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Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206.

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Besteigung des Chimborazo.
gefunden; Unterschiede von . Die älteste aus-
führliche Erwähnung des Chimborazo finde ich bei
dem geistreichen, etwas satyrischen italienischen Rei-
senden Girolamo Benzoni, dessen Werk 1565 gedruckt
ward. Er sagt, dass ihm die Montagna di Chimbo, die
40 miglia hoch sey, abenteuerlich come una visione er-
schien. Die Eingebornen von Quito wussten lange
vor der Ankunft der französischen Gradmesser, dass
der Chimborazo der höchste aller Schneeberge ihrer
Gegend sey. Sie sahen, dass er am weitesten über
die ewige Schneegrenze hinausreiche. Eben diese
Betrachtung hatte sie veranlasst, den jetzt einge-
stürzten Capac Urcu für höher als den Chimborazo
zu halten.

Ueber die geognostische Beschaffenheit des Chim-
borazo füge ich hier nur die allgemeine Bemerkung hinzu,
dass wenn nach den wichtigen Resultaten, die Leo-
pold von Buch
in seiner letzten classischen Abhand-
lung über Erhebungscrater und Vulkane (Poggendorff's
Annalen, Band 37. S. 188-190) niedergelegt hat,
Trachyt nur feldspathhaltige, Andesit nur albithal-
tende Massen genannt werden sollen, das Gestein
vom Chimborazo beide Namen keinesweges verdient.
Dass am Chimborazo Augit die Hornblende ersetze,
hat schon derselbe geistreiche Geognost vor mehr
als zwanzig Jahren bemerkt, als ich ihn aufforderte,
die von mir heimgebrachten Gesteine der Andeskette
genau oryctognostisch zu untersuchen. Dieser That-
sache ist in mehreren Stellen meines im Jahr 1823
erschienenen "Essai geognostique sur le Gisement
des Rochers dans les deux Hemispheres
" erwähnt
worden. Dazu findet mein sibirischer Reisegefährte,
Gustav Rose, der durch seine treffliche Arbeit über

Besteigung des Chimborazo.
gefunden; Unterschiede von . Die älteste aus-
führliche Erwähnung des Chimborazo finde ich bei
dem geistreichen, etwas satyrischen italienischen Rei-
senden Girolamo Benzoni, dessen Werk 1565 gedruckt
ward. Er sagt, dass ihm die Montagna di Chimbo, die
40 miglia hoch sey, abenteuerlich come una visione er-
schien. Die Eingebornen von Quito wussten lange
vor der Ankunft der französischen Gradmesser, dass
der Chimborazo der höchste aller Schneeberge ihrer
Gegend sey. Sie sahen, dass er am weitesten über
die ewige Schneegrenze hinausreiche. Eben diese
Betrachtung hatte sie veranlasst, den jetzt einge-
stürzten Capac Urcu für höher als den Chimborazo
zu halten.

Ueber die geognostische Beschaffenheit des Chim-
borazo füge ich hier nur die allgemeine Bemerkung hinzu,
dass wenn nach den wichtigen Resultaten, die Leo-
pold von Buch
in seiner letzten classischen Abhand-
lung über Erhebungscrater und Vulkane (Poggendorff's
Annalen, Band 37. S. 188–190) niedergelegt hat,
Trachyt nur feldspathhaltige, Andesit nur albithal-
tende Massen genannt werden sollen, das Gestein
vom Chimborazo beide Namen keinesweges verdient.
Dass am Chimborazo Augit die Hornblende ersetze,
hat schon derselbe geistreiche Geognost vor mehr
als zwanzig Jahren bemerkt, als ich ihn aufforderte,
die von mir heimgebrachten Gesteine der Andeskette
genau oryctognostisch zu untersuchen. Dieser That-
sache ist in mehreren Stellen meines im Jahr 1823
erschienenen „Essai géognostique sur le Gisement
des Rochers dans les deux Hémisphères
“ erwähnt
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[204/0031] Besteigung des Chimborazo. gefunden; Unterschiede von [FORMEL]. Die älteste aus- führliche Erwähnung des Chimborazo finde ich bei dem geistreichen, etwas satyrischen italienischen Rei- senden Girolamo Benzoni, dessen Werk 1565 gedruckt ward. Er sagt, dass ihm die Montagna di Chimbo, die 40 miglia hoch sey, abenteuerlich come una visione er- schien. Die Eingebornen von Quito wussten lange vor der Ankunft der französischen Gradmesser, dass der Chimborazo der höchste aller Schneeberge ihrer Gegend sey. Sie sahen, dass er am weitesten über die ewige Schneegrenze hinausreiche. Eben diese Betrachtung hatte sie veranlasst, den jetzt einge- stürzten Capac Urcu für höher als den Chimborazo zu halten. Ueber die geognostische Beschaffenheit des Chim- borazo füge ich hier nur die allgemeine Bemerkung hinzu, dass wenn nach den wichtigen Resultaten, die Leo- pold von Buch in seiner letzten classischen Abhand- lung über Erhebungscrater und Vulkane (Poggendorff's Annalen, Band 37. S. 188–190) niedergelegt hat, Trachyt nur feldspathhaltige, Andesit nur albithal- tende Massen genannt werden sollen, das Gestein vom Chimborazo beide Namen keinesweges verdient. Dass am Chimborazo Augit die Hornblende ersetze, hat schon derselbe geistreiche Geognost vor mehr als zwanzig Jahren bemerkt, als ich ihn aufforderte, die von mir heimgebrachten Gesteine der Andeskette genau oryctognostisch zu untersuchen. Dieser That- sache ist in mehreren Stellen meines im Jahr 1823 erschienenen „Essai géognostique sur le Gisement des Rochers dans les deux Hémisphères“ erwähnt worden. Dazu findet mein sibirischer Reisegefährte, Gustav Rose, der durch seine treffliche Arbeit über

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206, hier S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_versuche_1837/31>, abgerufen am 30.04.2024.