Hier send' ich Ihnen mit vielem Danke zurück, der aber nur den Fehler hat, daß er schriftlich ist, da Sie mich nicht in den Fall setzen, Ihnen nachzuahmen und zu leihen.5
525. An Chr. Karl Barth in München.
[Kopie][Bayreuth, 22. Mai 1819]
Ich will nur gleich meine Bitte -- denn etwas anderes reiset selten von Baireut nach München -- auf der Schwelle abthun ... Sie haben das Glück in München zu sein, das jetzo eine Akademie der10 Politik oder eine Münzstadt umlaufender neuer Ideen ist und wo ein Landtag mehr leistet als ein Bundtag. -- Wir aber in Baireut verarmen immer mehr an Männern, wenigstens die Harmonie, aus der nun auch alle Professoren auf Veranlassung des Militärs, das gegen keine andere als nur gegen militärische Subordinazion15 Sünden kennt, ausgetreten sind. Desto mehr haben wir Jünglinge in der Harmonie und sie steht jetzo wirklich in ihrer Jugendblüte. -- Stehen Ihre Ministerialarbeiten der Fortsetzung Ihrer urgeschicht- lichen so sehr im Wege, da doch hier nur der Anfang schwer ist und in sich zugleich die Fortsetzung vorbereitet? Und haben Sie keine20 literarische Freunde, welche erst einem Autor, sei er auch noch so ausgerüstet, die Begeisterung geben, welche schwere Werke fodern? ... Ablaßbrief für Schuldigsein des Dankbriefes. Nie schweigt man länger als wann man zu viel zu sagen hat.25
526. An Emanuel.
[Bayreuth, 31. Mai (Montag) oder 1. Juni 1819]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Warum mußt' ich denn gerade eine 1/8 Stunde vor Ihrer Ankunft aus Unglauben in die Harmonie laufen, worin ich seit dem Donnerstag nicht gewesen? -- Aber wenigstens Ihren Benedikt, den ich erst in einem Alter von 2430 Stunden gesehen, muß ich vor meiner Abreise, erwachsen beschauen. -- Bei wem hab' ich meinen Paß zu verlangen? -- Grüße an Groß und Klein.
R.
524. An Kriegsrat Dieterich in Bayreuth.
[Kopie][Bayreuth, 15. Mai 1819]
Hier ſend’ ich Ihnen mit vielem Danke zurück, der aber nur den Fehler hat, daß er ſchriftlich iſt, da Sie mich nicht in den Fall ſetzen, Ihnen nachzuahmen und zu leihen.5
525. An Chr. Karl Barth in München.
[Kopie][Bayreuth, 22. Mai 1819]
Ich will nur gleich meine Bitte — denn etwas anderes reiſet ſelten von Baireut nach München — auf der Schwelle abthun ... Sie haben das Glück in München zu ſein, das jetzo eine Akademie der10 Politik oder eine Münzſtadt umlaufender neuer Ideen iſt und wo ein Landtag mehr leiſtet als ein Bundtag. — Wir aber in Baireut verarmen immer mehr an Männern, wenigſtens die Harmonie, aus der nun auch alle Profeſſoren auf Veranlaſſung des Militärs, das gegen keine andere als nur gegen militäriſche Subordinazion15 Sünden kennt, ausgetreten ſind. Deſto mehr haben wir Jünglinge in der Harmonie und ſie ſteht jetzo wirklich in ihrer Jugendblüte. — Stehen Ihre Miniſterialarbeiten der Fortſetzung Ihrer urgeſchicht- lichen ſo ſehr im Wege, da doch hier nur der Anfang ſchwer iſt und in ſich zugleich die Fortſetzung vorbereitet? Und haben Sie keine20 literariſche Freunde, welche erſt einem Autor, ſei er auch noch ſo ausgerüſtet, die Begeiſterung geben, welche ſchwere Werke fodern? ... Ablaßbrief für Schuldigſein des Dankbriefes. Nie ſchweigt man länger als wann man zu viel zu ſagen hat.25
526. An Emanuel.
[Bayreuth, 31. Mai (Montag) oder 1. Juni 1819]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Warum mußt’ ich denn gerade eine ⅛ Stunde vor Ihrer Ankunft aus Unglauben in die Harmonie laufen, worin ich ſeit dem Donnerſtag nicht geweſen? — Aber wenigſtens Ihren Benedikt, den ich erſt in einem Alter von 2430 Stunden geſehen, muß ich vor meiner Abreiſe, erwachſen beſchauen. — Bei wem hab’ ich meinen Paß zu verlangen? — Grüße an Groß und Klein.
R.
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524. An Kriegsrat Dieterich in Bayreuth.
[Bayreuth, 15. Mai 1819]
Hier ſend’ ich Ihnen mit vielem Danke zurück, der aber nur den
Fehler hat, daß er ſchriftlich iſt, da Sie mich nicht in den Fall ſetzen,
Ihnen nachzuahmen und zu leihen. 5
525. An Chr. Karl Barth in München.
[Bayreuth, 22. Mai 1819]
Ich will nur gleich meine Bitte — denn etwas anderes reiſet
ſelten von Baireut nach München — auf der Schwelle abthun ...
Sie haben das Glück in München zu ſein, das jetzo eine Akademie der 10
Politik oder eine Münzſtadt umlaufender neuer Ideen iſt und wo
ein Landtag mehr leiſtet als ein Bundtag. — Wir aber in Baireut
verarmen immer mehr an Männern, wenigſtens die Harmonie,
aus der nun auch alle Profeſſoren auf Veranlaſſung des Militärs,
das gegen keine andere als nur gegen militäriſche Subordinazion 15
Sünden kennt, ausgetreten ſind. Deſto mehr haben wir Jünglinge
in der Harmonie und ſie ſteht jetzo wirklich in ihrer Jugendblüte. —
Stehen Ihre Miniſterialarbeiten der Fortſetzung Ihrer urgeſchicht-
lichen ſo ſehr im Wege, da doch hier nur der Anfang ſchwer iſt und
in ſich zugleich die Fortſetzung vorbereitet? Und haben Sie keine 20
literariſche Freunde, welche erſt einem Autor, ſei er auch noch ſo
ausgerüſtet, die Begeiſterung geben, welche ſchwere Werke fodern?
... Ablaßbrief für Schuldigſein des Dankbriefes. Nie ſchweigt
man länger als wann man zu viel zu ſagen hat. 25
526. An Emanuel.
[Bayreuth, 31. Mai (Montag) oder 1. Juni 1819]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Warum mußt’ ich denn gerade
eine ⅛ Stunde vor Ihrer Ankunft aus Unglauben in die Harmonie
laufen, worin ich ſeit dem Donnerſtag nicht geweſen? — Aber
wenigſtens Ihren Benedikt, den ich erſt in einem Alter von 24 30
Stunden geſehen, muß ich vor meiner Abreiſe, erwachſen beſchauen.
— Bei wem hab’ ich meinen Paß zu verlangen? — Grüße an Groß
und Klein.
R.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/271>, abgerufen am 16.06.2024.
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