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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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JEsu ver-
bindet
uns über
haupt
GOtt zu
ehren und
ihm treu
zu seyn.
Gnugthuung JEsu fliesset, denen Unge-
lehrten in einem Gleichniß begreiflicher
machen: Denen aber, welche auch die
Wahrheiten der Christlichen Religion
gerne mit andern Wahrheiten verknüpf-
fen, wollen wir diese Verbindlichkeit in
einem Zusammenhang mit den nechsten
Gründen der natürlichen Rechte vorle-
gen. Man nehme an, eine Anzahl leib-
eigener Knechte verliessen den Dienst ih-
res Herrn, geselleten sich zu einer Bande
wilder Räuber, und verpflichteten sich
bey dieser grausamen Gesellschaft zu le-
ben und zu sterben, legten auch zur Ver-
sicherung ihrer Treue solche Fesseln an,
welche sie ausser den Stand setzten jemahls
durch die Flucht von der Bothmäßigkeit
dieser Bande sich frei zu machen. Man
setze, sie fiengen an ihres eigenen Herrn
Güter zu berauben, und suchten noch an-
dere Knechte zu einer gleichen Untreue zu
verführen. Man setze ferner, in dieser
Räubergesellschaft gienge es so zu, wie
die Eigenschaften solcher Gemüther es
mit sich bringen. Sie machten sich ei-
nige gute Tage, wenn sie eine gute Beute
erhaschet, wären aber dabey unmäßig,
erhitzten sich durch starck Geträncke, ge-
riethen in Schlägereien, und verletzten
einander auf das grausamste. Es äus-
serte sich nicht gleich eine neue Gelegen-

heit





JEſu ver-
bindet
uns uͤber
haupt
GOtt zu
ehren und
ihm treu
zu ſeyn.
Gnugthuung JEſu flieſſet, denen Unge-
lehrten in einem Gleichniß begreiflicher
machen: Denen aber, welche auch die
Wahrheiten der Chriſtlichen Religion
gerne mit andern Wahrheiten verknuͤpf-
fen, wollen wir dieſe Verbindlichkeit in
einem Zuſammenhang mit den nechſten
Gruͤnden der natuͤrlichen Rechte vorle-
gen. Man nehme an, eine Anzahl leib-
eigener Knechte verlieſſen den Dienſt ih-
res Herrn, geſelleten ſich zu einer Bande
wilder Raͤuber, und verpflichteten ſich
bey dieſer grauſamen Geſellſchaft zu le-
ben und zu ſterben, legten auch zur Ver-
ſicherung ihrer Treue ſolche Feſſeln an,
welche ſie auſſer den Stand ſetzten jemahls
durch die Flucht von der Bothmaͤßigkeit
dieſer Bande ſich frei zu machen. Man
ſetze, ſie fiengen an ihres eigenen Herrn
Guͤter zu berauben, und ſuchten noch an-
dere Knechte zu einer gleichen Untreue zu
verfuͤhren. Man ſetze ferner, in dieſer
Raͤubergeſellſchaft gienge es ſo zu, wie
die Eigenſchaften ſolcher Gemuͤther es
mit ſich bringen. Sie machten ſich ei-
nige gute Tage, wenn ſie eine gute Beute
erhaſchet, waͤren aber dabey unmaͤßig,
erhitzten ſich durch ſtarck Getraͤncke, ge-
riethen in Schlaͤgereien, und verletzten
einander auf das grauſamſte. Es aͤuſ-
ſerte ſich nicht gleich eine neue Gelegen-

heit
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[436[432]/0468] Gnugthuung JEſu flieſſet, denen Unge- lehrten in einem Gleichniß begreiflicher machen: Denen aber, welche auch die Wahrheiten der Chriſtlichen Religion gerne mit andern Wahrheiten verknuͤpf- fen, wollen wir dieſe Verbindlichkeit in einem Zuſammenhang mit den nechſten Gruͤnden der natuͤrlichen Rechte vorle- gen. Man nehme an, eine Anzahl leib- eigener Knechte verlieſſen den Dienſt ih- res Herrn, geſelleten ſich zu einer Bande wilder Raͤuber, und verpflichteten ſich bey dieſer grauſamen Geſellſchaft zu le- ben und zu ſterben, legten auch zur Ver- ſicherung ihrer Treue ſolche Feſſeln an, welche ſie auſſer den Stand ſetzten jemahls durch die Flucht von der Bothmaͤßigkeit dieſer Bande ſich frei zu machen. Man ſetze, ſie fiengen an ihres eigenen Herrn Guͤter zu berauben, und ſuchten noch an- dere Knechte zu einer gleichen Untreue zu verfuͤhren. Man ſetze ferner, in dieſer Raͤubergeſellſchaft gienge es ſo zu, wie die Eigenſchaften ſolcher Gemuͤther es mit ſich bringen. Sie machten ſich ei- nige gute Tage, wenn ſie eine gute Beute erhaſchet, waͤren aber dabey unmaͤßig, erhitzten ſich durch ſtarck Getraͤncke, ge- riethen in Schlaͤgereien, und verletzten einander auf das grauſamſte. Es aͤuſ- ſerte ſich nicht gleich eine neue Gelegen- heit JEſu ver- bindet uns uͤber haupt GOtt zu ehren und ihm treu zu ſeyn.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 436[432]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/468>, abgerufen am 29.04.2024.