Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Denn so befahls Sein Königlich Gefühl --
Wie der Befehl ward ausgerichtet,
Ist Jedermann zur Augenschau,
Der auf der neuen Brücke Bau
Die Sphinx betrachtet, die erdichtet
Von großen Fabeldichtern ward.
Er darf nur rechter Hand sich drehen,
Da wird er mit Verwundrungsart
Das Eckchen meines Hauses sehen --
Das ein recht hochgewachsner Mann,
Wie weiland Potsdams Gardemänner,
Mit seinem Arm umspannen kann.
Indessen lad' ich meine Gönner
Und Gönnerinnen freundlich ein,
Nicht auf sechs Schüsseln, nicht auf Wein:
Nein, meine Wohnung nur zu schauen,
Lad ich Sie ein,
Und kann's Euch schwören mit Vertrauen,
Daß ihre Niedlichkeit Sie reizt,
So wahr mit wenig Glut das Eisenöfchen heizt.



Denn ſo befahls Sein Koͤniglich Gefuͤhl —
Wie der Befehl ward ausgerichtet,
Iſt Jedermann zur Augenſchau,
Der auf der neuen Bruͤcke Bau
Die Sphinx betrachtet, die erdichtet
Von großen Fabeldichtern ward.
Er darf nur rechter Hand ſich drehen,
Da wird er mit Verwundrungsart
Das Eckchen meines Hauſes ſehen —
Das ein recht hochgewachsner Mann,
Wie weiland Potsdams Gardemaͤnner,
Mit ſeinem Arm umſpannen kann.
Indeſſen lad’ ich meine Goͤnner
Und Goͤnnerinnen freundlich ein,
Nicht auf ſechs Schuͤſſeln, nicht auf Wein:
Nein, meine Wohnung nur zu ſchauen,
Lad ich Sie ein,
Und kann’s Euch ſchwoͤren mit Vertrauen,
Daß ihre Niedlichkeit Sie reizt,
So wahr mit wenig Glut das Eiſenoͤfchen heizt.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="2">
                <pb facs="#f0350" n="190"/>
                <l>Denn &#x017F;o befahls Sein Ko&#x0364;niglich Gefu&#x0364;hl &#x2014;</l><lb/>
                <l>Wie der Befehl ward ausgerichtet,</l><lb/>
                <l>I&#x017F;t Jedermann zur Augen&#x017F;chau,</l><lb/>
                <l>Der auf der neuen Bru&#x0364;cke Bau</l><lb/>
                <l>Die Sphinx betrachtet, die erdichtet</l><lb/>
                <l>Von großen Fabeldichtern ward.</l><lb/>
                <l>Er darf nur rechter Hand &#x017F;ich drehen,</l><lb/>
                <l>Da wird er mit Verwundrungsart</l><lb/>
                <l>Das Eckchen meines Hau&#x017F;es &#x017F;ehen &#x2014;</l><lb/>
                <l>Das ein recht hochgewachsner Mann,</l><lb/>
                <l>Wie weiland Potsdams Gardema&#x0364;nner,</l><lb/>
                <l>Mit &#x017F;einem Arm um&#x017F;pannen kann.</l><lb/>
                <l>Inde&#x017F;&#x017F;en lad&#x2019; ich meine Go&#x0364;nner</l><lb/>
                <l>Und Go&#x0364;nnerinnen freundlich ein,</l><lb/>
                <l>Nicht auf &#x017F;echs Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln, nicht auf Wein:</l><lb/>
                <l>Nein, meine Wohnung nur zu &#x017F;chauen,</l><lb/>
                <l>Lad ich Sie ein,</l><lb/>
                <l>Und kann&#x2019;s Euch &#x017F;chwo&#x0364;ren mit Vertrauen,</l><lb/>
                <l>Daß ihre Niedlichkeit Sie reizt,</l><lb/>
                <l>So wahr mit wenig Glut das Ei&#x017F;eno&#x0364;fchen heizt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0350] Denn ſo befahls Sein Koͤniglich Gefuͤhl — Wie der Befehl ward ausgerichtet, Iſt Jedermann zur Augenſchau, Der auf der neuen Bruͤcke Bau Die Sphinx betrachtet, die erdichtet Von großen Fabeldichtern ward. Er darf nur rechter Hand ſich drehen, Da wird er mit Verwundrungsart Das Eckchen meines Hauſes ſehen — Das ein recht hochgewachsner Mann, Wie weiland Potsdams Gardemaͤnner, Mit ſeinem Arm umſpannen kann. Indeſſen lad’ ich meine Goͤnner Und Goͤnnerinnen freundlich ein, Nicht auf ſechs Schuͤſſeln, nicht auf Wein: Nein, meine Wohnung nur zu ſchauen, Lad ich Sie ein, Und kann’s Euch ſchwoͤren mit Vertrauen, Daß ihre Niedlichkeit Sie reizt, So wahr mit wenig Glut das Eiſenoͤfchen heizt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/350
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/350>, abgerufen am 29.04.2024.