Victoria nicht den Thron geerbt, so würde man ihnen auch nicht das kleinste Theilchen einer politischen Wirk- samkeit anvertraut haben, in welcher sich doch die erstere den bedeutendsten Staatslenkern ebenbürtig gezeigt hat."
Und auch an Frauen der Gegenwart, die politische Rechte ausüben, hätte Duboc Beispiele gehabt und zwar an den Frauen Wyomings, Utahs, Colorados, Idahos, Neu- seelands, Südaustraliens und Mans. Aber davon scheint Dr. D. nichts bekannt zu sein. Bei Besprechung der ausserdeutschen Verhältnisse der Gegenwart citirt er als französischen Gewährsmann nur Agenor von Gas- parin, der die Schreckensweiber der Revolution, be- kanntlich der Abschaum der Menschheit, als Beweis dafür erbringt, dass die Frauen kriegerischer als die Männer sind, während in der That die Propagirung des Friedens- gedankens in unserem Jahrhundert hauptsächlich dem Einfluss der Frau zuzuschreiben ist und in Bezug auf die Vereinigten Staaten weiss er nur von einem Protest einiger New-Yorkerinnen gegen das Frauen- wahlrecht zu berichten und dass auch die Frauen Massa- chusetts demselben nicht günstig zu sein scheinen, weil von 400 000 weiblichen Stimmgebern sich nur 17 000 an der Wahlurne eingefunden hatten. Weibliche Proteste gegen das Stimmrecht hat es mehr als einen in Amerika gegeben, aber die Zahl der Protestlerinnen war stets ver- schwindend klein gegen die der Anhängerinnen des Wahlrechts. Die weibliche Stimmenabgabe in Massa- chusetts jedoch beruht auf einer Mystification des Ver- fassers, weder haben die Frauen in Massachusetts das
6*
Die politische Gleichberechtigung der Frau.
Victoria nicht den Thron geerbt, so würde man ihnen auch nicht das kleinste Theilchen einer politischen Wirk- samkeit anvertraut haben, in welcher sich doch die erstere den bedeutendsten Staatslenkern ebenbürtig gezeigt hat.«
Und auch an Frauen der Gegenwart, die politische Rechte ausüben, hätte Duboc Beispiele gehabt und zwar an den Frauen Wyomings, Utahs, Colorados, Idahos, Neu- seelands, Südaustraliens und Mans. Aber davon scheint Dr. D. nichts bekannt zu sein. Bei Besprechung der ausserdeutschen Verhältnisse der Gegenwart citirt er als französischen Gewährsmann nur Agenor von Gas- parin, der die Schreckensweiber der Revolution, be- kanntlich der Abschaum der Menschheit, als Beweis dafür erbringt, dass die Frauen kriegerischer als die Männer sind, während in der That die Propagirung des Friedens- gedankens in unserem Jahrhundert hauptsächlich dem Einfluss der Frau zuzuschreiben ist und in Bezug auf die Vereinigten Staaten weiss er nur von einem Protest einiger New-Yorkerinnen gegen das Frauen- wahlrecht zu berichten und dass auch die Frauen Massa- chusetts demselben nicht günstig zu sein scheinen, weil von 400 000 weiblichen Stimmgebern sich nur 17 000 an der Wahlurne eingefunden hatten. Weibliche Proteste gegen das Stimmrecht hat es mehr als einen in Amerika gegeben, aber die Zahl der Protestlerinnen war stets ver- schwindend klein gegen die der Anhängerinnen des Wahlrechts. Die weibliche Stimmenabgabe in Massa- chusetts jedoch beruht auf einer Mystification des Ver- fassers, weder haben die Frauen in Massachusetts das
6*
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0096"n="83"/><fwplace="top"type="header">Die politische Gleichberechtigung der Frau.</fw><lb/>
Victoria nicht den Thron geerbt, so würde man ihnen<lb/>
auch nicht das kleinste Theilchen einer politischen Wirk-<lb/>
samkeit anvertraut haben, in welcher sich doch die erstere<lb/>
den bedeutendsten Staatslenkern ebenbürtig gezeigt hat.«</p><lb/><p>Und auch an Frauen der Gegenwart, die politische<lb/>
Rechte ausüben, hätte Duboc Beispiele gehabt und zwar<lb/>
an den Frauen Wyomings, Utahs, Colorados, Idahos, Neu-<lb/>
seelands, Südaustraliens und Mans. Aber davon scheint<lb/>
Dr. D. nichts bekannt zu sein. Bei Besprechung der<lb/>
ausserdeutschen Verhältnisse der Gegenwart citirt er<lb/>
als französischen Gewährsmann nur Agenor von Gas-<lb/>
parin, der die Schreckensweiber der Revolution, be-<lb/>
kanntlich der Abschaum der Menschheit, als Beweis<lb/>
dafür erbringt, dass die Frauen kriegerischer als die Männer<lb/>
sind, während in der That die Propagirung des Friedens-<lb/>
gedankens in unserem Jahrhundert hauptsächlich dem<lb/>
Einfluss der Frau zuzuschreiben ist und in Bezug<lb/>
auf die Vereinigten Staaten weiss er nur von einem<lb/>
Protest einiger New-Yorkerinnen gegen das Frauen-<lb/>
wahlrecht zu berichten und dass auch die Frauen Massa-<lb/>
chusetts demselben nicht günstig zu sein scheinen, weil<lb/>
von 400 000 weiblichen Stimmgebern sich nur 17 000 an<lb/>
der Wahlurne eingefunden hatten. Weibliche Proteste<lb/>
gegen das Stimmrecht hat es mehr als einen in Amerika<lb/>
gegeben, aber die Zahl der Protestlerinnen war stets ver-<lb/>
schwindend klein gegen die der Anhängerinnen des<lb/>
Wahlrechts. Die weibliche Stimmenabgabe in Massa-<lb/>
chusetts jedoch beruht auf einer Mystification des Ver-<lb/>
fassers, weder haben die Frauen in Massachusetts das<lb/><fwplace="bottom"type="sig">6*</fw><lb/></p></body></text></TEI>
[83/0096]
Die politische Gleichberechtigung der Frau.
Victoria nicht den Thron geerbt, so würde man ihnen
auch nicht das kleinste Theilchen einer politischen Wirk-
samkeit anvertraut haben, in welcher sich doch die erstere
den bedeutendsten Staatslenkern ebenbürtig gezeigt hat.«
Und auch an Frauen der Gegenwart, die politische
Rechte ausüben, hätte Duboc Beispiele gehabt und zwar
an den Frauen Wyomings, Utahs, Colorados, Idahos, Neu-
seelands, Südaustraliens und Mans. Aber davon scheint
Dr. D. nichts bekannt zu sein. Bei Besprechung der
ausserdeutschen Verhältnisse der Gegenwart citirt er
als französischen Gewährsmann nur Agenor von Gas-
parin, der die Schreckensweiber der Revolution, be-
kanntlich der Abschaum der Menschheit, als Beweis
dafür erbringt, dass die Frauen kriegerischer als die Männer
sind, während in der That die Propagirung des Friedens-
gedankens in unserem Jahrhundert hauptsächlich dem
Einfluss der Frau zuzuschreiben ist und in Bezug
auf die Vereinigten Staaten weiss er nur von einem
Protest einiger New-Yorkerinnen gegen das Frauen-
wahlrecht zu berichten und dass auch die Frauen Massa-
chusetts demselben nicht günstig zu sein scheinen, weil
von 400 000 weiblichen Stimmgebern sich nur 17 000 an
der Wahlurne eingefunden hatten. Weibliche Proteste
gegen das Stimmrecht hat es mehr als einen in Amerika
gegeben, aber die Zahl der Protestlerinnen war stets ver-
schwindend klein gegen die der Anhängerinnen des
Wahlrechts. Die weibliche Stimmenabgabe in Massa-
chusetts jedoch beruht auf einer Mystification des Ver-
fassers, weder haben die Frauen in Massachusetts das
6*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-02-20T18:11:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-02-20T18:11:38Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/96>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.