er ohnehin nicht auf, höchstens für Th[ieriot]. Ihre beiden Briefe sind die schönsten, die ich seit langem gelesen, sogar von Ihnen. Ihrem Muttersöhnchen sagen Sie jede Wahrheit in zartester Hülle. Dennoch -- da Sie mehr das Herz oder die Freundschaft in Anspruch nehmen -- muß ich mit philosophischer Unbarmherzigkeit5 nachkommen; was gewis geschieht, sobald mein neuestes Buch auf der Post ist.
Gute Nacht, Geliebtester! R.
Meinem Uhlfelder Herzens- und Magen-Dank für meine Leckerei.10 Den Rendanten hab' ich heute brieflich mit einigen Grobheiten bewirthet.
383. An Buchhändler Scherer in München.
Bayreuth d. 2. Aug. 1807
Ich bin ein alter Schuldner von Ihnen in Rücksicht Ihres Auro-15 rens-Geschenks und meines Versprechens; ich wünsche daher, daß dieses kleine lustige Werkchen, das ich Ihnen zum Verlage anbiete, meine Schuld weniger vermehre als abtrage. Die Bedingungen sind diese:
1. Abdruck und Ausgabe für diese Michaelis Messe oder wenige20 Wochen darauf --
2. Für den Druckbogen in gewöhnlichem Romanen-Format und Druck (dessen Wahl und Schönheit ich hoffend Ihrem Ge- schmacke überlasse) fünf Louisd'or in Gold Honorar zur M[ichaelis] M[esse] zahlbar --25
3. Die Auflage nicht über 2000 Exempl.; nach deren Absatze neue Bedingungen eintreten --
4. Wo möglich brochiert; doch nur ohne Ihre geringste Unbe- quemlichkeit --
5. Die gewöhnlichen 12 Freiexempl. auf Schreibpapier --30
6. Die fast durch das ganze Werk gehenden Noten (die aber nur ein Scherz sind und blos eine Anthologie von Einfällen für Männer sind) werden zwar mit anderer Schrift als der Text gedruckt, doch aber nur mit wenig verkleinerter, um das Leser-Auge zu schonen. Da sie nicht unmittelbare, sondern nur35
er ohnehin nicht auf, höchſtens für Th[ieriot]. Ihre beiden Briefe ſind die ſchönſten, die ich ſeit langem geleſen, ſogar von Ihnen. Ihrem Mutterſöhnchen ſagen Sie jede Wahrheit in zarteſter Hülle. Dennoch — da Sie mehr das Herz oder die Freundſchaft in Anſpruch nehmen — muß ich mit philoſophiſcher Unbarmherzigkeit5 nachkommen; was gewis geſchieht, ſobald mein neueſtes Buch auf der Poſt iſt.
Gute Nacht, Geliebteſter! R.
Meinem Uhlfelder Herzens- und Magen-Dank für meine Leckerei.10 Den Rendanten hab’ ich heute brieflich mit einigen Grobheiten bewirthet.
383. An Buchhändler Scherer in München.
Bayreuth d. 2. Aug. 1807
Ich bin ein alter Schuldner von Ihnen in Rückſicht Ihres Auro-15 rens-Geſchenks und meines Verſprechens; ich wünſche daher, daß dieſes kleine luſtige Werkchen, das ich Ihnen zum Verlage anbiete, meine Schuld weniger vermehre als abtrage. Die Bedingungen ſind dieſe:
1. Abdruck und Ausgabe für dieſe Michaelis Meſſe oder wenige20 Wochen darauf —
2. Für den Druckbogen in gewöhnlichem Romanen-Format und Druck (deſſen Wahl und Schönheit ich hoffend Ihrem Ge- ſchmacke überlaſſe) fünf Louisd’or in Gold Honorar zur M[ichaelis] M[eſſe] zahlbar —25
3. Die Auflage nicht über 2000 Exempl.; nach deren Abſatze neue Bedingungen eintreten —
4. Wo möglich brochiert; doch nur ohne Ihre geringſte Unbe- quemlichkeit —
5. Die gewöhnlichen 12 Freiexempl. auf Schreibpapier —30
6. Die faſt durch das ganze Werk gehenden Noten (die aber nur ein Scherz ſind und blos eine Anthologie von Einfällen für Männer ſind) werden zwar mit anderer Schrift als der Text gedruckt, doch aber nur mit wenig verkleinerter, um das Leſer-Auge zu ſchonen. Da ſie nicht unmittelbare, ſondern nur35
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er ohnehin nicht auf, höchſtens für Th[ieriot]. Ihre beiden Briefe
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Ihrem Mutterſöhnchen ſagen Sie jede Wahrheit in zarteſter
Hülle. Dennoch — da Sie mehr das Herz oder die Freundſchaft in
Anſpruch nehmen — muß ich mit philoſophiſcher Unbarmherzigkeit 5
nachkommen; was gewis geſchieht, ſobald mein neueſtes Buch auf
der Poſt iſt.
Gute Nacht, Geliebteſter!
R.
Meinem Uhlfelder Herzens- und Magen-Dank für meine Leckerei. 10
Den Rendanten hab’ ich heute brieflich mit einigen Grobheiten
bewirthet.
383. An Buchhändler Scherer in München.
Bayreuth d. 2. Aug. 1807
Ich bin ein alter Schuldner von Ihnen in Rückſicht Ihres Auro- 15
rens-Geſchenks und meines Verſprechens; ich wünſche daher, daß
dieſes kleine luſtige Werkchen, das ich Ihnen zum Verlage anbiete,
meine Schuld weniger vermehre als abtrage. Die Bedingungen
ſind dieſe:
1. Abdruck und Ausgabe für dieſe Michaelis Meſſe oder wenige 20
Wochen darauf —
2. Für den Druckbogen in gewöhnlichem Romanen-Format und
Druck (deſſen Wahl und Schönheit ich hoffend Ihrem Ge-
ſchmacke überlaſſe) fünf Louisd’or in Gold Honorar zur
M[ichaelis] M[eſſe] zahlbar — 25
3. Die Auflage nicht über 2000 Exempl.; nach deren Abſatze
neue Bedingungen eintreten —
4. Wo möglich brochiert; doch nur ohne Ihre geringſte Unbe-
quemlichkeit —
5. Die gewöhnlichen 12 Freiexempl. auf Schreibpapier — 30
6. Die faſt durch das ganze Werk gehenden Noten (die aber nur
ein Scherz ſind und blos eine Anthologie von Einfällen für
Männer ſind) werden zwar mit anderer Schrift als der Text
gedruckt, doch aber nur mit wenig verkleinerter, um das
Leſer-Auge zu ſchonen. Da ſie nicht unmittelbare, ſondern nur 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/173>, abgerufen am 17.06.2024.
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