Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht untersuchen, ob er hieran recht thäte,
sondern vor das erste nur zeigen, daß es
nichts widersprechendes sey, wenn man be-
hauptet, es könne jemand ernstlich wollen,
daß ein strafbares Verbrechen nicht gesche-
he, und daß man nicht nöthig hätte den
andern zu strafen und unglücklich zu ma-
chen, und doch einen solchen in dergleichen
Umstände setzen, worinne er anläufet und
gestrafet wird. Einem solchen Generale,
als wir beschrieben, würde es am ange-
nehmsten seyn, wenn niemand wegliefe,
und sich des Galgens würdig machte. Er
wird auch alles, was nur die Klugheit und
Billigkeit anräth, thun, daß das Weg-
laufen verwehret werde. Er wird dafür
sorgen, daß die Soldaten ihren gehörigen
Unterhalt haben, ihnen nicht zu hart be-
gegnet werde, und wird sie durch die Feld-
prediger auf das nachdrücklichste von einem
Verbrechen abmahnen lassen, welches sie
vor Gott und Menschen strafbar machet.
Da er aber siehet, daß diese Mittel nicht
hinreichen, das Weglaufen gänzlich zu
hindern, so wird er sich, wiewol sehr un-
gern, entschliessen, einige Ueberläufer an-
dern zu einer nachdrücklichen Warnung
tödten zu lassen. Und ob er diejenigen,
nach der Einsicht, welche wir ihm haben
andichten müssen, gleich zum voraus ken-
net, welche andern zum Schrecken dienen
werden, so wird er sie doch in dem Fall

an-
Jac. Betr. 4. Band. N

nicht unterſuchen, ob er hieran recht thaͤte,
ſondern vor das erſte nur zeigen, daß es
nichts widerſprechendes ſey, wenn man be-
hauptet, es koͤnne jemand ernſtlich wollen,
daß ein ſtrafbares Verbrechen nicht geſche-
he, und daß man nicht noͤthig haͤtte den
andern zu ſtrafen und ungluͤcklich zu ma-
chen, und doch einen ſolchen in dergleichen
Umſtaͤnde ſetzen, worinne er anlaͤufet und
geſtrafet wird. Einem ſolchen Generale,
als wir beſchrieben, wuͤrde es am ange-
nehmſten ſeyn, wenn niemand wegliefe,
und ſich des Galgens wuͤrdig machte. Er
wird auch alles, was nur die Klugheit und
Billigkeit anraͤth, thun, daß das Weg-
laufen verwehret werde. Er wird dafuͤr
ſorgen, daß die Soldaten ihren gehoͤrigen
Unterhalt haben, ihnen nicht zu hart be-
gegnet werde, und wird ſie durch die Feld-
prediger auf das nachdruͤcklichſte von einem
Verbrechen abmahnen laſſen, welches ſie
vor Gott und Menſchen ſtrafbar machet.
Da er aber ſiehet, daß dieſe Mittel nicht
hinreichen, das Weglaufen gaͤnzlich zu
hindern, ſo wird er ſich, wiewol ſehr un-
gern, entſchlieſſen, einige Ueberlaͤufer an-
dern zu einer nachdruͤcklichen Warnung
toͤdten zu laſſen. Und ob er diejenigen,
nach der Einſicht, welche wir ihm haben
andichten muͤſſen, gleich zum voraus ken-
net, welche andern zum Schrecken dienen
werden, ſo wird er ſie doch in dem Fall

an-
Jac. Betr. 4. Band. N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0213" n="193"/>
nicht unter&#x017F;uchen, ob er hieran recht tha&#x0364;te,<lb/>
&#x017F;ondern vor das er&#x017F;te nur zeigen, daß es<lb/>
nichts wider&#x017F;prechendes &#x017F;ey, wenn man be-<lb/>
hauptet, es ko&#x0364;nne jemand ern&#x017F;tlich wollen,<lb/>
daß ein &#x017F;trafbares Verbrechen nicht ge&#x017F;che-<lb/>
he, und daß man nicht no&#x0364;thig ha&#x0364;tte den<lb/>
andern zu &#x017F;trafen und unglu&#x0364;cklich zu ma-<lb/>
chen, und doch einen &#x017F;olchen in dergleichen<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;etzen, worinne er anla&#x0364;ufet und<lb/>
ge&#x017F;trafet wird. Einem &#x017F;olchen Generale,<lb/>
als wir be&#x017F;chrieben, wu&#x0364;rde es am ange-<lb/>
nehm&#x017F;ten &#x017F;eyn, wenn niemand wegliefe,<lb/>
und &#x017F;ich des Galgens wu&#x0364;rdig machte. Er<lb/>
wird auch alles, was nur die Klugheit und<lb/>
Billigkeit anra&#x0364;th, thun, daß das Weg-<lb/>
laufen verwehret werde. Er wird dafu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;orgen, daß die Soldaten ihren geho&#x0364;rigen<lb/>
Unterhalt haben, ihnen nicht zu hart be-<lb/>
gegnet werde, und wird &#x017F;ie durch die Feld-<lb/>
prediger auf das nachdru&#x0364;cklich&#x017F;te von einem<lb/>
Verbrechen abmahnen la&#x017F;&#x017F;en, welches &#x017F;ie<lb/>
vor Gott und Men&#x017F;chen &#x017F;trafbar machet.<lb/>
Da er aber &#x017F;iehet, daß die&#x017F;e Mittel nicht<lb/>
hinreichen, das Weglaufen ga&#x0364;nzlich zu<lb/>
hindern, &#x017F;o wird er &#x017F;ich, wiewol &#x017F;ehr un-<lb/>
gern, ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, einige Ueberla&#x0364;ufer an-<lb/>
dern zu einer nachdru&#x0364;cklichen Warnung<lb/>
to&#x0364;dten zu la&#x017F;&#x017F;en. Und ob er diejenigen,<lb/>
nach der Ein&#x017F;icht, welche wir ihm haben<lb/>
andichten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, gleich zum voraus ken-<lb/>
net, welche andern zum Schrecken dienen<lb/>
werden, &#x017F;o wird er &#x017F;ie doch in dem Fall<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Jac. Betr. 4. Band. N</fw><fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0213] nicht unterſuchen, ob er hieran recht thaͤte, ſondern vor das erſte nur zeigen, daß es nichts widerſprechendes ſey, wenn man be- hauptet, es koͤnne jemand ernſtlich wollen, daß ein ſtrafbares Verbrechen nicht geſche- he, und daß man nicht noͤthig haͤtte den andern zu ſtrafen und ungluͤcklich zu ma- chen, und doch einen ſolchen in dergleichen Umſtaͤnde ſetzen, worinne er anlaͤufet und geſtrafet wird. Einem ſolchen Generale, als wir beſchrieben, wuͤrde es am ange- nehmſten ſeyn, wenn niemand wegliefe, und ſich des Galgens wuͤrdig machte. Er wird auch alles, was nur die Klugheit und Billigkeit anraͤth, thun, daß das Weg- laufen verwehret werde. Er wird dafuͤr ſorgen, daß die Soldaten ihren gehoͤrigen Unterhalt haben, ihnen nicht zu hart be- gegnet werde, und wird ſie durch die Feld- prediger auf das nachdruͤcklichſte von einem Verbrechen abmahnen laſſen, welches ſie vor Gott und Menſchen ſtrafbar machet. Da er aber ſiehet, daß dieſe Mittel nicht hinreichen, das Weglaufen gaͤnzlich zu hindern, ſo wird er ſich, wiewol ſehr un- gern, entſchlieſſen, einige Ueberlaͤufer an- dern zu einer nachdruͤcklichen Warnung toͤdten zu laſſen. Und ob er diejenigen, nach der Einſicht, welche wir ihm haben andichten muͤſſen, gleich zum voraus ken- net, welche andern zum Schrecken dienen werden, ſo wird er ſie doch in dem Fall an- Jac. Betr. 4. Band. N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/213
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/213>, abgerufen am 29.04.2024.