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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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dargestellt. Darf man aber zugeben, dass drüber hinaus
nach Osten und nordöstlich von Esmeralda noch irgend
ein See existirt?"

Die Dokumente, von denen Bauza spricht, sind die-
selben, welche der grossen Karte de la Cruz Olmedilla's
zu Grunde liegen, dem Muster aller Karten des mittägli-
chen Amerika, welche zu Ende des vorigen Jahrhunderts
in England, Frankreich und Deutschland erschienen sind;
sie haben auch zu den beiden im Jahre 1756 von Pater
Caulin, Historiographen der Expedition Solano's, und von
Herrn de Surville, Archivar des Staatssekretariats zu Ma-
drid, einem ungeschickten Compilator, gezeichneten Kar-
ten gedient. Den Widerspruch, den diese Karten dar-
bieten, beweist das Widersprechende, was sich in den
Plänen und Entwürfen, die ihnen zur Grundlage dienten,
vorfand. Noch mehr: Pater Caulin, der Historiograph
der Expedition, entschleiert mit Scharfsinn die Umstände,
welche zu der Fabel vom See Parime Veranlassung gege-
ben haben; und die Karte Surville's, welche sein Werk
begleitet, stellt nicht allein diesen See unter dem Namen
des weissen Meeres und des Mar Dorado wieder her, son-
dern gibt auch noch einen andern kleinen an, aus wel-
chem, zum Theil durch Seitenausflüsse, der Orinoko,
Siapa und Ocamo hervorkommen. Ich habe mich an Ort
und Stelle von der in den Missionen sehr bekannten That-
sache überzeugen können, dass Don Jose Solano bloss die
Katarakte von Atures und Maypure überschritten hat, dass
er aber nicht über den Zusammenfluss des Guaviare und
Orinoko unter 4° 3' Br. und 70° 31' Länge gekommen
ist und dass die astronomischen Instrumente der Grenz-

dargestellt. Darf man aber zugeben, dass drüber hinaus
nach Osten und nordöstlich von Esmeralda noch irgend
ein See existirt?“

Die Dokumente, von denen Bauza spricht, sind die-
selben, welche der grossen Karte de la Cruz Olmedilla's
zu Grunde liegen, dem Muster aller Karten des mittägli-
chen Amerika, welche zu Ende des vorigen Jahrhunderts
in England, Frankreich und Deutschland erschienen sind;
sie haben auch zu den beiden im Jahre 1756 von Pater
Caulin, Historiographen der Expedition Solano's, und von
Herrn de Surville, Archivar des Staatssekretariats zu Ma-
drid, einem ungeschickten Compilator, gezeichneten Kar-
ten gedient. Den Widerspruch, den diese Karten dar-
bieten, beweist das Widersprechende, was sich in den
Plänen und Entwürfen, die ihnen zur Grundlage dienten,
vorfand. Noch mehr: Pater Caulin, der Historiograph
der Expedition, entschleiert mit Scharfsinn die Umstände,
welche zu der Fabel vom See Parime Veranlassung gege-
ben haben; und die Karte Surville's, welche sein Werk
begleitet, stellt nicht allein diesen See unter dem Namen
des weissen Meeres und des Mar Dorado wieder her, son-
dern gibt auch noch einen andern kleinen an, aus wel-
chem, zum Theil durch Seitenausflüsse, der Orinoko,
Siapa und Ocamo hervorkommen. Ich habe mich an Ort
und Stelle von der in den Missionen sehr bekannten That-
sache überzeugen können, dass Don Jose Solano bloss die
Katarakte von Atures und Maypure überschritten hat, dass
er aber nicht über den Zusammenfluss des Guaviare und
Orinoko unter 4° 3′ Br. und 70° 31′ Länge gekommen
ist und dass die astronomischen Instrumente der Grenz-

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[24/0036] dargestellt. Darf man aber zugeben, dass drüber hinaus nach Osten und nordöstlich von Esmeralda noch irgend ein See existirt?“ Die Dokumente, von denen Bauza spricht, sind die- selben, welche der grossen Karte de la Cruz Olmedilla's zu Grunde liegen, dem Muster aller Karten des mittägli- chen Amerika, welche zu Ende des vorigen Jahrhunderts in England, Frankreich und Deutschland erschienen sind; sie haben auch zu den beiden im Jahre 1756 von Pater Caulin, Historiographen der Expedition Solano's, und von Herrn de Surville, Archivar des Staatssekretariats zu Ma- drid, einem ungeschickten Compilator, gezeichneten Kar- ten gedient. Den Widerspruch, den diese Karten dar- bieten, beweist das Widersprechende, was sich in den Plänen und Entwürfen, die ihnen zur Grundlage dienten, vorfand. Noch mehr: Pater Caulin, der Historiograph der Expedition, entschleiert mit Scharfsinn die Umstände, welche zu der Fabel vom See Parime Veranlassung gege- ben haben; und die Karte Surville's, welche sein Werk begleitet, stellt nicht allein diesen See unter dem Namen des weissen Meeres und des Mar Dorado wieder her, son- dern gibt auch noch einen andern kleinen an, aus wel- chem, zum Theil durch Seitenausflüsse, der Orinoko, Siapa und Ocamo hervorkommen. Ich habe mich an Ort und Stelle von der in den Missionen sehr bekannten That- sache überzeugen können, dass Don Jose Solano bloss die Katarakte von Atures und Maypure überschritten hat, dass er aber nicht über den Zusammenfluss des Guaviare und Orinoko unter 4° 3′ Br. und 70° 31′ Länge gekommen ist und dass die astronomischen Instrumente der Grenz-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/36>, abgerufen am 26.04.2024.