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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Sie leugts zu unsrer aller Hohn,
Urania weiß nichts davon,
Polymnia wird dir mit Schwüren
Beim Styx betheuern, daß sie nicht
Den Mund, der viel zu kühn, viel zu verwegen spricht,
Gewürdiget hat anzurühren.
Da lächelte der Gott und sprach;
Steht auf, Geliebten! eure Schmach
Wird ohne meinen Arm gerochen;
Die ganze Welt, die fühlen kann,
Und fein zu horchen weiß, hörts ihren Tönen an,
Daß nie mein Geist aus ihr gesprochen;
Daß keine Muse sie geküßt,
Und daß sie so verblendet ist
Wie Ixion, der einst entzücket
In seinen Arm die Wolke zog,
Und dann geschwätzig von der großen Juno log,
Er hätte sie ans Herz gedrücket.



Der
Sie leugts zu unſrer aller Hohn,
Urania weiß nichts davon,
Polymnia wird dir mit Schwuͤren
Beim Styx betheuern, daß ſie nicht
Den Mund, der viel zu kuͤhn, viel zu verwegen ſpricht,
Gewuͤrdiget hat anzuruͤhren.
Da laͤchelte der Gott und ſprach;
Steht auf, Geliebten! eure Schmach
Wird ohne meinen Arm gerochen;
Die ganze Welt, die fuͤhlen kann,
Und fein zu horchen weiß, hoͤrts ihren Toͤnen an,
Daß nie mein Geiſt aus ihr geſprochen;
Daß keine Muſe ſie gekuͤßt,
Und daß ſie ſo verblendet iſt
Wie Ixion, der einſt entzuͤcket
In ſeinen Arm die Wolke zog,
Und dann geſchwaͤtzig von der großen Juno log,
Er haͤtte ſie ans Herz gedruͤcket.



Der
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[192/0352] Sie leugts zu unſrer aller Hohn, Urania weiß nichts davon, Polymnia wird dir mit Schwuͤren Beim Styx betheuern, daß ſie nicht Den Mund, der viel zu kuͤhn, viel zu verwegen ſpricht, Gewuͤrdiget hat anzuruͤhren. Da laͤchelte der Gott und ſprach; Steht auf, Geliebten! eure Schmach Wird ohne meinen Arm gerochen; Die ganze Welt, die fuͤhlen kann, Und fein zu horchen weiß, hoͤrts ihren Toͤnen an, Daß nie mein Geiſt aus ihr geſprochen; Daß keine Muſe ſie gekuͤßt, Und daß ſie ſo verblendet iſt Wie Ixion, der einſt entzuͤcket In ſeinen Arm die Wolke zog, Und dann geſchwaͤtzig von der großen Juno log, Er haͤtte ſie ans Herz gedruͤcket. Der

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/352>, abgerufen am 29.04.2024.