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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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plötzlich diese Teufelei! Wenn ich schließlich be¬
dachte, wie ich jenes unverhoffte Erscheinen Römer's
als eine höhere Fügung angesehen, so wußte ich
nicht, sollte ich lachen oder weinen über den Dank,
den ich dafür gespendet. Den unheimlichen Brief
wagte ich nicht zu verbrennen und fürchtete mich
ihn aufzubewahren; bald begrub ich ihn unter
entlegenem Gerümpel, bald zog ich ihn hervor
und legte ihn zu meinen liebsten Papieren, und
noch jetzt, so oft ich ihn finde, verändere ich seinen
Ort und bringe ihn anderswo hin, so daß er
auf steter Wanderschaft ist.


ploͤtzlich dieſe Teufelei! Wenn ich ſchließlich be¬
dachte, wie ich jenes unverhoffte Erſcheinen Roͤmer's
als eine hoͤhere Fuͤgung angeſehen, ſo wußte ich
nicht, ſollte ich lachen oder weinen uͤber den Dank,
den ich dafuͤr geſpendet. Den unheimlichen Brief
wagte ich nicht zu verbrennen und fuͤrchtete mich
ihn aufzubewahren; bald begrub ich ihn unter
entlegenem Geruͤmpel, bald zog ich ihn hervor
und legte ihn zu meinen liebſten Papieren, und
noch jetzt, ſo oft ich ihn finde, veraͤndere ich ſeinen
Ort und bringe ihn anderswo hin, ſo daß er
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[106/0116] ploͤtzlich dieſe Teufelei! Wenn ich ſchließlich be¬ dachte, wie ich jenes unverhoffte Erſcheinen Roͤmer's als eine hoͤhere Fuͤgung angeſehen, ſo wußte ich nicht, ſollte ich lachen oder weinen uͤber den Dank, den ich dafuͤr geſpendet. Den unheimlichen Brief wagte ich nicht zu verbrennen und fuͤrchtete mich ihn aufzubewahren; bald begrub ich ihn unter entlegenem Geruͤmpel, bald zog ich ihn hervor und legte ihn zu meinen liebſten Papieren, und noch jetzt, ſo oft ich ihn finde, veraͤndere ich ſeinen Ort und bringe ihn anderswo hin, ſo daß er auf ſteter Wanderſchaft iſt.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/116>, abgerufen am 30.04.2024.