Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

hohe Kontingent an Studentinnen, das es stellt,
und durch den Umstand, daß diese nur die Ober-
lehrerinnenkarriere einschlagen können, eine un-
gesunde Überfüllung der philosophischen Fakultät
herbeigeführt. Seit dem bedeutsamen, mehrfach er-
wähnten Erlaß vom April 1909 ist die Zahl der
weiblichen Studenten in der philosophischen Fakul-
tät an preußischen Universitäten von 740 im
Winter 1908/09 auf 1633 im Sommer 1912 ge-
stiegen. Wie Dr. Bäumer auf der letzten Tagung
des Zentralverbandes zur höheren Berufsbildung
ausführte, sind 75 Prozent der weiblichen
Studenten in der philosophischen, etwa 22 Prozent
in der medizinischen und etwa 3 Prozent in der
juristischen und theologischen Fakultät zu finden.

Außer der Verlockung des scheinbar
leichteren vierten Weges mag zu dieser Überfüllung
auch der Umstand beigetragen haben, daß durch die
Mädchenschulreform zahlreiche akademisch ge-
bildete Lehrkräfte nötig geworden sind, die An-
stellungschancen daher günstig schienen. Auf diese
Chancen hin bereiten sich aber gegenwärtig bereits
soviele Männer und Frauen vor, - und die Hälfte
der akademischen Lehrer werden sich an Mädchen-
schulen voraussichtlich immer aus Männern rekru-
tieren - daß es für einen großen Teil der bereits
studierenden Frauen von größter Schwierigkeit
sein dürfte, Anstellung zu finden.

hohe Kontingent an Studentinnen, das es stellt,
und durch den Umstand, daß diese nur die Ober-
lehrerinnenkarriere einschlagen können, eine un-
gesunde Überfüllung der philosophischen Fakultät
herbeigeführt. Seit dem bedeutsamen, mehrfach er-
wähnten Erlaß vom April 1909 ist die Zahl der
weiblichen Studenten in der philosophischen Fakul-
tät an preußischen Universitäten von 740 im
Winter 1908/09 auf 1633 im Sommer 1912 ge-
stiegen. Wie Dr. Bäumer auf der letzten Tagung
des Zentralverbandes zur höheren Berufsbildung
ausführte, sind 75 Prozent der weiblichen
Studenten in der philosophischen, etwa 22 Prozent
in der medizinischen und etwa 3 Prozent in der
juristischen und theologischen Fakultät zu finden.

Außer der Verlockung des scheinbar
leichteren vierten Weges mag zu dieser Überfüllung
auch der Umstand beigetragen haben, daß durch die
Mädchenschulreform zahlreiche akademisch ge-
bildete Lehrkräfte nötig geworden sind, die An-
stellungschancen daher günstig schienen. Auf diese
Chancen hin bereiten sich aber gegenwärtig bereits
soviele Männer und Frauen vor, – und die Hälfte
der akademischen Lehrer werden sich an Mädchen-
schulen voraussichtlich immer aus Männern rekru-
tieren – daß es für einen großen Teil der bereits
studierenden Frauen von größter Schwierigkeit
sein dürfte, Anstellung zu finden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0157" n="153"/>
hohe Kontingent an Studentinnen, das es stellt,<lb/>
und durch den Umstand, daß diese nur die Ober-<lb/>
lehrerinnenkarriere einschlagen können, eine un-<lb/>
gesunde Überfüllung der philosophischen Fakultät<lb/>
herbeigeführt. Seit dem bedeutsamen, mehrfach er-<lb/>
wähnten Erlaß vom April 1909 ist die Zahl der<lb/>
weiblichen Studenten in der philosophischen Fakul-<lb/>
tät an preußischen Universitäten von 740 im<lb/>
Winter 1908/09 auf 1633 im Sommer 1912 ge-<lb/>
stiegen. Wie Dr. Bäumer auf der letzten Tagung<lb/>
des Zentralverbandes zur höheren Berufsbildung<lb/>
ausführte, sind 75 Prozent der weiblichen<lb/>
Studenten in der philosophischen, etwa 22 Prozent<lb/>
in der medizinischen und etwa 3 Prozent in der<lb/>
juristischen und theologischen Fakultät zu finden.</p><lb/>
          <p>Außer der Verlockung des <hi rendition="#g">scheinbar</hi><lb/>
leichteren vierten Weges mag zu dieser Überfüllung<lb/>
auch der Umstand beigetragen haben, daß durch die<lb/>
Mädchenschulreform zahlreiche akademisch ge-<lb/>
bildete Lehrkräfte nötig geworden sind, die An-<lb/>
stellungschancen daher günstig schienen. Auf diese<lb/>
Chancen hin bereiten sich aber gegenwärtig bereits<lb/>
soviele Männer und Frauen vor, &#x2013; und die Hälfte<lb/>
der akademischen Lehrer werden sich an Mädchen-<lb/>
schulen voraussichtlich immer aus Männern rekru-<lb/>
tieren &#x2013; daß es für einen großen Teil der bereits<lb/>
studierenden Frauen von größter Schwierigkeit<lb/>
sein dürfte, Anstellung zu finden.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0157] hohe Kontingent an Studentinnen, das es stellt, und durch den Umstand, daß diese nur die Ober- lehrerinnenkarriere einschlagen können, eine un- gesunde Überfüllung der philosophischen Fakultät herbeigeführt. Seit dem bedeutsamen, mehrfach er- wähnten Erlaß vom April 1909 ist die Zahl der weiblichen Studenten in der philosophischen Fakul- tät an preußischen Universitäten von 740 im Winter 1908/09 auf 1633 im Sommer 1912 ge- stiegen. Wie Dr. Bäumer auf der letzten Tagung des Zentralverbandes zur höheren Berufsbildung ausführte, sind 75 Prozent der weiblichen Studenten in der philosophischen, etwa 22 Prozent in der medizinischen und etwa 3 Prozent in der juristischen und theologischen Fakultät zu finden. Außer der Verlockung des scheinbar leichteren vierten Weges mag zu dieser Überfüllung auch der Umstand beigetragen haben, daß durch die Mädchenschulreform zahlreiche akademisch ge- bildete Lehrkräfte nötig geworden sind, die An- stellungschancen daher günstig schienen. Auf diese Chancen hin bereiten sich aber gegenwärtig bereits soviele Männer und Frauen vor, – und die Hälfte der akademischen Lehrer werden sich an Mädchen- schulen voraussichtlich immer aus Männern rekru- tieren – daß es für einen großen Teil der bereits studierenden Frauen von größter Schwierigkeit sein dürfte, Anstellung zu finden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/157
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/157>, abgerufen am 27.04.2024.