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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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ge Lebensart führen. Der Herr merket
dieses, und thut ihnen die nachdrücklichsten
Vorstellungen. Diese aber fruchten wei-
ter nichts, als daß sie ihre Ausschweifun-
gen mit der größten Vorsichtigkeit begehen.
Der Herr will derowegen, daß sie offen-
bar werden, damit er den ärgesten unter
ihnen, der die übrigen verführet, den an-
dern zum Exempel und ohne Vorwurf ei-
ner lieblosen und argwöhnischen Härte
wegjagen könne. Er trit zu dem Ende ei-
ne gewöhnliche Handelsreise an, auf wel-
cher er sonsten vier Wochen zuzubringen
pfleget. Er nimmt seine Frau mit, und
giebet dadurch den Bedienten Gelegenheit,
ihre unordentliche Lebensart mit desto grös-
serer Dreistigkeit und ohne die bisherige
Behutsamkeit fortzusetzen. Er kommt
aber in vierzehn Tagen unvermuthet wie-
der, und überrascht mit einigen guten
Freunden seine Bedienten, welche Zeugen
ihrer Unordnung abgeben müssen, und stos-
set darauf den Anführer aus dem Hause.
Auch dieses scheinet mir nicht ungerecht zu
seyn. Ein ander Exempel von dieser Art
ist folgendes. Ein Kaufmann hat einen
Fabricanten, der ihn schlechte Arbeit lie-
fert. Der Kaufmann bittet und ermah-
net ihn lange Zeit, seine Arbeit mit besse-
rem Fleisse zu verfertigen. Der Fabri-
cant aber giebet vor, er mache gute Waa-
re, und beschweret sich hier und da, daß

er

ge Lebensart fuͤhren. Der Herr merket
dieſes, und thut ihnen die nachdruͤcklichſten
Vorſtellungen. Dieſe aber fruchten wei-
ter nichts, als daß ſie ihre Ausſchweifun-
gen mit der groͤßten Vorſichtigkeit begehen.
Der Herr will derowegen, daß ſie offen-
bar werden, damit er den aͤrgeſten unter
ihnen, der die uͤbrigen verfuͤhret, den an-
dern zum Exempel und ohne Vorwurf ei-
ner liebloſen und argwoͤhniſchen Haͤrte
wegjagen koͤnne. Er trit zu dem Ende ei-
ne gewoͤhnliche Handelsreiſe an, auf wel-
cher er ſonſten vier Wochen zuzubringen
pfleget. Er nimmt ſeine Frau mit, und
giebet dadurch den Bedienten Gelegenheit,
ihre unordentliche Lebensart mit deſto groͤſ-
ſerer Dreiſtigkeit und ohne die bisherige
Behutſamkeit fortzuſetzen. Er kommt
aber in vierzehn Tagen unvermuthet wie-
der, und uͤberraſcht mit einigen guten
Freunden ſeine Bedienten, welche Zeugen
ihrer Unordnung abgeben muͤſſen, und ſtoſ-
ſet darauf den Anfuͤhrer aus dem Hauſe.
Auch dieſes ſcheinet mir nicht ungerecht zu
ſeyn. Ein ander Exempel von dieſer Art
iſt folgendes. Ein Kaufmann hat einen
Fabricanten, der ihn ſchlechte Arbeit lie-
fert. Der Kaufmann bittet und ermah-
net ihn lange Zeit, ſeine Arbeit mit beſſe-
rem Fleiſſe zu verfertigen. Der Fabri-
cant aber giebet vor, er mache gute Waa-
re, und beſchweret ſich hier und da, daß

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[224/0244] ge Lebensart fuͤhren. Der Herr merket dieſes, und thut ihnen die nachdruͤcklichſten Vorſtellungen. Dieſe aber fruchten wei- ter nichts, als daß ſie ihre Ausſchweifun- gen mit der groͤßten Vorſichtigkeit begehen. Der Herr will derowegen, daß ſie offen- bar werden, damit er den aͤrgeſten unter ihnen, der die uͤbrigen verfuͤhret, den an- dern zum Exempel und ohne Vorwurf ei- ner liebloſen und argwoͤhniſchen Haͤrte wegjagen koͤnne. Er trit zu dem Ende ei- ne gewoͤhnliche Handelsreiſe an, auf wel- cher er ſonſten vier Wochen zuzubringen pfleget. Er nimmt ſeine Frau mit, und giebet dadurch den Bedienten Gelegenheit, ihre unordentliche Lebensart mit deſto groͤſ- ſerer Dreiſtigkeit und ohne die bisherige Behutſamkeit fortzuſetzen. Er kommt aber in vierzehn Tagen unvermuthet wie- der, und uͤberraſcht mit einigen guten Freunden ſeine Bedienten, welche Zeugen ihrer Unordnung abgeben muͤſſen, und ſtoſ- ſet darauf den Anfuͤhrer aus dem Hauſe. Auch dieſes ſcheinet mir nicht ungerecht zu ſeyn. Ein ander Exempel von dieſer Art iſt folgendes. Ein Kaufmann hat einen Fabricanten, der ihn ſchlechte Arbeit lie- fert. Der Kaufmann bittet und ermah- net ihn lange Zeit, ſeine Arbeit mit beſſe- rem Fleiſſe zu verfertigen. Der Fabri- cant aber giebet vor, er mache gute Waa- re, und beſchweret ſich hier und da, daß er

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/244>, abgerufen am 29.04.2024.