Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



zählte jedesmal den Jsraeliten buchstäblich wieder,
was der Herr zu ihm geredet hatte; er zertheilte
mit seinem Stabe das rothe Meer, daß es zu bei-
den Seiten wie Mauern stand, und man auf Pan-
toffeln hindurch gehen konnte; er ließ den gottlosen
Pharao, welchem die Hölle sey, im Meere ersau-
fen, daß niemals Jemand weiter etwas von ihm
erfuhr, als was noch jetzt in den fünf Büchern
Mosis steht; kurz Moses that Alles, was nur ein
Heerführer zu thun vermag, um sich bei seinen
Untergebenen ein unerschütterliches Vertrauen zu
verschaffen. Die Franzosen sogar, diese Kinder des
Unglaubens und Leichtsinns, die gerne an Allem
zweifeln und über Alles spötteln, würden ihm wil-
lig und ohne Weigerung gefolgt seyn, wie sie vor
einem Jahrzehend ihrem Napoleon nach Rußland
folgten; allein Abrahams frommer, gläubiger Saa-
me murrte bei jeder Gelegenheit. Bald wollte er
Zwiebeln essen; dann schmeckte ihm wieder das
Manna nicht mehr, und er sehnte sich zurück nach
Aegyptens Fleischtöpfen und Ziegelhütten. Und das
geschahe gerade zu einer Zeit, wo Jsraels Kinder
eben von Gott aus den Händen ihrer Feinde erret-
tet waren, und wo der Herr am Tage als Wol-
kensäule, zur Nachtzeit als Feuersäule vor ihnen
herzog, um ihnen den geradesten und kürzesten Weg
aus Aegypten nach Kanaan zu zeigen, denn Land-
karten gab es damals noch nicht.



zaͤhlte jedesmal den Jſraeliten buchſtaͤblich wieder,
was der Herr zu ihm geredet hatte; er zertheilte
mit ſeinem Stabe das rothe Meer, daß es zu bei-
den Seiten wie Mauern ſtand, und man auf Pan-
toffeln hindurch gehen konnte; er ließ den gottloſen
Pharao, welchem die Hoͤlle ſey, im Meere erſau-
fen, daß niemals Jemand weiter etwas von ihm
erfuhr, als was noch jetzt in den fuͤnf Buͤchern
Moſis ſteht; kurz Moſes that Alles, was nur ein
Heerfuͤhrer zu thun vermag, um ſich bei ſeinen
Untergebenen ein unerſchuͤtterliches Vertrauen zu
verſchaffen. Die Franzoſen ſogar, dieſe Kinder des
Unglaubens und Leichtſinns, die gerne an Allem
zweifeln und uͤber Alles ſpoͤtteln, wuͤrden ihm wil-
lig und ohne Weigerung gefolgt ſeyn, wie ſie vor
einem Jahrzehend ihrem Napoleon nach Rußland
folgten; allein Abrahams frommer, glaͤubiger Saa-
me murrte bei jeder Gelegenheit. Bald wollte er
Zwiebeln eſſen; dann ſchmeckte ihm wieder das
Manna nicht mehr, und er ſehnte ſich zuruͤck nach
Aegyptens Fleiſchtoͤpfen und Ziegelhuͤtten. Und das
geſchahe gerade zu einer Zeit, wo Jſraels Kinder
eben von Gott aus den Haͤnden ihrer Feinde erret-
tet waren, und wo der Herr am Tage als Wol-
kenſaͤule, zur Nachtzeit als Feuerſaͤule vor ihnen
herzog, um ihnen den geradeſten und kuͤrzeſten Weg
aus Aegypten nach Kanaan zu zeigen, denn Land-
karten gab es damals noch nicht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0412" n="412"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
za&#x0364;hlte jedesmal den J&#x017F;raeliten buch&#x017F;ta&#x0364;blich wieder,<lb/>
was der Herr zu ihm geredet hatte; er zertheilte<lb/>
mit &#x017F;einem Stabe das rothe Meer, daß es zu bei-<lb/>
den Seiten wie Mauern &#x017F;tand, und man auf Pan-<lb/>
toffeln hindurch gehen konnte; er ließ den gottlo&#x017F;en<lb/>
Pharao, welchem die Ho&#x0364;lle &#x017F;ey, im Meere er&#x017F;au-<lb/>
fen, daß niemals Jemand weiter etwas von ihm<lb/>
erfuhr, als was noch jetzt in den fu&#x0364;nf Bu&#x0364;chern<lb/>
Mo&#x017F;is &#x017F;teht; kurz Mo&#x017F;es that Alles, was nur ein<lb/>
Heerfu&#x0364;hrer zu thun vermag, um &#x017F;ich bei &#x017F;einen<lb/>
Untergebenen ein uner&#x017F;chu&#x0364;tterliches Vertrauen zu<lb/>
ver&#x017F;chaffen. Die Franzo&#x017F;en &#x017F;ogar, die&#x017F;e Kinder des<lb/>
Unglaubens und Leicht&#x017F;inns, die gerne an Allem<lb/>
zweifeln und u&#x0364;ber Alles &#x017F;po&#x0364;tteln, wu&#x0364;rden ihm wil-<lb/>
lig und ohne Weigerung gefolgt &#x017F;eyn, wie &#x017F;ie vor<lb/>
einem Jahrzehend ihrem Napoleon nach Rußland<lb/>
folgten; allein Abrahams frommer, gla&#x0364;ubiger Saa-<lb/>
me murrte bei jeder Gelegenheit. Bald wollte er<lb/>
Zwiebeln e&#x017F;&#x017F;en; dann &#x017F;chmeckte ihm wieder das<lb/>
Manna nicht mehr, und er &#x017F;ehnte &#x017F;ich zuru&#x0364;ck nach<lb/>
Aegyptens Flei&#x017F;chto&#x0364;pfen und Ziegelhu&#x0364;tten. Und das<lb/>
ge&#x017F;chahe gerade zu einer Zeit, wo J&#x017F;raels Kinder<lb/>
eben von Gott aus den Ha&#x0364;nden ihrer Feinde erret-<lb/>
tet waren, und wo der Herr am Tage als Wol-<lb/>
ken&#x017F;a&#x0364;ule, zur Nachtzeit als Feuer&#x017F;a&#x0364;ule vor ihnen<lb/>
herzog, um ihnen den gerade&#x017F;ten und ku&#x0364;rze&#x017F;ten Weg<lb/>
aus Aegypten nach Kanaan zu zeigen, denn Land-<lb/>
karten gab es damals noch nicht.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[412/0412] zaͤhlte jedesmal den Jſraeliten buchſtaͤblich wieder, was der Herr zu ihm geredet hatte; er zertheilte mit ſeinem Stabe das rothe Meer, daß es zu bei- den Seiten wie Mauern ſtand, und man auf Pan- toffeln hindurch gehen konnte; er ließ den gottloſen Pharao, welchem die Hoͤlle ſey, im Meere erſau- fen, daß niemals Jemand weiter etwas von ihm erfuhr, als was noch jetzt in den fuͤnf Buͤchern Moſis ſteht; kurz Moſes that Alles, was nur ein Heerfuͤhrer zu thun vermag, um ſich bei ſeinen Untergebenen ein unerſchuͤtterliches Vertrauen zu verſchaffen. Die Franzoſen ſogar, dieſe Kinder des Unglaubens und Leichtſinns, die gerne an Allem zweifeln und uͤber Alles ſpoͤtteln, wuͤrden ihm wil- lig und ohne Weigerung gefolgt ſeyn, wie ſie vor einem Jahrzehend ihrem Napoleon nach Rußland folgten; allein Abrahams frommer, glaͤubiger Saa- me murrte bei jeder Gelegenheit. Bald wollte er Zwiebeln eſſen; dann ſchmeckte ihm wieder das Manna nicht mehr, und er ſehnte ſich zuruͤck nach Aegyptens Fleiſchtoͤpfen und Ziegelhuͤtten. Und das geſchahe gerade zu einer Zeit, wo Jſraels Kinder eben von Gott aus den Haͤnden ihrer Feinde erret- tet waren, und wo der Herr am Tage als Wol- kenſaͤule, zur Nachtzeit als Feuerſaͤule vor ihnen herzog, um ihnen den geradeſten und kuͤrzeſten Weg aus Aegypten nach Kanaan zu zeigen, denn Land- karten gab es damals noch nicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/412
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/412>, abgerufen am 07.05.2024.