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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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auf kommen, und zu ihrer Vollkommenheit
gelangen, so muß mancher Fisch in seinem
besten Wachsthum ihre Speise werden.
Eben so verhält es sich mit vielen andern
Thieren, und vielleicht mit dem mehresten.
Ja fast von allen, was hier auf dem Erd-
boden lebet, wissen wir, daß es um sich zu
erhalten, entweder andere lebendige Crea-
turen oder allerhand Gewächse zu Grunde
richte. Und zwar finden wir, daß ein je-
des Thier von dem Schöpfer mit solchen
Jnstrumenten, und mit derjenigen Geschick-
lichkeit versehen, welche nöthig diejenigen
Dinge zu überkommen und zu geniessen,
die zu seinem Wachsthum und Erhaltung
nöthig. Man könnte hievon einige Bü-
cher voll schreiben. Jch will nur solche
Exempel anführen, bey welchen es einem
jeden sogleich in die Augen leuchtet, daß der
Schöpfer den zeitigen Untergang der meh-
resten Dinge zum Voraus gesehen. Eine
Spinne wird von ihrer Mutter nicht er-
nehret, bekommt auch von derselben kei-
nen Unterricht. Die Wärme der Sonne
und der Luft brütet sie aus ihrem Eye aus.
So bald dieses geschehen, macht sie ein sehr
subtiles und ungemein künstliches Gewebe,

und
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auf kommen, und zu ihrer Vollkommenheit
gelangen, ſo muß mancher Fiſch in ſeinem
beſten Wachsthum ihre Speiſe werden.
Eben ſo verhaͤlt es ſich mit vielen andern
Thieren, und vielleicht mit dem mehreſten.
Ja faſt von allen, was hier auf dem Erd-
boden lebet, wiſſen wir, daß es um ſich zu
erhalten, entweder andere lebendige Crea-
turen oder allerhand Gewaͤchſe zu Grunde
richte. Und zwar finden wir, daß ein je-
des Thier von dem Schoͤpfer mit ſolchen
Jnſtrumenten, und mit derjenigen Geſchick-
lichkeit verſehen, welche noͤthig diejenigen
Dinge zu uͤberkommen und zu genieſſen,
die zu ſeinem Wachsthum und Erhaltung
noͤthig. Man koͤnnte hievon einige Buͤ-
cher voll ſchreiben. Jch will nur ſolche
Exempel anfuͤhren, bey welchen es einem
jeden ſogleich in die Augen leuchtet, daß der
Schoͤpfer den zeitigen Untergang der meh-
reſten Dinge zum Voraus geſehen. Eine
Spinne wird von ihrer Mutter nicht er-
nehret, bekommt auch von derſelben kei-
nen Unterricht. Die Waͤrme der Sonne
und der Luft bruͤtet ſie aus ihrem Eye aus.
So bald dieſes geſchehen, macht ſie ein ſehr
ſubtiles und ungemein kuͤnſtliches Gewebe,

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[297/0315] auf kommen, und zu ihrer Vollkommenheit gelangen, ſo muß mancher Fiſch in ſeinem beſten Wachsthum ihre Speiſe werden. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit vielen andern Thieren, und vielleicht mit dem mehreſten. Ja faſt von allen, was hier auf dem Erd- boden lebet, wiſſen wir, daß es um ſich zu erhalten, entweder andere lebendige Crea- turen oder allerhand Gewaͤchſe zu Grunde richte. Und zwar finden wir, daß ein je- des Thier von dem Schoͤpfer mit ſolchen Jnſtrumenten, und mit derjenigen Geſchick- lichkeit verſehen, welche noͤthig diejenigen Dinge zu uͤberkommen und zu genieſſen, die zu ſeinem Wachsthum und Erhaltung noͤthig. Man koͤnnte hievon einige Buͤ- cher voll ſchreiben. Jch will nur ſolche Exempel anfuͤhren, bey welchen es einem jeden ſogleich in die Augen leuchtet, daß der Schoͤpfer den zeitigen Untergang der meh- reſten Dinge zum Voraus geſehen. Eine Spinne wird von ihrer Mutter nicht er- nehret, bekommt auch von derſelben kei- nen Unterricht. Die Waͤrme der Sonne und der Luft bruͤtet ſie aus ihrem Eye aus. So bald dieſes geſchehen, macht ſie ein ſehr ſubtiles und ungemein kuͤnſtliches Gewebe, und T 5

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/315>, abgerufen am 27.04.2024.