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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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Verbindungen und Handlungen unter
Menschen, die ein Zutrauen erfordern.
Nimmer werden diejenigen recht zärtliche
Freunde werden, die nicht von einander
glauben, daß des andern Herz redlich sey.
Nimmer werden diejenigen Unterthanen
ihren Herrn lieben, die nicht glauben, daß
er es gut mit ihnen meyne. Nimmer wer-
den Soldaten einen rechten Muth haben,
wenn sie nicht glauben, daß der Feldherr
die Kriegswissenschaft verstehe, und sie gut
führe. Haben wir nun jemanden alle
mögliche Beweise einer treuen Freundschaft
gegeben, und wir merken, er folget den-
noch einem ungegründeten Argwohne und
glaubet, daß wir falsch sind, so werden
wir solches als eine Beleidigung ansehen,
und es für eine Pflicht des andern achten,
daß er die Beweise unserer Freundschaft
überdenke, und sich dadurch von unserer
Aufrichtigkeit überzeuge. Lässet sich ein
Officier merken, er glaube nicht, daß der
Feldherr sie gut führe, und benimmt den
Soldaten dadurch den Muth, so ist er
strafbar. Ja ein blosser Glaube und
Unglaube ist in gewissen Fällen straf-
bar. Glaubet jemand nicht, daß er einem
Landesherren mit gutem Gewissen unter-
than seyn könne, stehet er gar in dem
Wahne, er sey verbunden denselben um-
zubringen, und der Landesherr erfähret
es, und es will sich ein solcher durch keine

billigen

Verbindungen und Handlungen unter
Menſchen, die ein Zutrauen erfordern.
Nimmer werden diejenigen recht zaͤrtliche
Freunde werden, die nicht von einander
glauben, daß des andern Herz redlich ſey.
Nimmer werden diejenigen Unterthanen
ihren Herrn lieben, die nicht glauben, daß
er es gut mit ihnen meyne. Nimmer wer-
den Soldaten einen rechten Muth haben,
wenn ſie nicht glauben, daß der Feldherr
die Kriegswiſſenſchaft verſtehe, und ſie gut
fuͤhre. Haben wir nun jemanden alle
moͤgliche Beweiſe einer treuen Freundſchaft
gegeben, und wir merken, er folget den-
noch einem ungegruͤndeten Argwohne und
glaubet, daß wir falſch ſind, ſo werden
wir ſolches als eine Beleidigung anſehen,
und es fuͤr eine Pflicht des andern achten,
daß er die Beweiſe unſerer Freundſchaft
uͤberdenke, und ſich dadurch von unſerer
Aufrichtigkeit uͤberzeuge. Laͤſſet ſich ein
Officier merken, er glaube nicht, daß der
Feldherr ſie gut fuͤhre, und benimmt den
Soldaten dadurch den Muth, ſo iſt er
ſtrafbar. Ja ein bloſſer Glaube und
Unglaube iſt in gewiſſen Faͤllen ſtraf-
bar. Glaubet jemand nicht, daß er einem
Landesherren mit gutem Gewiſſen unter-
than ſeyn koͤnne, ſtehet er gar in dem
Wahne, er ſey verbunden denſelben um-
zubringen, und der Landesherr erfaͤhret
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[173/0193] Verbindungen und Handlungen unter Menſchen, die ein Zutrauen erfordern. Nimmer werden diejenigen recht zaͤrtliche Freunde werden, die nicht von einander glauben, daß des andern Herz redlich ſey. Nimmer werden diejenigen Unterthanen ihren Herrn lieben, die nicht glauben, daß er es gut mit ihnen meyne. Nimmer wer- den Soldaten einen rechten Muth haben, wenn ſie nicht glauben, daß der Feldherr die Kriegswiſſenſchaft verſtehe, und ſie gut fuͤhre. Haben wir nun jemanden alle moͤgliche Beweiſe einer treuen Freundſchaft gegeben, und wir merken, er folget den- noch einem ungegruͤndeten Argwohne und glaubet, daß wir falſch ſind, ſo werden wir ſolches als eine Beleidigung anſehen, und es fuͤr eine Pflicht des andern achten, daß er die Beweiſe unſerer Freundſchaft uͤberdenke, und ſich dadurch von unſerer Aufrichtigkeit uͤberzeuge. Laͤſſet ſich ein Officier merken, er glaube nicht, daß der Feldherr ſie gut fuͤhre, und benimmt den Soldaten dadurch den Muth, ſo iſt er ſtrafbar. Ja ein bloſſer Glaube und Unglaube iſt in gewiſſen Faͤllen ſtraf- bar. Glaubet jemand nicht, daß er einem Landesherren mit gutem Gewiſſen unter- than ſeyn koͤnne, ſtehet er gar in dem Wahne, er ſey verbunden denſelben um- zubringen, und der Landesherr erfaͤhret es, und es will ſich ein ſolcher durch keine billigen

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/193>, abgerufen am 05.05.2024.