Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

ten und zween Fischen. Diese alle wur-
den nicht allein damit gesättigt, sondern,
worüber ein jeder am mehresten erstaunen
mußte, es blieb auch noch mehr Speise
übrig, als vorhin war da gewesen. Nie-
mals hatte man ein solches Wunder ge-
sehn. Jesus hieß daher auf einmal der
grosse Prophete, der in die Welt kommen
sollte. Blieb es aber bloß bey diesem
Glauben, oder bey einem wiederholten
Bekänntnisse desselben? Keinesweges. Sie
giengen gleich weiter. Man wollte ihn er-
haschen und zum Könige über Juda auf-
werfen. Mußte nicht der Erlöser desfalls,
einem Uebel vorzubeugen, aus ihren Hän-
den entfliehen? Joh. C. 6. v. 15.

Man erwäge ferner die Unruhe und
das Verfahren dieses rebellischen Volks,
wenn sich falsche Propheten unter ihnen,
nach den Zeiten Christi hervorthaten. Ein
paar der merkwürdigsten Beyspiele davon
sind schon zureichend, so viele und so fürch-
terliche Bewegungen an den Tag zu legen,
als ihnen in solchen Fällen eigen waren.

Als Kaiser Trajan und nach ihm Ha-
drian
das Römische Scepter führten, wie-
gelte der Rabbi Akiba den berüchtigten
Barkochab, (das hieß ein Sohn der
Sterne,) unter den Juden auf, daß er sich
mit unglaublicher Dreistigkeit für den
Messias ausgab, dessen Ankunft sie längst
entgegen gesehen. Es daurete auch nicht

lange,

ten und zween Fiſchen. Dieſe alle wur-
den nicht allein damit geſaͤttigt, ſondern,
woruͤber ein jeder am mehreſten erſtaunen
mußte, es blieb auch noch mehr Speiſe
uͤbrig, als vorhin war da geweſen. Nie-
mals hatte man ein ſolches Wunder ge-
ſehn. Jeſus hieß daher auf einmal der
groſſe Prophete, der in die Welt kommen
ſollte. Blieb es aber bloß bey dieſem
Glauben, oder bey einem wiederholten
Bekaͤnntniſſe deſſelben? Keinesweges. Sie
giengen gleich weiter. Man wollte ihn er-
haſchen und zum Koͤnige uͤber Juda auf-
werfen. Mußte nicht der Erloͤſer desfalls,
einem Uebel vorzubeugen, aus ihren Haͤn-
den entfliehen? Joh. C. 6. v. 15.

Man erwaͤge ferner die Unruhe und
das Verfahren dieſes rebelliſchen Volks,
wenn ſich falſche Propheten unter ihnen,
nach den Zeiten Chriſti hervorthaten. Ein
paar der merkwuͤrdigſten Beyſpiele davon
ſind ſchon zureichend, ſo viele und ſo fuͤrch-
terliche Bewegungen an den Tag zu legen,
als ihnen in ſolchen Faͤllen eigen waren.

Als Kaiſer Trajan und nach ihm Ha-
drian
das Roͤmiſche Scepter fuͤhrten, wie-
gelte der Rabbi Akiba den beruͤchtigten
Barkochab, (das hieß ein Sohn der
Sterne,) unter den Juden auf, daß er ſich
mit unglaublicher Dreiſtigkeit fuͤr den
Meſſias ausgab, deſſen Ankunft ſie laͤngſt
entgegen geſehen. Es daurete auch nicht

lange,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0154" n="134"/>
ten und zween Fi&#x017F;chen. Die&#x017F;e alle wur-<lb/>
den nicht allein damit ge&#x017F;a&#x0364;ttigt, &#x017F;ondern,<lb/>
woru&#x0364;ber ein jeder am mehre&#x017F;ten er&#x017F;taunen<lb/>
mußte, es blieb auch noch mehr Spei&#x017F;e<lb/>
u&#x0364;brig, als vorhin war da gewe&#x017F;en. Nie-<lb/>
mals hatte man ein &#x017F;olches Wunder ge-<lb/>
&#x017F;ehn. Je&#x017F;us hieß daher auf einmal der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Prophete, der in die Welt kommen<lb/>
&#x017F;ollte. Blieb es aber bloß bey die&#x017F;em<lb/>
Glauben, oder bey einem wiederholten<lb/>
Beka&#x0364;nntni&#x017F;&#x017F;e de&#x017F;&#x017F;elben? Keinesweges. Sie<lb/>
giengen gleich weiter. Man wollte ihn er-<lb/>
ha&#x017F;chen und zum Ko&#x0364;nige u&#x0364;ber Juda auf-<lb/>
werfen. Mußte nicht der Erlo&#x0364;&#x017F;er desfalls,<lb/>
einem Uebel vorzubeugen, aus ihren Ha&#x0364;n-<lb/>
den entfliehen? Joh. C. 6. v. 15.</p><lb/>
          <p>Man erwa&#x0364;ge ferner die Unruhe und<lb/>
das Verfahren die&#x017F;es rebelli&#x017F;chen Volks,<lb/>
wenn &#x017F;ich fal&#x017F;che Propheten unter ihnen,<lb/>
nach den Zeiten Chri&#x017F;ti hervorthaten. Ein<lb/>
paar der merkwu&#x0364;rdig&#x017F;ten Bey&#x017F;piele davon<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;chon zureichend, &#x017F;o viele und &#x017F;o fu&#x0364;rch-<lb/>
terliche Bewegungen an den Tag zu legen,<lb/>
als ihnen in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen eigen waren.</p><lb/>
          <p>Als Kai&#x017F;er <hi rendition="#fr">Trajan</hi> und nach ihm <hi rendition="#fr">Ha-<lb/>
drian</hi> das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Scepter fu&#x0364;hrten, wie-<lb/>
gelte der Rabbi <hi rendition="#fr">Akiba</hi> den beru&#x0364;chtigten<lb/><hi rendition="#fr">Barkochab,</hi> (das hieß ein Sohn der<lb/>
Sterne,) unter den Juden auf, daß er &#x017F;ich<lb/>
mit unglaublicher Drei&#x017F;tigkeit fu&#x0364;r den<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;ias ausgab, de&#x017F;&#x017F;en Ankunft &#x017F;ie la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
entgegen ge&#x017F;ehen. Es daurete auch nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lange,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0154] ten und zween Fiſchen. Dieſe alle wur- den nicht allein damit geſaͤttigt, ſondern, woruͤber ein jeder am mehreſten erſtaunen mußte, es blieb auch noch mehr Speiſe uͤbrig, als vorhin war da geweſen. Nie- mals hatte man ein ſolches Wunder ge- ſehn. Jeſus hieß daher auf einmal der groſſe Prophete, der in die Welt kommen ſollte. Blieb es aber bloß bey dieſem Glauben, oder bey einem wiederholten Bekaͤnntniſſe deſſelben? Keinesweges. Sie giengen gleich weiter. Man wollte ihn er- haſchen und zum Koͤnige uͤber Juda auf- werfen. Mußte nicht der Erloͤſer desfalls, einem Uebel vorzubeugen, aus ihren Haͤn- den entfliehen? Joh. C. 6. v. 15. Man erwaͤge ferner die Unruhe und das Verfahren dieſes rebelliſchen Volks, wenn ſich falſche Propheten unter ihnen, nach den Zeiten Chriſti hervorthaten. Ein paar der merkwuͤrdigſten Beyſpiele davon ſind ſchon zureichend, ſo viele und ſo fuͤrch- terliche Bewegungen an den Tag zu legen, als ihnen in ſolchen Faͤllen eigen waren. Als Kaiſer Trajan und nach ihm Ha- drian das Roͤmiſche Scepter fuͤhrten, wie- gelte der Rabbi Akiba den beruͤchtigten Barkochab, (das hieß ein Sohn der Sterne,) unter den Juden auf, daß er ſich mit unglaublicher Dreiſtigkeit fuͤr den Meſſias ausgab, deſſen Ankunft ſie laͤngſt entgegen geſehen. Es daurete auch nicht lange,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/154
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/154>, abgerufen am 28.04.2024.