Der erste Band meiner Biographie wird vor Einem Jahre nicht fertig; so wie zwei Bände eines neuen komischen Romans ebenfalls, ob ich gleich an diesen seit mehren Jahren arbeite und mehr als 30 Bogen schon habe kopieren lassen; denn ich fange immer wieder von vornen an. Noch hab' ich an keinen Verleger gedacht; denn5 ich thu es nie früher als bis das Werk vollendet ist.
Ich fand am Ende, daß ich eine dritte Auflage, wo auf jeder Seite ein Wort verbessert ist, recht gut eine verbesserte nennen kann. Eine vermehrte wird der Hesperus ohnehin nie, weil eher aus ihm wegzunehmen als in ihn hineinzubringen ist. Gleichwol10 kostet mich diese Art von Arbeiten unendlich viel Zeit, Geduld und Mühe.
Hart befremdete es mich aber, guter Reimer, daß Sie eine ganz neue Bedingung -- den Wiederzurückkauf des Hesperus bei einer Gesammtausgabe -- in Ihr letztes Schreiben bringen, eine Bedin-15 gung, an welche bisher weder mündlich, noch schriftlich auch nur gedacht worden, wie Sie selber ja sogar in Ihrem letzten sagen: "Die Bedingungen über den Hesperus glaube ich schon auf Ihren "Wunsch in einem frühern Briefe unsere Verabredungen wieder- "holend anerkannt zu haben etc." Auch würd' ich nie bei dieser neuen20 Bedingung in das geringe Honorar gewilligt haben; ja nicht einmal bei einem größern, weil ich mir bei meiner Gesammtausgabe, (so viele Jahre sie auch, zumal bei meinem jetzigen Überdruße, da zu bessern, wo ich noch Kraft zu vielen und langen Werken habe, noch ausbleiben wird) nicht so sehr die Hände binden will. In der Ge-25 sammtausgabe wird dieser Hesperus, so wie der Siebenkäs und Jubelsenior etc.etc. nicht vermehrt, sondern eher verringert, nämlich die Extrablätter werden in besondere Bände geworfen; und mancher Nichtkäufer der Gesammtwerke wird daher immer den dritten Hesperus etc.etc. begehren. Wozu viele Worte? Ich sende Ihnen30 hier den ersten Band mit dem vollen Vertrauen, daß Sie den Druck desselben nur dann anfangen lassen, wenn Sie ganz mir zustimmen.
Sogleich nach Ihrer bejahenden Antwort kommt auch der jetzo nicht ganz fertige zweite Band.
In jener bitt' ich Sie auch mir recht bestimmt zu schreiben, ob35 Sie den 3ten und 4ten noch auf die Oster M[esse] liefern wollen; und mir in diesem Falle scharf die Zeit zu bestimmen, wann Sie beide
Der erſte Band meiner Biographie wird vor Einem Jahre nicht fertig; ſo wie zwei Bände eines neuen komiſchen Romans ebenfalls, ob ich gleich an dieſen ſeit mehren Jahren arbeite und mehr als 30 Bogen ſchon habe kopieren laſſen; denn ich fange immer wieder von vornen an. Noch hab’ ich an keinen Verleger gedacht; denn5 ich thu es nie früher als bis das Werk vollendet iſt.
Ich fand am Ende, daß ich eine dritte Auflage, wo auf jeder Seite ein Wort verbeſſert iſt, recht gut eine verbeſſerte nennen kann. Eine vermehrte wird der Heſperus ohnehin nie, weil eher aus ihm wegzunehmen als in ihn hineinzubringen iſt. Gleichwol10 koſtet mich dieſe Art von Arbeiten unendlich viel Zeit, Geduld und Mühe.
Hart befremdete es mich aber, guter Reimer, daß Sie eine ganz neue Bedingung — den Wiederzurückkauf des Hesperus bei einer Geſammtausgabe — in Ihr letztes Schreiben bringen, eine Bedin-15 gung, an welche bisher weder mündlich, noch ſchriftlich auch nur gedacht worden, wie Sie ſelber ja ſogar in Ihrem letzten ſagen: „Die Bedingungen über den Heſperus glaube ich ſchon auf Ihren „Wunſch in einem frühern Briefe unſere Verabredungen wieder- „holend anerkannt zu haben ꝛc.“ Auch würd’ ich nie bei dieſer neuen20 Bedingung in das geringe Honorar gewilligt haben; ja nicht einmal bei einem größern, weil ich mir bei meiner Geſammtausgabe, (ſo viele Jahre ſie auch, zumal bei meinem jetzigen Überdruße, da zu beſſern, wo ich noch Kraft zu vielen und langen Werken habe, noch ausbleiben wird) nicht ſo ſehr die Hände binden will. In der Ge-25 ſammtausgabe wird dieſer Heſperus, ſo wie der Siebenkäs und Jubelſenior ꝛc.ꝛc. nicht vermehrt, ſondern eher verringert, nämlich die Extrablätter werden in beſondere Bände geworfen; und mancher Nichtkäufer der Geſammtwerke wird daher immer den dritten Hesperus ꝛc.ꝛc. begehren. Wozu viele Worte? Ich ſende Ihnen30 hier den erſten Band mit dem vollen Vertrauen, daß Sie den Druck deſſelben nur dann anfangen laſſen, wenn Sie ganz mir zuſtimmen.
Sogleich nach Ihrer bejahenden Antwort kommt auch der jetzo nicht ganz fertige zweite Band.
In jener bitt’ ich Sie auch mir recht beſtimmt zu ſchreiben, ob35 Sie den 3ten und 4ten noch auf die Oſter M[eſſe] liefern wollen; und mir in dieſem Falle ſcharf die Zeit zu beſtimmen, wann Sie beide
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Der erſte Band meiner Biographie wird vor Einem Jahre nicht
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von vornen an. Noch hab’ ich an keinen Verleger gedacht; denn 5
ich thu es nie früher als bis das Werk vollendet iſt.
Ich fand am Ende, daß ich eine dritte Auflage, wo auf jeder
Seite ein Wort verbeſſert iſt, recht gut eine verbeſſerte nennen
kann. Eine vermehrte wird der Heſperus ohnehin nie, weil eher
aus ihm wegzunehmen als in ihn hineinzubringen iſt. Gleichwol 10
koſtet mich dieſe Art von Arbeiten unendlich viel Zeit, Geduld und
Mühe.
Hart befremdete es mich aber, guter Reimer, daß Sie eine ganz
neue Bedingung — den Wiederzurückkauf des Hesperus bei einer
Geſammtausgabe — in Ihr letztes Schreiben bringen, eine Bedin- 15
gung, an welche bisher weder mündlich, noch ſchriftlich auch
nur gedacht worden, wie Sie ſelber ja ſogar in Ihrem letzten ſagen:
„Die Bedingungen über den Heſperus glaube ich ſchon auf Ihren
„Wunſch in einem frühern Briefe unſere Verabredungen wieder-
„holend anerkannt zu haben ꝛc.“ Auch würd’ ich nie bei dieſer neuen 20
Bedingung in das geringe Honorar gewilligt haben; ja nicht einmal
bei einem größern, weil ich mir bei meiner Geſammtausgabe, (ſo
viele Jahre ſie auch, zumal bei meinem jetzigen Überdruße, da zu
beſſern, wo ich noch Kraft zu vielen und langen Werken habe, noch
ausbleiben wird) nicht ſo ſehr die Hände binden will. In der Ge- 25
ſammtausgabe wird dieſer Heſperus, ſo wie der Siebenkäs und
Jubelſenior ꝛc.ꝛc. nicht vermehrt, ſondern eher verringert, nämlich
die Extrablätter werden in beſondere Bände geworfen; und mancher
Nichtkäufer der Geſammtwerke wird daher immer den dritten
Hesperus ꝛc.ꝛc. begehren. Wozu viele Worte? Ich ſende Ihnen 30
hier den erſten Band mit dem vollen Vertrauen, daß Sie den Druck
deſſelben nur dann anfangen laſſen, wenn Sie ganz mir zuſtimmen.
Sogleich nach Ihrer bejahenden Antwort kommt auch der jetzo
nicht ganz fertige zweite Band.
In jener bitt’ ich Sie auch mir recht beſtimmt zu ſchreiben, ob 35
Sie den 3ten und 4ten noch auf die Oſter M[eſſe] liefern wollen; und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/252>, abgerufen am 16.06.2024.
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