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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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Christ gegenwärtig seyn; indessen gelang es doch
Wagenseil und Andern, aber mit großer Gefahr,
die Feierlichkeit anzusehen, wovon sie übrigens we-
der starben, noch blind wurden *).

Die Cohenim sind sehr heilige Leute. Sie dür-
fen keine Leiche und kein todtes Thier ansehen oder
berühren; in keinem Hause und selbst in keiner
Gasse wissentlich essen oder übernachten, wo ein
Todter liegt; keinem Leichenbegängniß, sogar der
Beerdigung ihrer Eltern und Kinder nicht beiwoh-
nen, und auf keinen Kirchhof kommen. Ferner
sollen sie keine geschiedene Frau und keine Wittwe,
sondern eine Jungfrau ohne Gebrechen und Tadel,
aus altjüdischem Stamme heirathen. Wer gegen
eine dieser Vorschriften sündigt, verliert die Würde
eines Cohen, und wird einem gewöhnlichen Leviten
gleich geachtet **).

*) M. s. die Abhandlungen: das Osterfest und das
Versöhnungsfest.
**) Man muß die Cohenim und Rabbiner wohl unter-
scheiden. Die letztern sind selten Cohenim, sondern
Volks- und Jugendlehrer ohne priesterliche Würde,
und werden in diesem Fall von der Gemeinde besol-
det. Manche Rabbiner beschäftigen sich auch mit
dem Studium der jüdischen Religionsbücher aus
bloßer Neigung, ohne irgend ein Lehr- oder ein
Kirchenamt zu bekleiden, oder bekleiden zu wollen.
Der Chasan oder Vorsänger, dessen häufig erwähnt



Chriſt gegenwaͤrtig ſeyn; indeſſen gelang es doch
Wagenſeil und Andern, aber mit großer Gefahr,
die Feierlichkeit anzuſehen, wovon ſie uͤbrigens we-
der ſtarben, noch blind wurden *).

Die Cohenim ſind ſehr heilige Leute. Sie duͤr-
fen keine Leiche und kein todtes Thier anſehen oder
beruͤhren; in keinem Hauſe und ſelbſt in keiner
Gaſſe wiſſentlich eſſen oder uͤbernachten, wo ein
Todter liegt; keinem Leichenbegaͤngniß, ſogar der
Beerdigung ihrer Eltern und Kinder nicht beiwoh-
nen, und auf keinen Kirchhof kommen. Ferner
ſollen ſie keine geſchiedene Frau und keine Wittwe,
ſondern eine Jungfrau ohne Gebrechen und Tadel,
aus altjuͤdiſchem Stamme heirathen. Wer gegen
eine dieſer Vorſchriften ſuͤndigt, verliert die Wuͤrde
eines Cohen, und wird einem gewoͤhnlichen Leviten
gleich geachtet **).

*) M. ſ. die Abhandlungen: das Oſterfeſt und das
Verſoͤhnungsfeſt.
**) Man muß die Cohenim und Rabbiner wohl unter-
ſcheiden. Die letztern ſind ſelten Cohenim, ſondern
Volks- und Jugendlehrer ohne prieſterliche Wuͤrde,
und werden in dieſem Fall von der Gemeinde beſol-
det. Manche Rabbiner beſchaͤftigen ſich auch mit
dem Studium der juͤdiſchen Religionsbuͤcher aus
bloßer Neigung, ohne irgend ein Lehr- oder ein
Kirchenamt zu bekleiden, oder bekleiden zu wollen.
Der Chaſan oder Vorſaͤnger, deſſen haͤufig erwaͤhnt
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[414/0414] Chriſt gegenwaͤrtig ſeyn; indeſſen gelang es doch Wagenſeil und Andern, aber mit großer Gefahr, die Feierlichkeit anzuſehen, wovon ſie uͤbrigens we- der ſtarben, noch blind wurden *). Die Cohenim ſind ſehr heilige Leute. Sie duͤr- fen keine Leiche und kein todtes Thier anſehen oder beruͤhren; in keinem Hauſe und ſelbſt in keiner Gaſſe wiſſentlich eſſen oder uͤbernachten, wo ein Todter liegt; keinem Leichenbegaͤngniß, ſogar der Beerdigung ihrer Eltern und Kinder nicht beiwoh- nen, und auf keinen Kirchhof kommen. Ferner ſollen ſie keine geſchiedene Frau und keine Wittwe, ſondern eine Jungfrau ohne Gebrechen und Tadel, aus altjuͤdiſchem Stamme heirathen. Wer gegen eine dieſer Vorſchriften ſuͤndigt, verliert die Wuͤrde eines Cohen, und wird einem gewoͤhnlichen Leviten gleich geachtet **). *) M. ſ. die Abhandlungen: das Oſterfeſt und das Verſoͤhnungsfeſt. **) Man muß die Cohenim und Rabbiner wohl unter- ſcheiden. Die letztern ſind ſelten Cohenim, ſondern Volks- und Jugendlehrer ohne prieſterliche Wuͤrde, und werden in dieſem Fall von der Gemeinde beſol- det. Manche Rabbiner beſchaͤftigen ſich auch mit dem Studium der juͤdiſchen Religionsbuͤcher aus bloßer Neigung, ohne irgend ein Lehr- oder ein Kirchenamt zu bekleiden, oder bekleiden zu wollen. Der Chaſan oder Vorſaͤnger, deſſen haͤufig erwaͤhnt

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/414>, abgerufen am 07.05.2024.