Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

herrschet haben. Selbige können sich nicht
wol einer Gewalt unterwerfen, welche sie
in einer wichtigen Ohnmacht darstellet.
Da Pharao sich einmal dem Hochmuthe
und dem Eigensinne überlassen, so setzte es
ihn natürlicher Weise in eine recht wüten-
de Raserey, wenn er sich und die Aegypter
in den härtesten Bedrängnissen, und die
verachteten Jsraeliten in weit glücklichern
Umständen sahe, und er sich genöthiget
fand, den Moses und Aaron um ihre Für-
bitte bey Gott anzugehen *). Dieses
scheinet besonders die Ursache seiner fernern
Verstockung gewesen zu seyn, wenn wir
von ihm lesen, daß sein Herz mitten unter
den Plagen härter worden **), und die
Worte, der Herr verstockte ihn, oder
sein Herz, scheinen mir alsdenn diesen
Sinn zu haben: Der Herr verstockte das
Herz Pharao durch die Gewalt, so er
an ihm ausübete.
Je mehr der Herr
diesen König plagete, desto mehr wurde er
zur Wuth gereizet, und wurde immer
härter. Endlich sind die schlechten und
dem Hochmuthe dieses Königs schmei-
chelnden Bedienten eine Ursache seiner

völli-
*) 2 B. Mos. C. 9. v. 28.
**) 2 B. Mos. C. 9. v. 7. 12. C. 10. v. 28.
Man vergleiche damit Offenb. Joh. C. 16.
v. 9.
P 5

herrſchet haben. Selbige koͤnnen ſich nicht
wol einer Gewalt unterwerfen, welche ſie
in einer wichtigen Ohnmacht darſtellet.
Da Pharao ſich einmal dem Hochmuthe
und dem Eigenſinne uͤberlaſſen, ſo ſetzte es
ihn natuͤrlicher Weiſe in eine recht wuͤten-
de Raſerey, wenn er ſich und die Aegypter
in den haͤrteſten Bedraͤngniſſen, und die
verachteten Jſraeliten in weit gluͤcklichern
Umſtaͤnden ſahe, und er ſich genoͤthiget
fand, den Moſes und Aaron um ihre Fuͤr-
bitte bey Gott anzugehen *). Dieſes
ſcheinet beſonders die Urſache ſeiner fernern
Verſtockung geweſen zu ſeyn, wenn wir
von ihm leſen, daß ſein Herz mitten unter
den Plagen haͤrter worden **), und die
Worte, der Herr verſtockte ihn, oder
ſein Herz, ſcheinen mir alsdenn dieſen
Sinn zu haben: Der Herr verſtockte das
Herz Pharao durch die Gewalt, ſo er
an ihm ausuͤbete.
Je mehr der Herr
dieſen Koͤnig plagete, deſto mehr wurde er
zur Wuth gereizet, und wurde immer
haͤrter. Endlich ſind die ſchlechten und
dem Hochmuthe dieſes Koͤnigs ſchmei-
chelnden Bedienten eine Urſache ſeiner

voͤlli-
*) 2 B. Moſ. C. 9. v. 28.
**) 2 B. Moſ. C. 9. v. 7. 12. C. 10. v. 28.
Man vergleiche damit Offenb. Joh. C. 16.
v. 9.
P 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0253" n="233"/>
herr&#x017F;chet haben. Selbige ko&#x0364;nnen &#x017F;ich nicht<lb/>
wol einer Gewalt unterwerfen, welche &#x017F;ie<lb/>
in einer wichtigen Ohnmacht dar&#x017F;tellet.<lb/>
Da Pharao &#x017F;ich einmal dem Hochmuthe<lb/>
und dem Eigen&#x017F;inne u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o &#x017F;etzte es<lb/>
ihn natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e in eine recht wu&#x0364;ten-<lb/>
de Ra&#x017F;erey, wenn er &#x017F;ich und die Aegypter<lb/>
in den ha&#x0364;rte&#x017F;ten Bedra&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;en, und die<lb/>
verachteten J&#x017F;raeliten in weit glu&#x0364;cklichern<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;ahe, und er &#x017F;ich geno&#x0364;thiget<lb/>
fand, den Mo&#x017F;es und Aaron um ihre Fu&#x0364;r-<lb/>
bitte bey Gott anzugehen <note place="foot" n="*)">2 B. Mo&#x017F;. C. 9. v. 28.</note>. Die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;cheinet be&#x017F;onders die Ur&#x017F;ache &#x017F;einer fernern<lb/>
Ver&#x017F;tockung gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyn, wenn wir<lb/>
von ihm le&#x017F;en, daß &#x017F;ein Herz mitten unter<lb/>
den Plagen ha&#x0364;rter worden <note place="foot" n="**)">2 B. Mo&#x017F;. C. 9. v. 7. 12. C. 10. v. 28.<lb/>
Man vergleiche damit Offenb. Joh. C. 16.<lb/>
v. 9.</note>, und die<lb/>
Worte, <hi rendition="#fr">der Herr ver&#x017F;tockte ihn,</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ein Herz,</hi> &#x017F;cheinen mir alsdenn die&#x017F;en<lb/>
Sinn zu haben: <hi rendition="#fr">Der Herr ver&#x017F;tockte das<lb/>
Herz Pharao durch die Gewalt, &#x017F;o er<lb/>
an ihm ausu&#x0364;bete.</hi> Je mehr der Herr<lb/>
die&#x017F;en Ko&#x0364;nig plagete, de&#x017F;to mehr wurde er<lb/>
zur Wuth gereizet, und wurde immer<lb/>
ha&#x0364;rter. Endlich &#x017F;ind die &#x017F;chlechten und<lb/>
dem Hochmuthe die&#x017F;es Ko&#x0364;nigs &#x017F;chmei-<lb/>
chelnden Bedienten eine Ur&#x017F;ache &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><fw place="bottom" type="catch">vo&#x0364;lli-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0253] herrſchet haben. Selbige koͤnnen ſich nicht wol einer Gewalt unterwerfen, welche ſie in einer wichtigen Ohnmacht darſtellet. Da Pharao ſich einmal dem Hochmuthe und dem Eigenſinne uͤberlaſſen, ſo ſetzte es ihn natuͤrlicher Weiſe in eine recht wuͤten- de Raſerey, wenn er ſich und die Aegypter in den haͤrteſten Bedraͤngniſſen, und die verachteten Jſraeliten in weit gluͤcklichern Umſtaͤnden ſahe, und er ſich genoͤthiget fand, den Moſes und Aaron um ihre Fuͤr- bitte bey Gott anzugehen *). Dieſes ſcheinet beſonders die Urſache ſeiner fernern Verſtockung geweſen zu ſeyn, wenn wir von ihm leſen, daß ſein Herz mitten unter den Plagen haͤrter worden **), und die Worte, der Herr verſtockte ihn, oder ſein Herz, ſcheinen mir alsdenn dieſen Sinn zu haben: Der Herr verſtockte das Herz Pharao durch die Gewalt, ſo er an ihm ausuͤbete. Je mehr der Herr dieſen Koͤnig plagete, deſto mehr wurde er zur Wuth gereizet, und wurde immer haͤrter. Endlich ſind die ſchlechten und dem Hochmuthe dieſes Koͤnigs ſchmei- chelnden Bedienten eine Urſache ſeiner voͤlli- *) 2 B. Moſ. C. 9. v. 28. **) 2 B. Moſ. C. 9. v. 7. 12. C. 10. v. 28. Man vergleiche damit Offenb. Joh. C. 16. v. 9. P 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/253
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/253>, abgerufen am 05.05.2024.