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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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und vierzigsten und hundert vier und vierzigsten
Psalm zusammengesetzt ist, und mit den Worten
anfängt: Selig sind, die in deinem Hause wohnen
und loben dich immerdar. Rabbi Kimchi *) ver-
sichert, daß, wer den 144sten Psalm, womit dies
Gebet schließt, täglich dreimal betet, unfehlbar Theil
habe an dem ewigen Leben. Goldene Tauben
verheißt er aber nicht. Nachher erhebt sich der
Vorsänger, und singt die erste Hälfte des Gebets
Kaddesch; sodann wird das Gebet Schmone Esre
(Achtzehn) von der ganzen Gemeine hergesagt. Das
Schmone Esre hat seinen Namen von den acht-
zehn kurzen Dankgebeten, woraus es besteht. Diese
achtzehn kleinen Gebete, heißt es im Talmud,
wurden wegen der achtzehn Knochen gemacht, die
sich im Rückgrad des Menschen befinden, denn
David spricht: Alle meine Gebeine sollen sagen
u. s. w. **).

Nach dem Schmone Esre besteigt der Vorsin-
ger die Kanzel, knieet auf die Stufen vor der Arche
nieder, und legt sein weises Haupt auf die linke
Hand. Dasselbe thun die übrigen und sprechen aus
Herzensgrunde, weil Kopf und Herz jetzt nahe bei
einander sind, ein sehr andächtiges Bußgebet nach
dem Jnhalt des sechsten Psalms. Das Niederknieen

*) Jn seiner Erklärung von Psalm 144.
**) Berachoth Fol. 28, 2.



und vierzigſten und hundert vier und vierzigſten
Pſalm zuſammengeſetzt iſt, und mit den Worten
anfaͤngt: Selig ſind, die in deinem Hauſe wohnen
und loben dich immerdar. Rabbi Kimchi *) ver-
ſichert, daß, wer den 144ſten Pſalm, womit dies
Gebet ſchließt, taͤglich dreimal betet, unfehlbar Theil
habe an dem ewigen Leben. Goldene Tauben
verheißt er aber nicht. Nachher erhebt ſich der
Vorſaͤnger, und ſingt die erſte Haͤlfte des Gebets
Kaddeſch; ſodann wird das Gebet Schmone Esre
(Achtzehn) von der ganzen Gemeine hergeſagt. Das
Schmone Esre hat ſeinen Namen von den acht-
zehn kurzen Dankgebeten, woraus es beſteht. Dieſe
achtzehn kleinen Gebete, heißt es im Talmud,
wurden wegen der achtzehn Knochen gemacht, die
ſich im Ruͤckgrad des Menſchen befinden, denn
David ſpricht: Alle meine Gebeine ſollen ſagen
u. ſ. w. **).

Nach dem Schmone Esre beſteigt der Vorſin-
ger die Kanzel, knieet auf die Stufen vor der Arche
nieder, und legt ſein weiſes Haupt auf die linke
Hand. Daſſelbe thun die uͤbrigen und ſprechen aus
Herzensgrunde, weil Kopf und Herz jetzt nahe bei
einander ſind, ein ſehr andaͤchtiges Bußgebet nach
dem Jnhalt des ſechsten Pſalms. Das Niederknieen

*) Jn ſeiner Erklaͤrung von Pſalm 144.
**) Berachoth Fol. 28, 2.
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[165/0165] und vierzigſten und hundert vier und vierzigſten Pſalm zuſammengeſetzt iſt, und mit den Worten anfaͤngt: Selig ſind, die in deinem Hauſe wohnen und loben dich immerdar. Rabbi Kimchi *) ver- ſichert, daß, wer den 144ſten Pſalm, womit dies Gebet ſchließt, taͤglich dreimal betet, unfehlbar Theil habe an dem ewigen Leben. Goldene Tauben verheißt er aber nicht. Nachher erhebt ſich der Vorſaͤnger, und ſingt die erſte Haͤlfte des Gebets Kaddeſch; ſodann wird das Gebet Schmone Esre (Achtzehn) von der ganzen Gemeine hergeſagt. Das Schmone Esre hat ſeinen Namen von den acht- zehn kurzen Dankgebeten, woraus es beſteht. Dieſe achtzehn kleinen Gebete, heißt es im Talmud, wurden wegen der achtzehn Knochen gemacht, die ſich im Ruͤckgrad des Menſchen befinden, denn David ſpricht: Alle meine Gebeine ſollen ſagen u. ſ. w. **). Nach dem Schmone Esre beſteigt der Vorſin- ger die Kanzel, knieet auf die Stufen vor der Arche nieder, und legt ſein weiſes Haupt auf die linke Hand. Daſſelbe thun die uͤbrigen und ſprechen aus Herzensgrunde, weil Kopf und Herz jetzt nahe bei einander ſind, ein ſehr andaͤchtiges Bußgebet nach dem Jnhalt des ſechsten Pſalms. Das Niederknieen *) Jn ſeiner Erklaͤrung von Pſalm 144. **) Berachoth Fol. 28, 2.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/165>, abgerufen am 07.05.2024.