Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





was noch mehr ist, einer vermehrt des an-
dern Last, und freuet sich, wenn er des an-
dern Unglück vergrössern können. Dort
liegt ein Hochmüthiger gantz unruhig in
seinem Bette, und kan die Augen nicht
ehender geruhig schliessen, biß er ein Mit-
tel ersonnen seinen Bruder zu stürtzen.
Da erbricht ein Dieb, indem wir unsere
Kräffte durch den Schlaff wieder samm-
len, unsere Thüren, und beraubt uns dessen,
was wir im Schweiß unsers Angesichts
erworben. Dort ist ein Geitzhalß und
sperret seinen unersättlichen Rachen auf,
unser Haab und Gut unter dem Schein
des Rechten durch die List der Advocaten
zu verschlingen, da sitzt ein Spötter, und
drückt mit seiner spitzigen Zunge in kurtzer
Zeit mehr als tausend spitzige Pfeile ab,
um unser Hertz durch Verletzung unserer
Ehre zu durchbohren, und wer kan alle
Verdrießlichkeiten erzehlen, welche ein
Mensch dem andern macht? Dieses alles
aber höret dort auf, indem weder Hoch-
müthige, noch Geitzige, noch Verleumdere,
noch irgend ein ander Lasterhaffter zu ei-
nem Gliede jenes Reiches angenommen
wird. Gal. 5. v. 19. 20. 21.

§. 8.





was noch mehr iſt, einer vermehrt des an-
dern Laſt, und freuet ſich, wenn er des an-
dern Ungluͤck vergroͤſſern koͤnnen. Dort
liegt ein Hochmuͤthiger gantz unruhig in
ſeinem Bette, und kan die Augen nicht
ehender geruhig ſchlieſſen, biß er ein Mit-
tel erſonnen ſeinen Bruder zu ſtuͤrtzen.
Da erbricht ein Dieb, indem wir unſere
Kraͤffte durch den Schlaff wieder ſamm-
len, unſere Thuͤren, und beraubt uns deſſen,
was wir im Schweiß unſers Angeſichts
erworben. Dort iſt ein Geitzhalß und
ſperret ſeinen unerſaͤttlichen Rachen auf,
unſer Haab und Gut unter dem Schein
des Rechten durch die Liſt der Advocaten
zu verſchlingen, da ſitzt ein Spoͤtter, und
druͤckt mit ſeiner ſpitzigen Zunge in kurtzer
Zeit mehr als tauſend ſpitzige Pfeile ab,
um unſer Hertz durch Verletzung unſerer
Ehre zu durchbohren, und wer kan alle
Verdrießlichkeiten erzehlen, welche ein
Menſch dem andern macht? Dieſes alles
aber hoͤret dort auf, indem weder Hoch-
muͤthige, noch Geitzige, noch Verleumdere,
noch irgend ein ander Laſterhaffter zu ei-
nem Gliede jenes Reiches angenommen
wird. Gal. 5. v. 19. 20. 21.

§. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0143" n="111[107]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
was noch mehr i&#x017F;t, einer vermehrt des an-<lb/>
dern La&#x017F;t, und freuet &#x017F;ich, wenn er des an-<lb/>
dern Unglu&#x0364;ck vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern ko&#x0364;nnen. Dort<lb/>
liegt ein Hochmu&#x0364;thiger gantz unruhig in<lb/>
&#x017F;einem Bette, und kan die Augen nicht<lb/>
ehender geruhig &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, biß er ein Mit-<lb/>
tel er&#x017F;onnen &#x017F;einen Bruder zu &#x017F;tu&#x0364;rtzen.<lb/>
Da erbricht ein Dieb, indem wir un&#x017F;ere<lb/>
Kra&#x0364;ffte durch den Schlaff wieder &#x017F;amm-<lb/>
len, un&#x017F;ere Thu&#x0364;ren, und beraubt uns de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
was wir im Schweiß un&#x017F;ers Ange&#x017F;ichts<lb/>
erworben. Dort i&#x017F;t ein Geitzhalß und<lb/>
&#x017F;perret &#x017F;einen uner&#x017F;a&#x0364;ttlichen Rachen auf,<lb/>
un&#x017F;er Haab und Gut unter dem Schein<lb/>
des Rechten durch die Li&#x017F;t der Advocaten<lb/>
zu ver&#x017F;chlingen, da &#x017F;itzt ein Spo&#x0364;tter, und<lb/>
dru&#x0364;ckt mit &#x017F;einer &#x017F;pitzigen Zunge in kurtzer<lb/>
Zeit mehr als tau&#x017F;end &#x017F;pitzige Pfeile ab,<lb/>
um un&#x017F;er Hertz durch Verletzung un&#x017F;erer<lb/>
Ehre zu durchbohren, und wer kan alle<lb/>
Verdrießlichkeiten erzehlen, welche ein<lb/>
Men&#x017F;ch dem andern macht? Die&#x017F;es alles<lb/>
aber ho&#x0364;ret dort auf, indem weder Hoch-<lb/>
mu&#x0364;thige, noch Geitzige, noch Verleumdere,<lb/>
noch irgend ein ander La&#x017F;terhaffter zu ei-<lb/>
nem Gliede jenes Reiches angenommen<lb/>
wird. Gal. 5. v. 19. 20. 21.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 8.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111[107]/0143] was noch mehr iſt, einer vermehrt des an- dern Laſt, und freuet ſich, wenn er des an- dern Ungluͤck vergroͤſſern koͤnnen. Dort liegt ein Hochmuͤthiger gantz unruhig in ſeinem Bette, und kan die Augen nicht ehender geruhig ſchlieſſen, biß er ein Mit- tel erſonnen ſeinen Bruder zu ſtuͤrtzen. Da erbricht ein Dieb, indem wir unſere Kraͤffte durch den Schlaff wieder ſamm- len, unſere Thuͤren, und beraubt uns deſſen, was wir im Schweiß unſers Angeſichts erworben. Dort iſt ein Geitzhalß und ſperret ſeinen unerſaͤttlichen Rachen auf, unſer Haab und Gut unter dem Schein des Rechten durch die Liſt der Advocaten zu verſchlingen, da ſitzt ein Spoͤtter, und druͤckt mit ſeiner ſpitzigen Zunge in kurtzer Zeit mehr als tauſend ſpitzige Pfeile ab, um unſer Hertz durch Verletzung unſerer Ehre zu durchbohren, und wer kan alle Verdrießlichkeiten erzehlen, welche ein Menſch dem andern macht? Dieſes alles aber hoͤret dort auf, indem weder Hoch- muͤthige, noch Geitzige, noch Verleumdere, noch irgend ein ander Laſterhaffter zu ei- nem Gliede jenes Reiches angenommen wird. Gal. 5. v. 19. 20. 21. §. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/143
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 111[107]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/143>, abgerufen am 02.05.2024.