gegeben, und darinne das schröckliche Ende muthwilliger Sünder offenbahret, aber auch zugleich Gnade angebothen u. den Weg zum ewigen Frieden gezeiget. Und damit wir seine Gnade nicht auf Muthwillen ziehen möchten, hat er seine Ge- rechtigkeit an seinem Sohne geoffenbah- ret und an demselben gezeiget, was wir verdienet. Da nun GOtt so viel um die untreuen Menschen gethan, und um sie zu gewinnen seinen Geliebtesten für sie dahin gegeben; so ist klar, daß hierdurch die Verbindung zur Treue, womit wir ihm schon verhafftet sind, ungemein er- höhet, ja auf das höchste getrieben wird, und unsere Untreue, wenn wir darinne beharren, die härteste Strafe verdienet. Sollen diese vielen Bemühungen GOt- tes um uns, soll das Blut seines Soh- nes uns nicht zur aufrichtigsten Liebe, zum treuesten Gehorsahm und ehrerbietig- sten Unterthänigkeit verbinden, so häuffe ja kein Vater seine Klagen über einen ungehorsahmen Sohn deßwegen, weil er alles möglich an denselben gewendet, Nie- mand halte einem falschen Freunde die Wolthaten für, die er ihm erwiesen, und kein Herr beschwehre sich über den Un- danck eines Knechts, den er als einen Sohn erzogen und gehalten.
§. 6.
gegeben, und darinne das ſchroͤckliche Ende muthwilliger Suͤnder offenbahret, aber auch zugleich Gnade angebothen u. den Weg zum ewigen Frieden gezeiget. Und damit wir ſeine Gnade nicht auf Muthwillẽ ziehen moͤchten, hat er ſeine Ge- rechtigkeit an ſeinem Sohne geoffenbah- ret und an demſelben gezeiget, was wir verdienet. Da nun GOtt ſo viel um die untreuen Menſchen gethan, und um ſie zu gewinnen ſeinen Geliebteſten fuͤr ſie dahin gegeben; ſo iſt klar, daß hierdurch die Verbindung zur Treue, womit wir ihm ſchon verhafftet ſind, ungemein er- hoͤhet, ja auf das hoͤchſte getrieben wird, und unſere Untreue, wenn wir darinne beharren, die haͤrteſte Strafe verdienet. Sollen dieſe vielen Bemuͤhungen GOt- tes um uns, ſoll das Blut ſeines Soh- nes uns nicht zur aufrichtigſten Liebe, zum treueſten Gehorſahm und ehrerbietig- ſten Unterthaͤnigkeit verbinden, ſo haͤuffe ja kein Vater ſeine Klagen uͤber einen ungehorſahmen Sohn deßwegen, weil er alles moͤglich an denſelben gewendet, Nie- mand halte einem falſchen Freunde die Wolthaten fuͤr, die er ihm erwieſen, und kein Herr beſchwehre ſich uͤber den Un- danck eines Knechts, den er als einen Sohn erzogen und gehalten.
§. 6.
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[444[440]/0476]
gegeben, und darinne das ſchroͤckliche
Ende muthwilliger Suͤnder offenbahret,
aber auch zugleich Gnade angebothen u.
den Weg zum ewigen Frieden gezeiget.
Und damit wir ſeine Gnade nicht auf
Muthwillẽ ziehen moͤchten, hat er ſeine Ge-
rechtigkeit an ſeinem Sohne geoffenbah-
ret und an demſelben gezeiget, was wir
verdienet. Da nun GOtt ſo viel um die
untreuen Menſchen gethan, und um ſie
zu gewinnen ſeinen Geliebteſten fuͤr ſie
dahin gegeben; ſo iſt klar, daß hierdurch
die Verbindung zur Treue, womit wir
ihm ſchon verhafftet ſind, ungemein er-
hoͤhet, ja auf das hoͤchſte getrieben wird,
und unſere Untreue, wenn wir darinne
beharren, die haͤrteſte Strafe verdienet.
Sollen dieſe vielen Bemuͤhungen GOt-
tes um uns, ſoll das Blut ſeines Soh-
nes uns nicht zur aufrichtigſten Liebe,
zum treueſten Gehorſahm und ehrerbietig-
ſten Unterthaͤnigkeit verbinden, ſo haͤuffe
ja kein Vater ſeine Klagen uͤber einen
ungehorſahmen Sohn deßwegen, weil er
alles moͤglich an denſelben gewendet, Nie-
mand halte einem falſchen Freunde die
Wolthaten fuͤr, die er ihm erwieſen, und
kein Herr beſchwehre ſich uͤber den Un-
danck eines Knechts, den er als einen
Sohn erzogen und gehalten.
§. 6.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 444[440]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/476>, abgerufen am 29.04.2024.
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