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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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Untersuchungen Veranlassung gegeben. Herr Hillhouse
hat den Massaruni bis zu der Bucht von Caranang befah-
ren, von wo ein Pfad den Reisenden, wie er sagt, in zwei
Tagen bis zur Quelle des Massaruni und in drei Tagen zu
den Zuflüssen des Rio Branko geführt haben würde. Hin-
sichtlich der Krümmungen des grossen Flusses Massaruni,
welche Herr Hillhouse beschrieben hat, bemerkt er in
einem an mich gerichteten Briefe (Demerary, den 1sten
Januar 1831), "dass der Massaruni von seinen Quellen an
gerechnet, zuerst westlich, dann einen Breitengrad We-
ges nördlich, nachher fast 200 englische Meilen östlich
und endlich nördlich und nordnordöstlich fliesse, um sich
mit dem Essequibo zu vereinigen." Da Herr Hillhouse den
südlichen Abhang der Pacarainakette nicht hat erreichen
können, so kennt er auch den See Amucu nicht: er er-
zählt selbst in seinem gedruckten Bericht, dass "er nach
den Belehrungen, die er von den Accaouais erhalten, die
beständig das zwischen dem Gestade und dem Amazonen-
strom gelegene Land durchstreifen, die Ueberzeugung
gewonnen habe, dass es in diesen Gegenden gar keinen
See gebe." Diese Versicherung überraschte mich einiger-
massen; sie stand in direktem Widerspruche mit den Vor-
stellungen, welche ich über den See Amucu gewonnen,
aus welchem nach den Reiseberichten Hortsmann's, San-
tos' und Rodriguez', die mir um so mehr Vertrauen ein-
geflösst hatten, als sie ganz mit den neuen portugiesischen
Manuscriptkarten übereinstimmten, der Canno Pirara strö-
men sollte. Endlich nach fünf Jahren der Erwartung hat
die Reise Herrn Schomburgk's alle Zweifel zerstreut.

"Es ist schwer zu glauben," sagt Herr Hillhouse in


Untersuchungen Veranlassung gegeben. Herr Hillhouse
hat den Massaruni bis zu der Bucht von Caranang befah-
ren, von wo ein Pfad den Reisenden, wie er sagt, in zwei
Tagen bis zur Quelle des Massaruni und in drei Tagen zu
den Zuflüssen des Rio Branko geführt haben würde. Hin-
sichtlich der Krümmungen des grossen Flusses Massaruni,
welche Herr Hillhouse beschrieben hat, bemerkt er in
einem an mich gerichteten Briefe (Demerary, den 1sten
Januar 1831), „dass der Massaruni von seinen Quellen an
gerechnet, zuerst westlich, dann einen Breitengrad We-
ges nördlich, nachher fast 200 englische Meilen östlich
und endlich nördlich und nordnordöstlich fliesse, um sich
mit dem Essequibo zu vereinigen.“ Da Herr Hillhouse den
südlichen Abhang der Pacarainakette nicht hat erreichen
können, so kennt er auch den See Amucu nicht: er er-
zählt selbst in seinem gedruckten Bericht, dass „er nach
den Belehrungen, die er von den Accaouais erhalten, die
beständig das zwischen dem Gestade und dem Amazonen-
strom gelegene Land durchstreifen, die Ueberzeugung
gewonnen habe, dass es in diesen Gegenden gar keinen
See gebe.“ Diese Versicherung überraschte mich einiger-
massen; sie stand in direktem Widerspruche mit den Vor-
stellungen, welche ich über den See Amucu gewonnen,
aus welchem nach den Reiseberichten Hortsmann's, San-
tos' und Rodriguez', die mir um so mehr Vertrauen ein-
geflösst hatten, als sie ganz mit den neuen portugiesischen
Manuscriptkarten übereinstimmten, der Caño Pirara strö-
men sollte. Endlich nach fünf Jahren der Erwartung hat
die Reise Herrn Schomburgk's alle Zweifel zerstreut.

„Es ist schwer zu glauben,“ sagt Herr Hillhouse in

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[28/0040] Untersuchungen Veranlassung gegeben. Herr Hillhouse hat den Massaruni bis zu der Bucht von Caranang befah- ren, von wo ein Pfad den Reisenden, wie er sagt, in zwei Tagen bis zur Quelle des Massaruni und in drei Tagen zu den Zuflüssen des Rio Branko geführt haben würde. Hin- sichtlich der Krümmungen des grossen Flusses Massaruni, welche Herr Hillhouse beschrieben hat, bemerkt er in einem an mich gerichteten Briefe (Demerary, den 1sten Januar 1831), „dass der Massaruni von seinen Quellen an gerechnet, zuerst westlich, dann einen Breitengrad We- ges nördlich, nachher fast 200 englische Meilen östlich und endlich nördlich und nordnordöstlich fliesse, um sich mit dem Essequibo zu vereinigen.“ Da Herr Hillhouse den südlichen Abhang der Pacarainakette nicht hat erreichen können, so kennt er auch den See Amucu nicht: er er- zählt selbst in seinem gedruckten Bericht, dass „er nach den Belehrungen, die er von den Accaouais erhalten, die beständig das zwischen dem Gestade und dem Amazonen- strom gelegene Land durchstreifen, die Ueberzeugung gewonnen habe, dass es in diesen Gegenden gar keinen See gebe.“ Diese Versicherung überraschte mich einiger- massen; sie stand in direktem Widerspruche mit den Vor- stellungen, welche ich über den See Amucu gewonnen, aus welchem nach den Reiseberichten Hortsmann's, San- tos' und Rodriguez', die mir um so mehr Vertrauen ein- geflösst hatten, als sie ganz mit den neuen portugiesischen Manuscriptkarten übereinstimmten, der Caño Pirara strö- men sollte. Endlich nach fünf Jahren der Erwartung hat die Reise Herrn Schomburgk's alle Zweifel zerstreut. „Es ist schwer zu glauben,“ sagt Herr Hillhouse in

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/40>, abgerufen am 26.04.2024.