Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

kannst du sofort für diesen komischen Heros die
Studien nach dem Leben machen. Laß uns eine
Verwickelung bilden, die an grenzenloser Lustigkeit
und kühner Laune Alles hinter sich läßt, was Sha-
kespeare, Holberg und Moliere ersonnen haben.
Ich werde die Zöpfe der Piepmeyers unentwirrbar
zusammenflechten, und wenn sie dann aufstehn, und
nicht von einander können, und bei dem Ziehen
und Zerren unter Schmerzen Gesichter schneiden,
o welche Fülle von komischen Anschauungen werde
ich dann haben, ich sehe schon ganze Dutzende
von Tilliaden fertig. Gesagt, gethan; er flocht
Peter mit Romeo, Romeo mit Christian, Christian
mit Guido, Guido mit Ferdinand, Ferdinand
mit Heinrich, Heinrich mit Karl zusammen, so
daß vier Piepmeyers, ein Jeder doppelseitig, linker
und rechter Flügel aber einseitig gefesselt waren.
Als Isidor sein Werk vollbracht hatte, steckte er
sich hinter den Wachtofen, um die Wirkung dieser
Intrigue zu beobachten.

Ruhig schliefen die Opfer Hirsewenzelscher Ko-
mik, träumten von Brod und Fleisch und doppel-
tem Tractament und hatten kein Arg. Als nun
der Tag höher zu steigen begann, und die Strah-

kannſt du ſofort für dieſen komiſchen Heros die
Studien nach dem Leben machen. Laß uns eine
Verwickelung bilden, die an grenzenloſer Luſtigkeit
und kühner Laune Alles hinter ſich läßt, was Sha-
kespeare, Holberg und Moliere erſonnen haben.
Ich werde die Zöpfe der Piepmeyers unentwirrbar
zuſammenflechten, und wenn ſie dann aufſtehn, und
nicht von einander können, und bei dem Ziehen
und Zerren unter Schmerzen Geſichter ſchneiden,
o welche Fülle von komiſchen Anſchauungen werde
ich dann haben, ich ſehe ſchon ganze Dutzende
von Tilliaden fertig. Geſagt, gethan; er flocht
Peter mit Romeo, Romeo mit Chriſtian, Chriſtian
mit Guido, Guido mit Ferdinand, Ferdinand
mit Heinrich, Heinrich mit Karl zuſammen, ſo
daß vier Piepmeyers, ein Jeder doppelſeitig, linker
und rechter Flügel aber einſeitig gefeſſelt waren.
Als Iſidor ſein Werk vollbracht hatte, ſteckte er
ſich hinter den Wachtofen, um die Wirkung dieſer
Intrigue zu beobachten.

Ruhig ſchliefen die Opfer Hirſewenzelſcher Ko-
mik, träumten von Brod und Fleiſch und doppel-
tem Tractament und hatten kein Arg. Als nun
der Tag höher zu ſteigen begann, und die Strah-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0071" n="63"/>
kann&#x017F;t du &#x017F;ofort für die&#x017F;en komi&#x017F;chen Heros die<lb/>
Studien nach dem Leben machen. Laß uns eine<lb/>
Verwickelung bilden, die an grenzenlo&#x017F;er Lu&#x017F;tigkeit<lb/>
und kühner Laune Alles hinter &#x017F;ich läßt, was Sha-<lb/>
kespeare, Holberg und Moliere er&#x017F;onnen haben.<lb/>
Ich werde die Zöpfe der Piepmeyers unentwirrbar<lb/>
zu&#x017F;ammenflechten, und wenn &#x017F;ie dann auf&#x017F;tehn, und<lb/>
nicht von einander können, und bei dem Ziehen<lb/>
und Zerren unter Schmerzen Ge&#x017F;ichter &#x017F;chneiden,<lb/>
o welche Fülle von komi&#x017F;chen An&#x017F;chauungen werde<lb/>
ich dann haben, ich &#x017F;ehe &#x017F;chon ganze Dutzende<lb/>
von Tilliaden fertig. Ge&#x017F;agt, gethan; er flocht<lb/>
Peter mit Romeo, Romeo mit Chri&#x017F;tian, Chri&#x017F;tian<lb/>
mit Guido, Guido mit Ferdinand, Ferdinand<lb/>
mit Heinrich, Heinrich mit Karl zu&#x017F;ammen, &#x017F;o<lb/>
daß vier Piepmeyers, ein Jeder doppel&#x017F;eitig, linker<lb/>
und rechter Flügel aber ein&#x017F;eitig gefe&#x017F;&#x017F;elt waren.<lb/>
Als I&#x017F;idor &#x017F;ein Werk vollbracht hatte, &#x017F;teckte er<lb/>
&#x017F;ich hinter den Wachtofen, um die Wirkung die&#x017F;er<lb/>
Intrigue zu beobachten.</p><lb/>
          <p>Ruhig &#x017F;chliefen die Opfer Hir&#x017F;ewenzel&#x017F;cher Ko-<lb/>
mik, träumten von Brod und Flei&#x017F;ch und doppel-<lb/>
tem Tractament und hatten kein Arg. Als nun<lb/>
der Tag höher zu &#x017F;teigen begann, und die Strah-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0071] kannſt du ſofort für dieſen komiſchen Heros die Studien nach dem Leben machen. Laß uns eine Verwickelung bilden, die an grenzenloſer Luſtigkeit und kühner Laune Alles hinter ſich läßt, was Sha- kespeare, Holberg und Moliere erſonnen haben. Ich werde die Zöpfe der Piepmeyers unentwirrbar zuſammenflechten, und wenn ſie dann aufſtehn, und nicht von einander können, und bei dem Ziehen und Zerren unter Schmerzen Geſichter ſchneiden, o welche Fülle von komiſchen Anſchauungen werde ich dann haben, ich ſehe ſchon ganze Dutzende von Tilliaden fertig. Geſagt, gethan; er flocht Peter mit Romeo, Romeo mit Chriſtian, Chriſtian mit Guido, Guido mit Ferdinand, Ferdinand mit Heinrich, Heinrich mit Karl zuſammen, ſo daß vier Piepmeyers, ein Jeder doppelſeitig, linker und rechter Flügel aber einſeitig gefeſſelt waren. Als Iſidor ſein Werk vollbracht hatte, ſteckte er ſich hinter den Wachtofen, um die Wirkung dieſer Intrigue zu beobachten. Ruhig ſchliefen die Opfer Hirſewenzelſcher Ko- mik, träumten von Brod und Fleiſch und doppel- tem Tractament und hatten kein Arg. Als nun der Tag höher zu ſteigen begann, und die Strah-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/71
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/71>, abgerufen am 02.05.2024.