Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
als diese Weise zu wircken. Was soll man
von dieser Uebereinstimmung denn geden-
cken. Wie wäre es wohl möglich, daß
Dinge von verschiedenen Naturen in Ver-
bindung mit einander so vortrefliche Ue-
bereinstimmungen und Schönheiten zu
bewircken trachten solten, so gar zu Zwe-
cken solcher Dinge die sich gewißermaaßen
außer dem Umfange der todten Materie
befinden, nemlich zum Nutzen der Men-
schen und Thiere, wenn sie nicht einen
gemeinschaftlichen Ursprung erkenneten,
nemlich einen unendlichen Verstand, in
welchem aller Dinge wesentliche Beschaf-
fenheiten beziehend entworfen worden.
Wenn ihre Naturen vor sich und unab-
hängig nothwendig wären, was vor ein
erstaunliches Ohngefähr, oder vielmehr
was vor eine Unmöglichkeit würde es nicht
seyn, daß sie mit ihren natürlichen Be-
strebungen sich gerade so zusammen passen

sol-
b 3

Vorrede.
als dieſe Weiſe zu wircken. Was ſoll man
von dieſer Uebereinſtimmung denn geden-
cken. Wie waͤre es wohl moͤglich, daß
Dinge von verſchiedenen Naturen in Ver-
bindung mit einander ſo vortrefliche Ue-
bereinſtimmungen und Schoͤnheiten zu
bewircken trachten ſolten, ſo gar zu Zwe-
cken ſolcher Dinge die ſich gewißermaaßen
außer dem Umfange der todten Materie
befinden, nemlich zum Nutzen der Men-
ſchen und Thiere, wenn ſie nicht einen
gemeinſchaftlichen Urſprung erkenneten,
nemlich einen unendlichen Verſtand, in
welchem aller Dinge weſentliche Beſchaf-
fenheiten beziehend entworfen worden.
Wenn ihre Naturen vor ſich und unab-
haͤngig nothwendig waͤren, was vor ein
erſtaunliches Ohngefaͤhr, oder vielmehr
was vor eine Unmoͤglichkeit wuͤrde es nicht
ſeyn, daß ſie mit ihren natuͤrlichen Be-
ſtrebungen ſich gerade ſo zuſammen paſſen

ſol-
b 3
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0025"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
als die&#x017F;e Wei&#x017F;e zu wircken. Was &#x017F;oll man<lb/>
von die&#x017F;er Ueberein&#x017F;timmung denn geden-<lb/>
cken. Wie wa&#x0364;re es wohl mo&#x0364;glich, daß<lb/>
Dinge von ver&#x017F;chiedenen Naturen in Ver-<lb/>
bindung mit einander &#x017F;o vortrefliche Ue-<lb/>
berein&#x017F;timmungen und Scho&#x0364;nheiten zu<lb/>
bewircken trachten &#x017F;olten, &#x017F;o gar zu Zwe-<lb/>
cken &#x017F;olcher Dinge die &#x017F;ich gewißermaaßen<lb/>
außer dem Umfange der todten Materie<lb/>
befinden, nemlich zum Nutzen der Men-<lb/>
&#x017F;chen und Thiere, wenn &#x017F;ie nicht einen<lb/>
gemein&#x017F;chaftlichen Ur&#x017F;prung erkenneten,<lb/>
nemlich einen unendlichen Ver&#x017F;tand, in<lb/>
welchem aller Dinge we&#x017F;entliche Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheiten beziehend entworfen worden.<lb/>
Wenn ihre Naturen vor &#x017F;ich und unab-<lb/>
ha&#x0364;ngig nothwendig wa&#x0364;ren, was vor ein<lb/>
er&#x017F;taunliches Ohngefa&#x0364;hr, oder vielmehr<lb/>
was vor eine Unmo&#x0364;glichkeit wu&#x0364;rde es nicht<lb/>
&#x017F;eyn, daß &#x017F;ie mit ihren natu&#x0364;rlichen Be-<lb/>
&#x017F;trebungen &#x017F;ich gerade &#x017F;o zu&#x017F;ammen pa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">b 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ol-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0025] Vorrede. als dieſe Weiſe zu wircken. Was ſoll man von dieſer Uebereinſtimmung denn geden- cken. Wie waͤre es wohl moͤglich, daß Dinge von verſchiedenen Naturen in Ver- bindung mit einander ſo vortrefliche Ue- bereinſtimmungen und Schoͤnheiten zu bewircken trachten ſolten, ſo gar zu Zwe- cken ſolcher Dinge die ſich gewißermaaßen außer dem Umfange der todten Materie befinden, nemlich zum Nutzen der Men- ſchen und Thiere, wenn ſie nicht einen gemeinſchaftlichen Urſprung erkenneten, nemlich einen unendlichen Verſtand, in welchem aller Dinge weſentliche Beſchaf- fenheiten beziehend entworfen worden. Wenn ihre Naturen vor ſich und unab- haͤngig nothwendig waͤren, was vor ein erſtaunliches Ohngefaͤhr, oder vielmehr was vor eine Unmoͤglichkeit wuͤrde es nicht ſeyn, daß ſie mit ihren natuͤrlichen Be- ſtrebungen ſich gerade ſo zuſammen paſſen ſol- b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/25
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/25>, abgerufen am 26.04.2024.