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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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ein Zögling oder noch gewisser die Magd ist wenigstens Helfershelfer.
Daß eine Magd weinen, schreien, die Hände ringen, sich verfluchen
und vermessen und doch den Wein gestohlen haben kann, erfuhr ich
auf der Dürschnitz und bei Fischer. -- Dank für Gestern und die
Hoffnung des Heute.5

18. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich folge dir doch und schreibe übermorgen
nach Endigung der Herbstblumine über den Nachdruck; aber nicht in
langer philosophischer, oder gar ironischer Dedukzion, sondern in10
kurzen ernsten Stechgedanken, wovon ich vorgestern an 40 hinge-
worfen. Du schriebst mir von einigen datis, die du mir dare könntest.

19. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich danke dir für das Büchelchen, das15
ich nur wieder las, damit ich nicht aus Vergeßlichkeit etwas daraus
stähle. Ich halt' es gar nicht für geistlos; nur sollt' es entweder
beredter oder für hohe Häupter kürzer und französischer geschrieben
sein. -- Ich misverstand deine "data". Deinen Aufsatz über Nach-
druck, den ich daher erst nach meinem gebrauchen kann, weil ich sonst20
nach--schreiben müßte, übereile also nicht, sondern arbeit ihn für den
Druck aus. Meiner soll blos popular sein.

20. An Emanuel.

Mein guter Emanuel! Über alles -- und über das mich ent-25
zückende und rührende Bild O[tto]'s, eine Mumie bei Lebzeit --
und über den Münchner Brief übermorgen -- -- Bis dahin hab
ich mit der Absendung des 2ten Theils meiner Blumine sehr zu
arbeiten.

21. An Otto.30

Ich kann dir nicht sagen, lieber Otto, was ich gestern für eine
Freude der Rührung gehabt, da ich dein Meisterbild bekommen und

ein Zögling oder noch gewiſſer die Magd iſt wenigſtens Helfershelfer.
Daß eine Magd weinen, ſchreien, die Hände ringen, ſich verfluchen
und vermeſſen und doch den Wein geſtohlen haben kann, erfuhr ich
auf der Dürschnitz und bei Fischer. — Dank für Geſtern und die
Hoffnung des Heute.5

18. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich folge dir doch und ſchreibe übermorgen
nach Endigung der Herbſtblumine über den Nachdruck; aber nicht in
langer philoſophiſcher, oder gar ironiſcher Dedukzion, ſondern in10
kurzen ernſten Stechgedanken, wovon ich vorgeſtern an 40 hinge-
worfen. Du ſchriebſt mir von einigen datis, die du mir dare könnteſt.

19. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich danke dir für das Büchelchen, das15
ich nur wieder las, damit ich nicht aus Vergeßlichkeit etwas daraus
ſtähle. Ich halt’ es gar nicht für geiſtlos; nur ſollt’ es entweder
beredter oder für hohe Häupter kürzer und franzöſiſcher geſchrieben
ſein. — Ich misverſtand deine „data“. Deinen Aufſatz über Nach-
druck, den ich daher erſt nach meinem gebrauchen kann, weil ich ſonſt20
nach—ſchreiben müßte, übereile alſo nicht, ſondern arbeit ihn für den
Druck aus. Meiner ſoll blos popular ſein.

20. An Emanuel.

Mein guter Emanuel! Über alles — und über das mich ent-25
zückende und rührende Bild O[tto]’s, eine Mumie bei Lebzeit —
und über den Münchner Brief übermorgen — — Bis dahin hab
ich mit der Abſendung des 2ten Theils meiner Blumine ſehr zu
arbeiten.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/11>, abgerufen am 28.04.2024.