Dies thätige Leben versetzte den unermüdlichen Mann in den Mittelpunkt eines weiten Kreises von Bürgern, welche alle zu ihm in Wechsel¬ wirkung traten und unter diesen bildete sich ein engerer Ausschuß gleichgesinnter und empfänglicher Männer, denen er sein rastloses Suchen nach dem Guten und Schönen mittheilte. Es war nun um die Mitte der zwanziger Jahre, wo in der Schweiz eine große Anzahl hochgebildeter Män¬ ner aus dem innersten Schooße der herrschenden Klassen selbst, die abgeklärten Ideen der großen Revolution wieder aufnehmend, einen frucht- und dankbaren Boden für die Julitage vorbereiteten und die edeln Güter der Bildung und Menschen¬ würde sorgsam pflegten. Zu diesen bildete Lee mit seinen Genossen, an seinem Orte, eine tüch¬ tige Fortsetzung im arbeitenden Mittelstande, um so bedeutender, als viele Mitglieder in der Tiefe des Volkes auf den Landschaften umher ihre Wurzeln hatten. Während jene Vornehmen und Gelehrten die künftige Form des Staates, philo¬ sophische und Rechtswahrheiten besprachen und im Allgemeinen die Fragen schönerer Menschlichkeit
Dies thaͤtige Leben verſetzte den unermuͤdlichen Mann in den Mittelpunkt eines weiten Kreiſes von Buͤrgern, welche alle zu ihm in Wechſel¬ wirkung traten und unter dieſen bildete ſich ein engerer Ausſchuß gleichgeſinnter und empfaͤnglicher Maͤnner, denen er ſein raſtloſes Suchen nach dem Guten und Schoͤnen mittheilte. Es war nun um die Mitte der zwanziger Jahre, wo in der Schweiz eine große Anzahl hochgebildeter Maͤn¬ ner aus dem innerſten Schooße der herrſchenden Klaſſen ſelbſt, die abgeklaͤrten Ideen der großen Revolution wieder aufnehmend, einen frucht- und dankbaren Boden fuͤr die Julitage vorbereiteten und die edeln Guͤter der Bildung und Menſchen¬ wuͤrde ſorgſam pflegten. Zu dieſen bildete Lee mit ſeinen Genoſſen, an ſeinem Orte, eine tuͤch¬ tige Fortſetzung im arbeitenden Mittelſtande, um ſo bedeutender, als viele Mitglieder in der Tiefe des Volkes auf den Landſchaften umher ihre Wurzeln hatten. Waͤhrend jene Vornehmen und Gelehrten die kuͤnftige Form des Staates, philo¬ ſophiſche und Rechtswahrheiten beſprachen und im Allgemeinen die Fragen ſchoͤnerer Menſchlichkeit
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Dies thaͤtige Leben verſetzte den unermuͤdlichen
Mann in den Mittelpunkt eines weiten Kreiſes
von Buͤrgern, welche alle zu ihm in Wechſel¬
wirkung traten und unter dieſen bildete ſich ein
engerer Ausſchuß gleichgeſinnter und empfaͤnglicher
Maͤnner, denen er ſein raſtloſes Suchen nach dem
Guten und Schoͤnen mittheilte. Es war nun
um die Mitte der zwanziger Jahre, wo in der
Schweiz eine große Anzahl hochgebildeter Maͤn¬
ner aus dem innerſten Schooße der herrſchenden
Klaſſen ſelbſt, die abgeklaͤrten Ideen der großen
Revolution wieder aufnehmend, einen frucht- und
dankbaren Boden fuͤr die Julitage vorbereiteten
und die edeln Guͤter der Bildung und Menſchen¬
wuͤrde ſorgſam pflegten. Zu dieſen bildete Lee
mit ſeinen Genoſſen, an ſeinem Orte, eine tuͤch¬
tige Fortſetzung im arbeitenden Mittelſtande, um
ſo bedeutender, als viele Mitglieder in der Tiefe
des Volkes auf den Landſchaften umher ihre
Wurzeln hatten. Waͤhrend jene Vornehmen und
Gelehrten die kuͤnftige Form des Staates, philo¬
ſophiſche und Rechtswahrheiten beſprachen und im
Allgemeinen die Fragen ſchoͤnerer Menſchlichkeit
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/126>, abgerufen am 05.05.2024.
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