Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

leicht es nachher auch dem Staate werden.
Man muß eine Sache Gott überlassen, sagt
er, wenn menschlich zu helfen un-
möglich ist; und was ist unmöglicher, als
daß ein rechtschaffener Mann Treue
und Glauben verlasse
? Was kann we-
niger geschehen, als was ein Mann von Ehre
nur auf Unkosten der Ehre und Treue bewerk-
stelligen könnte?

Hiernächst erwähnt er, unter andern, des
Epaminondas, des vortreflichsten unter den
Menschen, bey welchem jede einzelne Pflicht in
so hohem Ansehen stand, daß er nie in der
Schlacht den Ueberwundenen zu Boden stieß;
der sich ein Gewissen daraus machte, selbst um
des unschätzbaren Guten willen, die Freyheit
seinem Lande zu verschaffen, einen Tyrannen
oder seine Mitgenossen, ohne Form der Ge-
rechtigkeit, umzubringen; und der denjenigen
für einen schlechten Menschen hielt, so ein
guter Bürger er auch seyn mochte, der unter
den Feinden und in der Schlacht seinen Freund

S

leicht es nachher auch dem Staate werden.
Man muß eine Sache Gott uͤberlaſſen, ſagt
er, wenn menſchlich zu helfen un-
moͤglich iſt; und was iſt unmoͤglicher, als
daß ein rechtſchaffener Mann Treue
und Glauben verlaſſe
? Was kann we-
niger geſchehen, als was ein Mann von Ehre
nur auf Unkoſten der Ehre und Treue bewerk-
ſtelligen koͤnnte?

Hiernaͤchſt erwaͤhnt er, unter andern, des
Epaminondas, des vortreflichſten unter den
Menſchen, bey welchem jede einzelne Pflicht in
ſo hohem Anſehen ſtand, daß er nie in der
Schlacht den Ueberwundenen zu Boden ſtieß;
der ſich ein Gewiſſen daraus machte, ſelbſt um
des unſchaͤtzbaren Guten willen, die Freyheit
ſeinem Lande zu verſchaffen, einen Tyrannen
oder ſeine Mitgenoſſen, ohne Form der Ge-
rechtigkeit, umzubringen; und der denjenigen
fuͤr einen ſchlechten Menſchen hielt, ſo ein
guter Buͤrger er auch ſeyn mochte, der unter
den Feinden und in der Schlacht ſeinen Freund

S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0311" n="273"/>
leicht es nachher auch dem Staate werden.<lb/>
Man muß eine Sache <hi rendition="#g">Gott</hi> u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;agt<lb/>
er, wenn <hi rendition="#g">men&#x017F;chlich</hi> zu helfen un-<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t; und was i&#x017F;t unmo&#x0364;glicher, <hi rendition="#g">als<lb/>
daß ein recht&#x017F;chaffener Mann Treue<lb/>
und Glauben verla&#x017F;&#x017F;e</hi>? Was kann we-<lb/>
niger ge&#x017F;chehen, als was ein Mann von Ehre<lb/>
nur auf Unko&#x017F;ten der Ehre und Treue bewerk-<lb/>
&#x017F;telligen ko&#x0364;nnte?</p><lb/>
          <p>Hierna&#x0364;ch&#x017F;t erwa&#x0364;hnt er, unter andern, des<lb/><hi rendition="#g">Epaminondas</hi>, des vortreflich&#x017F;ten unter den<lb/>
Men&#x017F;chen, bey welchem jede einzelne Pflicht in<lb/>
&#x017F;o hohem An&#x017F;ehen &#x017F;tand, daß er nie in der<lb/>
Schlacht den Ueberwundenen zu Boden &#x017F;tieß;<lb/>
der &#x017F;ich ein Gewi&#x017F;&#x017F;en daraus machte, &#x017F;elb&#x017F;t um<lb/>
des un&#x017F;cha&#x0364;tzbaren Guten willen, die <hi rendition="#g">Freyheit</hi><lb/>
&#x017F;einem Lande zu ver&#x017F;chaffen, einen Tyrannen<lb/>
oder &#x017F;eine Mitgeno&#x017F;&#x017F;en, ohne Form der Ge-<lb/>
rechtigkeit, umzubringen; und der denjenigen<lb/>
fu&#x0364;r einen &#x017F;chlechten Men&#x017F;chen hielt, &#x017F;o ein<lb/>
guter Bu&#x0364;rger er auch &#x017F;eyn mochte, der unter<lb/>
den Feinden und in der Schlacht &#x017F;einen Freund<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0311] leicht es nachher auch dem Staate werden. Man muß eine Sache Gott uͤberlaſſen, ſagt er, wenn menſchlich zu helfen un- moͤglich iſt; und was iſt unmoͤglicher, als daß ein rechtſchaffener Mann Treue und Glauben verlaſſe? Was kann we- niger geſchehen, als was ein Mann von Ehre nur auf Unkoſten der Ehre und Treue bewerk- ſtelligen koͤnnte? Hiernaͤchſt erwaͤhnt er, unter andern, des Epaminondas, des vortreflichſten unter den Menſchen, bey welchem jede einzelne Pflicht in ſo hohem Anſehen ſtand, daß er nie in der Schlacht den Ueberwundenen zu Boden ſtieß; der ſich ein Gewiſſen daraus machte, ſelbſt um des unſchaͤtzbaren Guten willen, die Freyheit ſeinem Lande zu verſchaffen, einen Tyrannen oder ſeine Mitgenoſſen, ohne Form der Ge- rechtigkeit, umzubringen; und der denjenigen fuͤr einen ſchlechten Menſchen hielt, ſo ein guter Buͤrger er auch ſeyn mochte, der unter den Feinden und in der Schlacht ſeinen Freund S

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/311
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/311>, abgerufen am 22.05.2024.