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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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V. Geschichte des Japanischen Thees.
obgleich einfacher als die spätern. Mit der Zeit bekommen sie immer noch neue Aeste.
Die Rinde ist zäh und fest angewachsen. Jhr äußeres dünnes Häutgen geht manchmal ab,
wenn es trocken wird; die zwote Rinde ist grünlicht, nicht wie Haselblätter, doch etwas
stark und widrig, und hat einen ekelhaften, bittern, wilden, zusammenziehenden Geschmak.
Das Holz ist hart, grobfasericht, weislicht grün, und so lang es frisch ist, von unange-
nehmen Geruch. Die Aeste kommen dicht und unordentlich hervor, sind dün, von unglei-
cher Länge, alle aber kurz, und ohne diejenigen Ringe, an denen man das Wachsthum er-
kennet. So stehen auch die Blätter dicht und ohne Ordnung, und aus ihren Achseln komt
eine kleine schmale Knospe zum Vorschein. Auf einem saftigen, ganz kurzen Stiel, der
unten rund, oben zusammengedrükt oder scharf ist, steht das Blat, so etwas fleischigt,
längstens zwei Zol lang, und einen Zol breit ist. Es fängt schmal an, und nimt almäh-
lig in einer Bogenlinie zu mit stumpfer Spitze, ist öfters auch eyförmig länglich ausgedehnt
und unregelmäßig gewässert, in der Mitte eingedrukt und rund umher ein wenig zurükgebo-
gen. Beide Seiten sind glat und glänzend, aber die Nerven liegen eingedrukt, und ma-
chen Grübchen; die Farbe ist ein dunkel oder traurig grün, auf der untern Seite lichter;
die Ständer sind in kleine breite, stumpfe, härtliche und dichte Zähngen ausgezakt. Die
Mittelnerve liegt aber in einer großen Vertiefung, und steht unten sehr hervor; fünf, sechs
bis sieben feinere laufen davon an jeder Seite in ungleichen Entfernungen aus, und biegen sich,
ehe sie den Rand erreichen, gegen einander zurük. Zuweilen laufen noch dazwischen ohne
Ordnung allerlei kleinere Adern. Das frische Blat hat keinen Geruch, und einen schwä-
chern Nachgeschmak als die Rinde, nämlich einen grasigtbittern, zusammenziehenden, aber
recht ekelhaften. Nach Maasgabe des Bodens, der Stellung, des Alters, sind die Blät-
ter an Gestalt, Größe und Substanz unter sich sehr verschieden, weshalb man ganz unrecht
aus den jungen Blättern, die geröstet nach Europa gebracht werden, auf die Figur der
völlig ausgewachsenen schliest. Sie besitzen eine gewisse böse und dem Gehirn schädliche
Kraft, die Lebensgeister zu beunruhigen, durch welche das Gemüth in Taumel geräth und
die Nerven eine zitternde Bewegung erhalten. Durch anhaltendes Rösten aber wird die
marcotische Wirkung so völlig vertrieben, daß nur eine sanfte angenehme Kraft die Lebens-
geister wieder zu erwärmen übrig bleibt. Die Menge der Blüthen ziert die Aeste unauf-
hörlich durch alle Herbstmonathe bis tief in den Winter. Sie haben sechs Blätter, deren
ein oder anderes von den äußersten wie vom kalten Brand gerührt, den anderen an Größe
nicht beikömt. Jhr Geschmack ist unangenehm, etwas bitter, und läst sich vorzüglich un-
ten an der Zunge fühlen. Das Jnnere der Blume wird von einem großen geschloßnen Hau-
fen Staubfäden gefült, die von weißer Farbe, ganz klein wie in der Rose, und mit gelben
herzförmigen Staubbeuteln versehen sind. Jn einer einzelnen Blume habe ich 230 gezählt.
Die Fruchtkerne sind sehr ölicht, und werden gar bald ranzigt, so daß aus zehn gepflanz-

ten
K k k 3

V. Geſchichte des Japaniſchen Thees.
obgleich einfacher als die ſpaͤtern. Mit der Zeit bekommen ſie immer noch neue Aeſte.
Die Rinde iſt zaͤh und feſt angewachſen. Jhr aͤußeres duͤnnes Haͤutgen geht manchmal ab,
wenn es trocken wird; die zwote Rinde iſt gruͤnlicht, nicht wie Haſelblaͤtter, doch etwas
ſtark und widrig, und hat einen ekelhaften, bittern, wilden, zuſammenziehenden Geſchmak.
Das Holz iſt hart, grobfaſericht, weislicht gruͤn, und ſo lang es friſch iſt, von unange-
nehmen Geruch. Die Aeſte kommen dicht und unordentlich hervor, ſind duͤn, von unglei-
cher Laͤnge, alle aber kurz, und ohne diejenigen Ringe, an denen man das Wachsthum er-
kennet. So ſtehen auch die Blaͤtter dicht und ohne Ordnung, und aus ihren Achſeln komt
eine kleine ſchmale Knoſpe zum Vorſchein. Auf einem ſaftigen, ganz kurzen Stiel, der
unten rund, oben zuſammengedruͤkt oder ſcharf iſt, ſteht das Blat, ſo etwas fleiſchigt,
laͤngſtens zwei Zol lang, und einen Zol breit iſt. Es faͤngt ſchmal an, und nimt almaͤh-
lig in einer Bogenlinie zu mit ſtumpfer Spitze, iſt oͤfters auch eyfoͤrmig laͤnglich ausgedehnt
und unregelmaͤßig gewaͤſſert, in der Mitte eingedrukt und rund umher ein wenig zuruͤkgebo-
gen. Beide Seiten ſind glat und glaͤnzend, aber die Nerven liegen eingedrukt, und ma-
chen Gruͤbchen; die Farbe iſt ein dunkel oder traurig gruͤn, auf der untern Seite lichter;
die Staͤnder ſind in kleine breite, ſtumpfe, haͤrtliche und dichte Zaͤhngen ausgezakt. Die
Mittelnerve liegt aber in einer großen Vertiefung, und ſteht unten ſehr hervor; fuͤnf, ſechs
bis ſieben feinere laufen davon an jeder Seite in ungleichen Entfernungen aus, und biegen ſich,
ehe ſie den Rand erreichen, gegen einander zuruͤk. Zuweilen laufen noch dazwiſchen ohne
Ordnung allerlei kleinere Adern. Das friſche Blat hat keinen Geruch, und einen ſchwaͤ-
chern Nachgeſchmak als die Rinde, naͤmlich einen graſigtbittern, zuſammenziehenden, aber
recht ekelhaften. Nach Maasgabe des Bodens, der Stellung, des Alters, ſind die Blaͤt-
ter an Geſtalt, Groͤße und Subſtanz unter ſich ſehr verſchieden, weshalb man ganz unrecht
aus den jungen Blaͤttern, die geroͤſtet nach Europa gebracht werden, auf die Figur der
voͤllig ausgewachſenen ſchlieſt. Sie beſitzen eine gewiſſe boͤſe und dem Gehirn ſchaͤdliche
Kraft, die Lebensgeiſter zu beunruhigen, durch welche das Gemuͤth in Taumel geraͤth und
die Nerven eine zitternde Bewegung erhalten. Durch anhaltendes Roͤſten aber wird die
marcotiſche Wirkung ſo voͤllig vertrieben, daß nur eine ſanfte angenehme Kraft die Lebens-
geiſter wieder zu erwaͤrmen uͤbrig bleibt. Die Menge der Bluͤthen ziert die Aeſte unauf-
hoͤrlich durch alle Herbſtmonathe bis tief in den Winter. Sie haben ſechs Blaͤtter, deren
ein oder anderes von den aͤußerſten wie vom kalten Brand geruͤhrt, den anderen an Groͤße
nicht beikoͤmt. Jhr Geſchmack iſt unangenehm, etwas bitter, und laͤſt ſich vorzuͤglich un-
ten an der Zunge fuͤhlen. Das Jnnere der Blume wird von einem großen geſchloßnen Hau-
fen Staubfaͤden gefuͤlt, die von weißer Farbe, ganz klein wie in der Roſe, und mit gelben
herzfoͤrmigen Staubbeuteln verſehen ſind. Jn einer einzelnen Blume habe ich 230 gezaͤhlt.
Die Fruchtkerne ſind ſehr oͤlicht, und werden gar bald ranzigt, ſo daß aus zehn gepflanz-

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[445/0509] V. Geſchichte des Japaniſchen Thees. obgleich einfacher als die ſpaͤtern. Mit der Zeit bekommen ſie immer noch neue Aeſte. Die Rinde iſt zaͤh und feſt angewachſen. Jhr aͤußeres duͤnnes Haͤutgen geht manchmal ab, wenn es trocken wird; die zwote Rinde iſt gruͤnlicht, nicht wie Haſelblaͤtter, doch etwas ſtark und widrig, und hat einen ekelhaften, bittern, wilden, zuſammenziehenden Geſchmak. Das Holz iſt hart, grobfaſericht, weislicht gruͤn, und ſo lang es friſch iſt, von unange- nehmen Geruch. Die Aeſte kommen dicht und unordentlich hervor, ſind duͤn, von unglei- cher Laͤnge, alle aber kurz, und ohne diejenigen Ringe, an denen man das Wachsthum er- kennet. So ſtehen auch die Blaͤtter dicht und ohne Ordnung, und aus ihren Achſeln komt eine kleine ſchmale Knoſpe zum Vorſchein. Auf einem ſaftigen, ganz kurzen Stiel, der unten rund, oben zuſammengedruͤkt oder ſcharf iſt, ſteht das Blat, ſo etwas fleiſchigt, laͤngſtens zwei Zol lang, und einen Zol breit iſt. Es faͤngt ſchmal an, und nimt almaͤh- lig in einer Bogenlinie zu mit ſtumpfer Spitze, iſt oͤfters auch eyfoͤrmig laͤnglich ausgedehnt und unregelmaͤßig gewaͤſſert, in der Mitte eingedrukt und rund umher ein wenig zuruͤkgebo- gen. Beide Seiten ſind glat und glaͤnzend, aber die Nerven liegen eingedrukt, und ma- chen Gruͤbchen; die Farbe iſt ein dunkel oder traurig gruͤn, auf der untern Seite lichter; die Staͤnder ſind in kleine breite, ſtumpfe, haͤrtliche und dichte Zaͤhngen ausgezakt. Die Mittelnerve liegt aber in einer großen Vertiefung, und ſteht unten ſehr hervor; fuͤnf, ſechs bis ſieben feinere laufen davon an jeder Seite in ungleichen Entfernungen aus, und biegen ſich, ehe ſie den Rand erreichen, gegen einander zuruͤk. Zuweilen laufen noch dazwiſchen ohne Ordnung allerlei kleinere Adern. Das friſche Blat hat keinen Geruch, und einen ſchwaͤ- chern Nachgeſchmak als die Rinde, naͤmlich einen graſigtbittern, zuſammenziehenden, aber recht ekelhaften. Nach Maasgabe des Bodens, der Stellung, des Alters, ſind die Blaͤt- ter an Geſtalt, Groͤße und Subſtanz unter ſich ſehr verſchieden, weshalb man ganz unrecht aus den jungen Blaͤttern, die geroͤſtet nach Europa gebracht werden, auf die Figur der voͤllig ausgewachſenen ſchlieſt. Sie beſitzen eine gewiſſe boͤſe und dem Gehirn ſchaͤdliche Kraft, die Lebensgeiſter zu beunruhigen, durch welche das Gemuͤth in Taumel geraͤth und die Nerven eine zitternde Bewegung erhalten. Durch anhaltendes Roͤſten aber wird die marcotiſche Wirkung ſo voͤllig vertrieben, daß nur eine ſanfte angenehme Kraft die Lebens- geiſter wieder zu erwaͤrmen uͤbrig bleibt. Die Menge der Bluͤthen ziert die Aeſte unauf- hoͤrlich durch alle Herbſtmonathe bis tief in den Winter. Sie haben ſechs Blaͤtter, deren ein oder anderes von den aͤußerſten wie vom kalten Brand geruͤhrt, den anderen an Groͤße nicht beikoͤmt. Jhr Geſchmack iſt unangenehm, etwas bitter, und laͤſt ſich vorzuͤglich un- ten an der Zunge fuͤhlen. Das Jnnere der Blume wird von einem großen geſchloßnen Hau- fen Staubfaͤden gefuͤlt, die von weißer Farbe, ganz klein wie in der Roſe, und mit gelben herzfoͤrmigen Staubbeuteln verſehen ſind. Jn einer einzelnen Blume habe ich 230 gezaͤhlt. Die Fruchtkerne ſind ſehr oͤlicht, und werden gar bald ranzigt, ſo daß aus zehn gepflanz- ten K k k 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/509>, abgerufen am 29.04.2024.