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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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Drittens zeiget GOtt durch die Gnug-
thuung JESU, daß es ihm ein rechter
Ernst sey die Menschen wieder in einen
bessern Zustand zu setzen und sie aus dem
Elende, in welches sie durch die Sünde
gefallen, wieder völlig heraus zu reissen, und
daß er alles mögliche thun wolle sie zu
erretten. Denn wer mercket im folgen-
den wol nicht den grösten Eiffer GOt-
tes unsere verlohrne Glückseeligkeit wie-
der herzustellen. Es ist unmöglich, daß
uns GOTT bey der Sünde solte voll-
kommen glücklich machen können. Die
sündlichen Begierden der Menschen lauf-
fen gar zu sehr wider einander und kön-
nen nichts als Unruhe und Unglück zeu-
gen. Die verdorbene Welt, in welcher
wir leben, beweiser dieses hinlänglich.
Da uns derowegen GOtt begnadigen
will, so muß er auch dahin sehen, daß
die Sünde selbst aufhöre. Er erwehlet
daher das kräftigste Mittel darzu, er läs-
set an einem andern zeigen, was wir uns
durch die Sünde zuziehen, damit wir von
derselben mögen abgeschrecket werden.
Wer kan hieraus einen andern Schluß
als diesen machen? GOtt will ernstlich,
daß die Sünden und ihre betrübten Fol-
gen aufhören. O sichere Hoffnung zu
einem bessern Zustande, die eine Seele,
welche die Sünden hasset, hierauf bauen
kan.

§. 12.





Drittens zeiget GOtt durch die Gnug-
thuung JESU, daß es ihm ein rechter
Ernſt ſey die Menſchen wieder in einen
beſſern Zuſtand zu ſetzen und ſie aus dem
Elende, in welches ſie durch die Suͤnde
gefallen, wieder voͤllig heraus zu reiſſen, und
daß er alles moͤgliche thun wolle ſie zu
erretten. Denn wer mercket im folgen-
den wol nicht den groͤſten Eiffer GOt-
tes unſere verlohrne Gluͤckſeeligkeit wie-
der herzuſtellen. Es iſt unmoͤglich, daß
uns GOTT bey der Suͤnde ſolte voll-
kommen gluͤcklich machen koͤnnen. Die
ſuͤndlichen Begierden der Menſchen lauf-
fen gar zu ſehr wider einander und koͤn-
nen nichts als Unruhe und Ungluͤck zeu-
gen. Die verdorbene Welt, in welcher
wir leben, beweiſer dieſes hinlaͤnglich.
Da uns derowegen GOtt begnadigen
will, ſo muß er auch dahin ſehen, daß
die Suͤnde ſelbſt aufhoͤre. Er erwehlet
daher das kraͤftigſte Mittel darzu, er laͤſ-
ſet an einem andern zeigen, was wir uns
durch die Suͤnde zuziehen, damit wir von
derſelben moͤgen abgeſchrecket werden.
Wer kan hieraus einen andern Schluß
als dieſen machen? GOtt will ernſtlich,
daß die Suͤnden und ihre betruͤbten Fol-
gen aufhoͤren. O ſichere Hoffnung zu
einem beſſern Zuſtande, die eine Seele,
welche die Suͤnden haſſet, hierauf bauen
kan.

§. 12.
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[459[455]/0491] Drittens zeiget GOtt durch die Gnug- thuung JESU, daß es ihm ein rechter Ernſt ſey die Menſchen wieder in einen beſſern Zuſtand zu ſetzen und ſie aus dem Elende, in welches ſie durch die Suͤnde gefallen, wieder voͤllig heraus zu reiſſen, und daß er alles moͤgliche thun wolle ſie zu erretten. Denn wer mercket im folgen- den wol nicht den groͤſten Eiffer GOt- tes unſere verlohrne Gluͤckſeeligkeit wie- der herzuſtellen. Es iſt unmoͤglich, daß uns GOTT bey der Suͤnde ſolte voll- kommen gluͤcklich machen koͤnnen. Die ſuͤndlichen Begierden der Menſchen lauf- fen gar zu ſehr wider einander und koͤn- nen nichts als Unruhe und Ungluͤck zeu- gen. Die verdorbene Welt, in welcher wir leben, beweiſer dieſes hinlaͤnglich. Da uns derowegen GOtt begnadigen will, ſo muß er auch dahin ſehen, daß die Suͤnde ſelbſt aufhoͤre. Er erwehlet daher das kraͤftigſte Mittel darzu, er laͤſ- ſet an einem andern zeigen, was wir uns durch die Suͤnde zuziehen, damit wir von derſelben moͤgen abgeſchrecket werden. Wer kan hieraus einen andern Schluß als dieſen machen? GOtt will ernſtlich, daß die Suͤnden und ihre betruͤbten Fol- gen aufhoͤren. O ſichere Hoffnung zu einem beſſern Zuſtande, die eine Seele, welche die Suͤnden haſſet, hierauf bauen kan. §. 12.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 459[455]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/491>, abgerufen am 30.04.2024.