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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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boren, glauben Sie mir, ohne Confusion richten
Sie heut zu Tage nichts mehr aus.

Ich habe, soweit ich vermochte, in diesem
Stücke bei den Münchhausianis für Sie gesorgt,
und ein bischen Confusion gestiftet, so viel es sich
thun ließ, damit die benöthigte Spannung entstehe.
Sehen Sie, so wie jetzt das Heft gebunden ist,
[ - 1 Zeichen fehlt]ann kein Mensch bisher errathen, woran er ist,
wer der alte Baron ist, und das Fräulein und
der Schulmeister, und wo sich die Sache zuträgt?
Hat sich aber ein tüchtiger Leser erst durch einige
Capitel hindurchgewürgt, dann würgt er sich auch
weiter, denn es geht den Leseleuten so, wie man-
chem Zuschauer in der Comödie. Er ärgert sich
über das schlechte Stück, er gähnt, er möchte vor
Ungeduld aus der Haut fahren, aber dennoch
bleibt er sitzen, weil er einmal sein Entree-Geld
gegeben hat, und dafür auch seine drei Stunden
absitzen will.

Also, Ew. Wohlgeboren, ich dächte, Sie ständen
von dem Verlangen nach Umheftung ab. Der ich
übrigens u. s. w.



boren, glauben Sie mir, ohne Confuſion richten
Sie heut zu Tage nichts mehr aus.

Ich habe, ſoweit ich vermochte, in dieſem
Stücke bei den Münchhauſianis für Sie geſorgt,
und ein bischen Confuſion geſtiftet, ſo viel es ſich
thun ließ, damit die benöthigte Spannung entſtehe.
Sehen Sie, ſo wie jetzt das Heft gebunden iſt,
[ – 1 Zeichen fehlt]ann kein Menſch bisher errathen, woran er iſt,
wer der alte Baron iſt, und das Fräulein und
der Schulmeiſter, und wo ſich die Sache zuträgt?
Hat ſich aber ein tüchtiger Leſer erſt durch einige
Capitel hindurchgewürgt, dann würgt er ſich auch
weiter, denn es geht den Leſeleuten ſo, wie man-
chem Zuſchauer in der Comödie. Er ärgert ſich
über das ſchlechte Stück, er gähnt, er möchte vor
Ungeduld aus der Haut fahren, aber dennoch
bleibt er ſitzen, weil er einmal ſein Entree-Geld
gegeben hat, und dafür auch ſeine drei Stunden
abſitzen will.

Alſo, Ew. Wohlgeboren, ich dächte, Sie ſtänden
von dem Verlangen nach Umheftung ab. Der ich
übrigens u. ſ. w.



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[92/0100] boren, glauben Sie mir, ohne Confuſion richten Sie heut zu Tage nichts mehr aus. Ich habe, ſoweit ich vermochte, in dieſem Stücke bei den Münchhauſianis für Sie geſorgt, und ein bischen Confuſion geſtiftet, ſo viel es ſich thun ließ, damit die benöthigte Spannung entſtehe. Sehen Sie, ſo wie jetzt das Heft gebunden iſt, _ann kein Menſch bisher errathen, woran er iſt, wer der alte Baron iſt, und das Fräulein und der Schulmeiſter, und wo ſich die Sache zuträgt? Hat ſich aber ein tüchtiger Leſer erſt durch einige Capitel hindurchgewürgt, dann würgt er ſich auch weiter, denn es geht den Leſeleuten ſo, wie man- chem Zuſchauer in der Comödie. Er ärgert ſich über das ſchlechte Stück, er gähnt, er möchte vor Ungeduld aus der Haut fahren, aber dennoch bleibt er ſitzen, weil er einmal ſein Entree-Geld gegeben hat, und dafür auch ſeine drei Stunden abſitzen will. Alſo, Ew. Wohlgeboren, ich dächte, Sie ſtänden von dem Verlangen nach Umheftung ab. Der ich übrigens u. ſ. w.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/100>, abgerufen am 29.04.2024.