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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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rung von dieser Vollkommenheit des
Schöpffers gab mir hierzu völlige Hoff-
nung, wenn nur anders die Absicht GOt-
tes so wohl bey dem Himmel als der Höl-
le würde entdecken können. Das unge-
meine Verlangen, selbige einiger massen
einzusehen, ließ derowegen nicht zu, die
Betrachtung dieser Dinge, welche wir die
letzten zu nennen pflegen, auch auf die letz-
ten Blätter dieses Werckgens zu verspa-
ren, sondern derselben vielmehr ihren Platz
so gleich in diesem zweyten Stück anzu-
weisen. Jch wurde in diesem Vorhaben
noch hitziger, als auf die Absichten GOt-
tes bey der Erlösung, bey der Forderung
des Glaubens und der Tugend und bey
andern Stücken der Christlichen Religion
dachte und wahrnahm, daß mir selbige we-
der selbst deutlich vorstellen, noch andern
ordentlich und verständlich vortragen wür-
de, wenn nicht vorhero Himmel und Höl-
le und deren Absichten etwas genauer be-
trachtet, und derselben wahre Umstände,
so weit die engen Schrancken unserer jetzi-
gen Erkänntniß es zulassen, bemercket hät-
te. Jch fand hierbey zwar viele Schwie-
rigkeiten, welche mich gewiß überredeten,
ich würde in meinen Muthmassungen man-

chen





rung von dieſer Vollkommenheit des
Schoͤpffers gab mir hierzu voͤllige Hoff-
nung, wenn nur anders die Abſicht GOt-
tes ſo wohl bey dem Himmel als der Hoͤl-
le wuͤrde entdecken koͤnnen. Das unge-
meine Verlangen, ſelbige einiger maſſen
einzuſehen, ließ derowegen nicht zu, die
Betrachtung dieſer Dinge, welche wir die
letzten zu nennen pflegen, auch auf die letz-
ten Blaͤtter dieſes Werckgens zu verſpa-
ren, ſondern derſelben vielmehr ihren Platz
ſo gleich in dieſem zweyten Stuͤck anzu-
weiſen. Jch wurde in dieſem Vorhaben
noch hitziger, als auf die Abſichten GOt-
tes bey der Erloͤſung, bey der Forderung
des Glaubens und der Tugend und bey
andern Stuͤcken der Chriſtlichen Religion
dachte und wahrnahm, daß mir ſelbige we-
der ſelbſt deutlich vorſtellen, noch andern
ordentlich und verſtaͤndlich vortragen wuͤr-
de, wenn nicht vorhero Himmel und Hoͤl-
le und deren Abſichten etwas genauer be-
trachtet, und derſelben wahre Umſtaͤnde,
ſo weit die engen Schrancken unſerer jetzi-
gen Erkaͤnntniß es zulaſſen, bemercket haͤt-
te. Jch fand hierbey zwar viele Schwie-
rigkeiten, welche mich gewiß uͤberredeten,
ich wuͤrde in meinen Muthmaſſungen man-

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[100[96]/0132] rung von dieſer Vollkommenheit des Schoͤpffers gab mir hierzu voͤllige Hoff- nung, wenn nur anders die Abſicht GOt- tes ſo wohl bey dem Himmel als der Hoͤl- le wuͤrde entdecken koͤnnen. Das unge- meine Verlangen, ſelbige einiger maſſen einzuſehen, ließ derowegen nicht zu, die Betrachtung dieſer Dinge, welche wir die letzten zu nennen pflegen, auch auf die letz- ten Blaͤtter dieſes Werckgens zu verſpa- ren, ſondern derſelben vielmehr ihren Platz ſo gleich in dieſem zweyten Stuͤck anzu- weiſen. Jch wurde in dieſem Vorhaben noch hitziger, als auf die Abſichten GOt- tes bey der Erloͤſung, bey der Forderung des Glaubens und der Tugend und bey andern Stuͤcken der Chriſtlichen Religion dachte und wahrnahm, daß mir ſelbige we- der ſelbſt deutlich vorſtellen, noch andern ordentlich und verſtaͤndlich vortragen wuͤr- de, wenn nicht vorhero Himmel und Hoͤl- le und deren Abſichten etwas genauer be- trachtet, und derſelben wahre Umſtaͤnde, ſo weit die engen Schrancken unſerer jetzi- gen Erkaͤnntniß es zulaſſen, bemercket haͤt- te. Jch fand hierbey zwar viele Schwie- rigkeiten, welche mich gewiß uͤberredeten, ich wuͤrde in meinen Muthmaſſungen man- chen

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 100[96]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/132>, abgerufen am 28.04.2024.