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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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die so einzig ist, weil sie nur Begriffe von Gutem
und Wahrem hat, nur im Guten und Wahren
Witz und Laune. Eine unselige Cokette ver-
führte ihren Mann. Auguste, im höchsten
Grade arglos, merkte lange nichts. Weil aber
G * * genöthiget war, ihr manche Unwahr-
heit zu sagen, und jede Unwahrheit Lügen
ohne Zahl gebiert, so mußte wohl das liebe
Weib endlich merken, daß es hintergangen
wurde. Nun begab es sich an einem Tage,
daß ihr, in des Mannes Gegenwart, auf
einmal zwey recht auffallende Betrügereyen
offenbar wurden. Sie können sich G * * s
Zustand vorstellen. Kaum war der Freund,
welcher unschuldiger Weise die Sache ans Licht
gebracht hatte, zur Thür hinaus, so hub Au-
guste an: "Höre doch, Max, du hattest mir
ja diese Sache so, und jene so gesagt, und
ich höre es nun ganz anders? Ich merke seit
einiger Zeit, daß du mir öfters Unwahrheiten
sagst -- Wenn du wüßtest, wie mich das be-
trübt!" -- Freylich, antwortete G * *; aber
das ist nicht meine Schuld; wer sich unbeschei-

S 2

die ſo einzig iſt, weil ſie nur Begriffe von Gutem
und Wahrem hat, nur im Guten und Wahren
Witz und Laune. Eine unſelige Cokette ver-
fuͤhrte ihren Mann. Auguſte, im hoͤchſten
Grade arglos, merkte lange nichts. Weil aber
G * * genoͤthiget war, ihr manche Unwahr-
heit zu ſagen, und jede Unwahrheit Luͤgen
ohne Zahl gebiert, ſo mußte wohl das liebe
Weib endlich merken, daß es hintergangen
wurde. Nun begab es ſich an einem Tage,
daß ihr, in des Mannes Gegenwart, auf
einmal zwey recht auffallende Betruͤgereyen
offenbar wurden. Sie koͤnnen ſich G * * s
Zuſtand vorſtellen. Kaum war der Freund,
welcher unſchuldiger Weiſe die Sache ans Licht
gebracht hatte, zur Thuͤr hinaus, ſo hub Au-
guſte an: „Hoͤre doch, Max, du hatteſt mir
ja dieſe Sache ſo, und jene ſo geſagt, und
ich hoͤre es nun ganz anders? Ich merke ſeit
einiger Zeit, daß du mir oͤfters Unwahrheiten
ſagſt — Wenn du wuͤßteſt, wie mich das be-
truͤbt!” — Freylich, antwortete G * *; aber
das iſt nicht meine Schuld; wer ſich unbeſchei-

S 2
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[275/0313] die ſo einzig iſt, weil ſie nur Begriffe von Gutem und Wahrem hat, nur im Guten und Wahren Witz und Laune. Eine unſelige Cokette ver- fuͤhrte ihren Mann. Auguſte, im hoͤchſten Grade arglos, merkte lange nichts. Weil aber G * * genoͤthiget war, ihr manche Unwahr- heit zu ſagen, und jede Unwahrheit Luͤgen ohne Zahl gebiert, ſo mußte wohl das liebe Weib endlich merken, daß es hintergangen wurde. Nun begab es ſich an einem Tage, daß ihr, in des Mannes Gegenwart, auf einmal zwey recht auffallende Betruͤgereyen offenbar wurden. Sie koͤnnen ſich G * * s Zuſtand vorſtellen. Kaum war der Freund, welcher unſchuldiger Weiſe die Sache ans Licht gebracht hatte, zur Thuͤr hinaus, ſo hub Au- guſte an: „Hoͤre doch, Max, du hatteſt mir ja dieſe Sache ſo, und jene ſo geſagt, und ich hoͤre es nun ganz anders? Ich merke ſeit einiger Zeit, daß du mir oͤfters Unwahrheiten ſagſt — Wenn du wuͤßteſt, wie mich das be- truͤbt!” — Freylich, antwortete G * *; aber das iſt nicht meine Schuld; wer ſich unbeſchei- S 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/313>, abgerufen am 22.05.2024.