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Humboldt, Alexander von: [Rezension zu:] Verhandeling over de inlandsche Plantgevvassen [...] Verhandeling over de inlandsche Plantgevvassen [...]; door Steven Jan van Geuns, Matth. Z. Haarlem 1789. In: Magazin für die Botanik, Bd. 4, St. 10 (1790), S. 149-151.

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Wie viel ältere, schon bekannte Arten werden nicht
richtiger bestimmt, genauer geprüft? Aber während der
Zeit, dass so Viele die Natur in ihren äusseren Formen
zu beobachten suchen, bleiben Physiologie der Pflanzen
und die Lehre von ihrem Nutzen fast völlig vernachlässigt.
Köhlreuter, Hedwig, Medicus und Gärtner drangen freylich
mit glücklichem Erfolg in den organischen Bau der Gewächse
ein. Jeder Deutsche wird ihre Namen mit Dankbarkeit
nennen. Aber wie wenige sind dem schwierigen Wege die-
ser vortreflichen Männer gefolgt, und bey wie vielen Streit-
fragen stehen wir nicht noch eben da, wo schon ein Grew
oder Hales nicht weiter dringen konnten. Die Lehre von
dem Nutzen der Pflanzen schien sich, dem allgemeinen
Bedürfniss der Menschen gemäss, mehrere Liebhaber ver-
sprechen zu dürfen. Die zunehmende Volksmenge, das
politische Verhältniss der Staaten, alles reizt uns an, die
natürlichen Schätze unseres Bodens zu benutzen. Dennoch
sind nur wenige Politiker, die den Werth dieser Schätze
erkennen, die sich träumen liessen, dass unter den elen-
den Flechten manches kostbare Färbematerial versteckt ist,
dass es ausser der Eiche noch manche Gerbepflanzen giebt,
dass man durch inländische Pflanzenpollen den Import der
asiatischen und westindischen vermindern könne, u. s. f.
Desto ruhmvoller ist es für die Harlemische Societät der
Wissenschaften, dass sie durch eine Preisfrage Untersuchun-
gen über den Nutzen der einheimischen Gewächse veran-
lasst hat, und noch dazu in einem Lande, dessen fleissige
Bewohner sich weniger mit der Erzeugung natürlicher Pro-
dukte, als mit Manufakturen und Handel beschäftigen kön-

Wie viel ältere, ſchon bekannte Arten werden nicht
richtiger beſtimmt, genauer geprüft? Aber während der
Zeit, daſs ſo Viele die Natur in ihren äuſſeren Formen
zu beobachten ſuchen, bleiben Phyſiologie der Pflanzen
und die Lehre von ihrem Nutzen faſt völlig vernachläſſigt.
Köhlreuter, Hedwig, Medicus und Gärtner drangen freylich
mit glücklichem Erfolg in den organiſchen Bau der Gewächſe
ein. Jeder Deutſche wird ihre Namen mit Dankbarkeit
nennen. Aber wie wenige ſind dem ſchwierigen Wege die-
ſer vortreflichen Männer gefolgt, und bey wie vielen Streit-
fragen ſtehen wir nicht noch eben da, wo ſchon ein Grew
oder Hales nicht weiter dringen konnten. Die Lehre von
dem Nutzen der Pflanzen ſchien ſich, dem allgemeinen
Bedürfniſs der Menſchen gemäſs, mehrere Liebhaber ver-
ſprechen zu dürfen. Die zunehmende Volksmenge, das
politiſche Verhältniſs der Staaten, alles reizt uns an, die
natürlichen Schätze unſeres Bodens zu benutzen. Dennoch
ſind nur wenige Politiker, die den Werth dieſer Schätze
erkennen, die ſich träumen lieſſen, daſs unter den elen-
den Flechten manches koſtbare Färbematerial verſteckt iſt,
daſs es auſſer der Eiche noch manche Gerbepflanzen giebt,
daſs man durch inländiſche Pflanzenpollen den Import der
aſiatiſchen und weſtindiſchen vermindern könne, u. ſ. f.
Deſto ruhmvoller iſt es für die Harlemiſche Societät der
Wiſſenſchaften, daſs ſie durch eine Preisfrage Unterſuchun-
gen über den Nutzen der einheimiſchen Gewächſe veran-
laſst hat, und noch dazu in einem Lande, deſſen fleiſſige
Bewohner ſich weniger mit der Erzeugung natürlicher Pro-
dukte, als mit Manufakturen und Handel beſchäftigen kön-

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[150/0003]  Wie viel ältere, ſchon bekannte Arten werden nicht richtiger beſtimmt, genauer geprüft? Aber während der Zeit, daſs ſo Viele die Natur in ihren äuſſeren Formen zu beobachten ſuchen, bleiben Phyſiologie der Pflanzen und die Lehre von ihrem Nutzen faſt völlig vernachläſſigt. Köhlreuter, Hedwig, Medicus und Gärtner drangen freylich mit glücklichem Erfolg in den organiſchen Bau der Gewächſe ein. Jeder Deutſche wird ihre Namen mit Dankbarkeit nennen. Aber wie wenige ſind dem ſchwierigen Wege die- ſer vortreflichen Männer gefolgt, und bey wie vielen Streit- fragen ſtehen wir nicht noch eben da, wo ſchon ein Grew oder Hales nicht weiter dringen konnten. Die Lehre von dem Nutzen der Pflanzen ſchien ſich, dem allgemeinen Bedürfniſs der Menſchen gemäſs, mehrere Liebhaber ver- ſprechen zu dürfen. Die zunehmende Volksmenge, das politiſche Verhältniſs der Staaten, alles reizt uns an, die natürlichen Schätze unſeres Bodens zu benutzen. Dennoch ſind nur wenige Politiker, die den Werth dieſer Schätze erkennen, die ſich träumen lieſſen, daſs unter den elen- den Flechten manches koſtbare Farbematerial verſteckt iſt, daſs es auſſer der Eiche noch manche Gerbepflanzen giebt, daſs man durch inländiſche Pflanzenpollen den Import der aſiatiſchen und weſtindiſchen vermindern könne, u. ſ. f. Deſto ruhmvoller iſt es für die Harlemiſche Societät der Wiſſenſchaften, daſs ſie durch eine Preisfrage Unterſuchun- gen über den Nutzen der einheimiſchen Gewächſe veran- laſst hat, und noch dazu in einem Lande, deſſen fleiſſige Bewohner ſich weniger mit der Erzeugung natürlicher Pro- dukte, als mit Manufakturen und Handel beſchäftigen kön-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: [Rezension zu:] Verhandeling over de inlandsche Plantgevvassen [...] Verhandeling over de inlandsche Plantgevvassen [...]; door Steven Jan van Geuns, Matth. Z. Haarlem 1789. In: Magazin für die Botanik, Bd. 4, St. 10 (1790), S. 149-151, hier S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_verhandeling_1790/3>, abgerufen am 29.04.2024.