu- und Alt-Kastilien bis in das Königreich Leon
fortzieht. Die Ebene erscheint wie ein alter Seeboden.

In dieser Ebene übersteigt man das kleine Gebirge El
Bonete
(474 Toisen). Auf dem Kalkstein wieder eine
kleine Sandstein-Formation mit Quarz-Geschieben, Groden
von braunem Eisenstein und kieselartige Cemente von der
Nagelfluh-Formation der Küste wahrscheinlich sehr ver-
schieden.

Man steigt hinab von El Bonete gegen die Venta
del Rincon
458 Toisen.

Kornreiche baumlose Ebenen der Provinz La Mancha,
Albacete 341 Toisen. Laroda 360 Toisen. Minaya
374 Toisen. Hier wird die Kalkstein-Formation sehr porös
fast blasig dem Jurakalk, zwischen Streitberg und Muggen-
dorf in Franken, ähnlich.

Probencio 354 Toisen. Pedernoso 359 Toisen.
Viele muschlige Hornsteingeschiebe in Chalcedon übergehend,
oft traubig, stänglich und nierförmig auf der Dammerde

*) Neben der Stadt Almansa, ein isolirter kaum 80 Fuß hoher
Kalkfelsen von den Ruinen eines alten Schlosses maleri[s]ch be
deckt. -

Spanien. Das Gipsflötz ſonderbar verwittert, beſonders da,
wo es an den Kalkſtein anliegt, oder vielleicht denſelben
durchbricht. Ein kultivirtes Thal zwiſchen zwei zackichten
waldbedeckten Kalkketten. Eine halbe Meile (Legua) vor
dem 53ſten Meilenſtein iſt die Ebene ſchon 116 Toiſen über
der Meeresfläche erhaben. Die Hügelkette neben dem Weg
zieht ſich von SSW. nach NNO.

Venta de Morente*), ein einzeln ſtehendes Wirths-
haus, 165 Toiſen, bei dem 51ſten Meilenſtein eine ſonder-
bare Zerrüttung der Kalkſteinflötze. Vier Einſchnitte, in de-
nen man deutlich die herabgefallenen Felsmaſſen erkennt;
dann ein ſteiler Berg, Puerto de Almanſa, 373 Toiſen.
Hier gelangt man eigentlich auf das Tafel-Land (pla-
teau
), welches faſt ununterbrochen ſich von La Mancha
durch Neu- und Alt-Kaſtilien bis in das Königreich Leon
fortzieht. Die Ebene erſcheint wie ein alter Seeboden.

In dieſer Ebene überſteigt man das kleine Gebirge El
Bonete
(474 Toiſen). Auf dem Kalkſtein wieder eine
kleine Sandſtein-Formation mit Quarz-Geſchieben, Groden
von braunem Eiſenſtein und kieſelartige Cemente von der
Nagelfluh-Formation der Küſte wahrſcheinlich ſehr ver-
ſchieden.

Man ſteigt hinab von El Bonete gegen die Venta
del Rincon
458 Toiſen.

Kornreiche baumloſe Ebenen der Provinz La Mancha,
Albacete 341 Toiſen. Laroda 360 Toiſen. Minaya
374 Toiſen. Hier wird die Kalkſtein-Formation ſehr porös
faſt blaſig dem Jurakalk, zwiſchen Streitberg und Muggen-
dorf in Franken, ähnlich.

Probencio 354 Toiſen. Pedernoſo 359 Toiſen.
Viele muſchlige Hornſteingeſchiebe in Chalcedon übergehend,
oft traubig, ſtänglich und nierförmig auf der Dammerde

*) Neben der Stadt Almanſa, ein iſolirter kaum 80 Fuß hoher
Kalkfelſen von den Ruinen eines alten Schloſſes maleri[ſ]ch be
deckt. –
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0011" n="11"/>
Spanien. Das Gipsflötz &#x017F;onderbar verwittert, be&#x017F;onders da,<lb/>
wo es an den Kalk&#x017F;tein anliegt, oder vielleicht den&#x017F;elben<lb/>
durchbricht. Ein kultivirtes Thal zwi&#x017F;chen zwei zackichten<lb/>
waldbedeckten Kalkketten. Eine halbe Meile (<hi rendition="#aq">Legua</hi>) vor<lb/>
dem 53&#x017F;ten Meilen&#x017F;tein i&#x017F;t die Ebene &#x017F;chon 116 Toi&#x017F;en über<lb/>
der Meeresfläche erhaben. Die Hügelkette neben dem Weg<lb/>
zieht &#x017F;ich von SSW. nach NNO.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Venta de Morente</hi><note place="foot" n="*)"><p>Neben der Stadt Alman&#x017F;a, ein i&#x017F;olirter kaum 80 Fuß hoher<lb/>
Kalkfel&#x017F;en von den Ruinen eines alten Schlo&#x017F;&#x017F;es maleri<supplied cert="high">&#x017F;</supplied>ch be<lb/>
deckt. &#x2013;</p><lb/></note>, ein einzeln &#x017F;tehendes Wirths-<lb/>
haus, 165 Toi&#x017F;en, bei dem 51&#x017F;ten Meilen&#x017F;tein eine &#x017F;onder-<lb/>
bare Zerrüttung der Kalk&#x017F;teinflötze. Vier Ein&#x017F;chnitte, in de-<lb/>
nen man deutlich die herabgefallenen Felsma&#x017F;&#x017F;en erkennt;<lb/>
dann ein &#x017F;teiler Berg, Puerto de Alman&#x017F;a, 373 Toi&#x017F;en.<lb/>
Hier gelangt man eigentlich auf das <hi rendition="#g">Tafel-Land</hi> (<hi rendition="#aq">pla-<lb/>
teau</hi>), welches fa&#x017F;t ununterbrochen &#x017F;ich von La Mancha<lb/>
durch Neu- und Alt-Ka&#x017F;tilien bis in das Königreich Leon<lb/>
fortzieht. Die Ebene er&#x017F;cheint wie ein alter Seeboden.</p><lb/>
        <p>In die&#x017F;er Ebene über&#x017F;teigt man das kleine Gebirge <hi rendition="#g">El<lb/>
Bonete</hi> (474 Toi&#x017F;en). Auf dem Kalk&#x017F;tein wieder eine<lb/>
kleine Sand&#x017F;tein-Formation mit Quarz-Ge&#x017F;chieben, Groden<lb/>
von braunem Ei&#x017F;en&#x017F;tein und kie&#x017F;elartige Cemente von der<lb/>
Nagelfluh-Formation der Kü&#x017F;te wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;ehr ver-<lb/>
&#x017F;chieden.</p><lb/>
        <p>Man &#x017F;teigt hinab von El Bonete gegen die <hi rendition="#g">Venta<lb/>
del Rincon</hi> 458 Toi&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Kornreiche baumlo&#x017F;e Ebenen der Provinz La Mancha,<lb/><hi rendition="#g">Albacete</hi> 341 Toi&#x017F;en. <hi rendition="#g">Laroda</hi> 360 Toi&#x017F;en. <hi rendition="#g">Minaya</hi><lb/>
374 Toi&#x017F;en. Hier wird die Kalk&#x017F;tein-Formation &#x017F;ehr porös<lb/>
fa&#x017F;t bla&#x017F;ig dem Jurakalk, zwi&#x017F;chen Streitberg und Muggen-<lb/>
dorf in Franken, ähnlich.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Probencio</hi> 354 Toi&#x017F;en. <hi rendition="#g">Pederno&#x017F;o</hi> 359 Toi&#x017F;en.<lb/>
Viele mu&#x017F;chlige Horn&#x017F;teinge&#x017F;chiebe in Chalcedon übergehend,<lb/>
oft traubig, &#x017F;tänglich und nierförmig auf der Dammerde<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0011] Spanien. Das Gipsflötz ſonderbar verwittert, beſonders da, wo es an den Kalkſtein anliegt, oder vielleicht denſelben durchbricht. Ein kultivirtes Thal zwiſchen zwei zackichten waldbedeckten Kalkketten. Eine halbe Meile (Legua) vor dem 53ſten Meilenſtein iſt die Ebene ſchon 116 Toiſen über der Meeresfläche erhaben. Die Hügelkette neben dem Weg zieht ſich von SSW. nach NNO. Venta de Morente *), ein einzeln ſtehendes Wirths- haus, 165 Toiſen, bei dem 51ſten Meilenſtein eine ſonder- bare Zerrüttung der Kalkſteinflötze. Vier Einſchnitte, in de- nen man deutlich die herabgefallenen Felsmaſſen erkennt; dann ein ſteiler Berg, Puerto de Almanſa, 373 Toiſen. Hier gelangt man eigentlich auf das Tafel-Land (pla- teau), welches faſt ununterbrochen ſich von La Mancha durch Neu- und Alt-Kaſtilien bis in das Königreich Leon fortzieht. Die Ebene erſcheint wie ein alter Seeboden. In dieſer Ebene überſteigt man das kleine Gebirge El Bonete (474 Toiſen). Auf dem Kalkſtein wieder eine kleine Sandſtein-Formation mit Quarz-Geſchieben, Groden von braunem Eiſenſtein und kieſelartige Cemente von der Nagelfluh-Formation der Küſte wahrſcheinlich ſehr ver- ſchieden. Man ſteigt hinab von El Bonete gegen die Venta del Rincon 458 Toiſen. Kornreiche baumloſe Ebenen der Provinz La Mancha, Albacete 341 Toiſen. Laroda 360 Toiſen. Minaya 374 Toiſen. Hier wird die Kalkſtein-Formation ſehr porös faſt blaſig dem Jurakalk, zwiſchen Streitberg und Muggen- dorf in Franken, ähnlich. Probencio 354 Toiſen. Pedernoſo 359 Toiſen. Viele muſchlige Hornſteingeſchiebe in Chalcedon übergehend, oft traubig, ſtänglich und nierförmig auf der Dammerde *) Neben der Stadt Almanſa, ein iſolirter kaum 80 Fuß hoher Kalkfelſen von den Ruinen eines alten Schloſſes maleriſch be deckt. –

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-12-30T15:38:56Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat/ formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_spanien_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_spanien_1825/11
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Gestalt und das Klima des Hochlandes in der iberischen Halbinsel. In: Hertha, Zeitschrift für Erd-, Völker und Staatenkunde, Bd. 4, Heft 1 (1825), S. [5]–23, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_spanien_1825/11>, abgerufen am 20.04.2024.