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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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eine heidnische Frau, so hatte er sich da-
durch versündiget, daß er sich mit selbiger
in ein ehliches Bündniß eingelassen. Nir-
gend aber hat Gott der Jsraelitischen Obrig-
keit aufgegeben, jemanden zu ihrem Glau-
ben zu zwingen. Sie durften heidnische
Knechte und Mägde haben *), sie hat-
ten aber kein Geboth von Gott, selbige
zum Jsraelitischen Glauben und Gottes-
dienste mit Gewalt zu nöthigen. Wie es
denn auch unmöglich und thöricht ist, den
Verstand zu zwingen. Er hat auch die
Gewissensfreyheit auf das deutlichste fest
gesetzet, und die Juden nie durch Zwang,
sondern durch Ueberzeugung zum Glauben
gebracht. Ja er ließ ihnen die größte
Gewissensfreyheit auf dem letzten Land-
tage des Josua antragen **). Nur woll-
te Gott nicht, daß sie auf beiden Sei-
ten hinketen, und bald ihn, bald einen
Götzen verehreten. Allein Elias tödtete ja
die Priester des Baals ***). Es ist andem,
er tödtete sie; allein sprach er: werdet Jsrae-
liten und bekennet den Glauben derselben,
oder ich tödte euch. Sie würden ihr Le-
ben gern durch eine solche Heucheley erhal-
ten haben. Aber Elias verlanget derglei-
chen nicht. Sie waren aber nicht bloß

Un-
*) 3 B. Mos. C. 25. v. 44.
**) B. Jos. Cap. 24.
***) 1 Kön. Cap. 18. v, 40.

eine heidniſche Frau, ſo hatte er ſich da-
durch verſuͤndiget, daß er ſich mit ſelbiger
in ein ehliches Buͤndniß eingelaſſen. Nir-
gend aber hat Gott der Jſraelitiſchen Obrig-
keit aufgegeben, jemanden zu ihrem Glau-
ben zu zwingen. Sie durften heidniſche
Knechte und Maͤgde haben *), ſie hat-
ten aber kein Geboth von Gott, ſelbige
zum Jſraelitiſchen Glauben und Gottes-
dienſte mit Gewalt zu noͤthigen. Wie es
denn auch unmoͤglich und thoͤricht iſt, den
Verſtand zu zwingen. Er hat auch die
Gewiſſensfreyheit auf das deutlichſte feſt
geſetzet, und die Juden nie durch Zwang,
ſondern durch Ueberzeugung zum Glauben
gebracht. Ja er ließ ihnen die groͤßte
Gewiſſensfreyheit auf dem letzten Land-
tage des Joſua antragen **). Nur woll-
te Gott nicht, daß ſie auf beiden Sei-
ten hinketen, und bald ihn, bald einen
Goͤtzen verehreten. Allein Elias toͤdtete ja
die Prieſter des Baals ***). Es iſt andem,
er toͤdtete ſie; allein ſprach er: werdet Jſrae-
liten und bekennet den Glauben derſelben,
oder ich toͤdte euch. Sie wuͤrden ihr Le-
ben gern durch eine ſolche Heucheley erhal-
ten haben. Aber Elias verlanget derglei-
chen nicht. Sie waren aber nicht bloß

Un-
*) 3 B. Moſ. C. 25. v. 44.
**) B. Joſ. Cap. 24.
***) 1 Koͤn. Cap. 18. v, 40.
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[74/0094] eine heidniſche Frau, ſo hatte er ſich da- durch verſuͤndiget, daß er ſich mit ſelbiger in ein ehliches Buͤndniß eingelaſſen. Nir- gend aber hat Gott der Jſraelitiſchen Obrig- keit aufgegeben, jemanden zu ihrem Glau- ben zu zwingen. Sie durften heidniſche Knechte und Maͤgde haben *), ſie hat- ten aber kein Geboth von Gott, ſelbige zum Jſraelitiſchen Glauben und Gottes- dienſte mit Gewalt zu noͤthigen. Wie es denn auch unmoͤglich und thoͤricht iſt, den Verſtand zu zwingen. Er hat auch die Gewiſſensfreyheit auf das deutlichſte feſt geſetzet, und die Juden nie durch Zwang, ſondern durch Ueberzeugung zum Glauben gebracht. Ja er ließ ihnen die groͤßte Gewiſſensfreyheit auf dem letzten Land- tage des Joſua antragen **). Nur woll- te Gott nicht, daß ſie auf beiden Sei- ten hinketen, und bald ihn, bald einen Goͤtzen verehreten. Allein Elias toͤdtete ja die Prieſter des Baals ***). Es iſt andem, er toͤdtete ſie; allein ſprach er: werdet Jſrae- liten und bekennet den Glauben derſelben, oder ich toͤdte euch. Sie wuͤrden ihr Le- ben gern durch eine ſolche Heucheley erhal- ten haben. Aber Elias verlanget derglei- chen nicht. Sie waren aber nicht bloß Un- *) 3 B. Moſ. C. 25. v. 44. **) B. Joſ. Cap. 24. ***) 1 Koͤn. Cap. 18. v, 40.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/94>, abgerufen am 29.04.2024.