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Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

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Der Weibspersonen
ley arbeit/ Seiden sticken/ wircken/ tapetzerey vnnd derglei-
chen/ mit Nadeln/ vnd viel ander arbeit zu machen/ geleh-
ret vnd vnterrichtet/ werden wöchentlich besoldet/ vnd das
Jahr vber etlich mal sauber bekleidet/ sie kommen auch offt-
mal an/ werden statlich verheirahtet/ etc.

Es werden aber in der Türckey solche arme Mägdlein
darumb desto strenger zu allerhand arbeit gehalten/ dieweil
die Türckischen Weiber sehr faul vnd nicht arbeitsam sind/
wie die Historien/ Reisebücher/ vnd erfahrung bezeuget.

Das auch etliche Weibespersonen nicht allein sehr
künstlicher Sinnreicher/ sondern auch andächtiger Inventi-
on
seind/ vnd mit denckwürdigen handkünsten solches be-
weisen/ dessen hat man ein herrliches Exempel/ an Savina/
des auch gantz kunstreichen Erwins von Steinbach/ Baw
vnd Werckmeisters des Straßburgischen Münstergebäw-
des Tochter/ welche eine grosse künstlerin im Bildhawen ge-
wesen/ vnd an gemeltem Gebäwde/ etliche ding gemachet/
Aus der Be-
schreibung
Joh. Schad.
sonderlich diß folgende Emblematisch Werck/ welches weib-
licher andächtiger Invention vnd künstlicher hände Werck
zu ehren billich zu mercken ist. Erstlich stehet gegen der-
lincken Hand des anschawers/ ein heroisch Weibesbild/
auffdem Haupt gekrönt/ vnd in der einen Hand einen Kelch
mit der Hostien/ in der ander/ ein Creutz haltend/ vber wel-
thes Haupt stehet:

Mit Christi Blut vberwind ich dich.

Sihet also mit dem Angesicht gegen einem andern
Bild/ gleich eines betrübten Weibes/ mit verbimdenen Au-
gen/ in der einen Hand einen zerbrochnen Pfeil/ vnd in der
andern die zerbrochene Tafeln Mosis haltend/ vber dessen
Häupt stehet:

Dasselbig Blut das blindet mich.

Das

Der Weibsperſonen
ley arbeit/ Seiden ſticken/ wircken/ tapetzerey vnnd derglei-
chen/ mit Nadeln/ vnd viel ander arbeit zu machen/ geleh-
ret vnd vnterrichtet/ werden woͤchentlich beſoldet/ vnd das
Jahr vber etlich mal ſauber bekleidet/ ſie kommen auch offt-
mal an/ werden ſtatlich verheirahtet/ ꝛc.

Es werden aber in der Tuͤrckey ſolche arme Maͤgdlein
darumb deſto ſtrenger zu allerhand arbeit gehalten/ dieweil
die Tuͤrckiſchen Weiber ſehr faul vnd nicht arbeitſam ſind/
wie die Hiſtorien/ Reiſebuͤcher/ vnd erfahrung bezeuget.

Das auch etliche Weibesperſonen nicht allein ſehr
kuͤnſtlicher Sinnreicher/ ſondern auch andaͤchtiger Inventi-
on
ſeind/ vnd mit denckwuͤrdigen handkuͤnſten ſolches be-
weiſen/ deſſen hat man ein herrliches Exempel/ an Savina/
des auch gantz kunſtreichen Erwins von Steinbach/ Baw
vnd Werckmeiſters des Straßburgiſchen Muͤnſtergebaͤw-
des Tochter/ welche eine groſſe kuͤnſtlerin im Bildhawen ge-
weſen/ vnd an gemeltem Gebaͤwde/ etliche ding gemachet/
Aus der Be-
ſchreibung
Joh. Schad.
ſonderlich diß folgende Emblematiſch Werck/ welches weib-
licher andaͤchtiger Invention vnd kuͤnſtlicher haͤnde Werck
zu ehren billich zu mercken iſt. Erſtlich ſtehet gegen der-
lincken Hand des anſchawers/ ein heroiſch Weibesbild/
auffdem Haupt gekroͤnt/ vnd in der einen Hand einen Kelch
mit der Hoſtien/ in der ander/ ein Creutz haltend/ vber wel-
thes Haupt ſtehet:

Mit Chriſti Blut vberwind ich dich.

Sihet alſo mit dem Angeſicht gegen einem andern
Bild/ gleich eines betruͤbten Weibes/ mit verbimdenen Au-
gen/ in der einen Hand einen zerbrochnen Pfeil/ vnd in der
andern die zerbrochene Tafeln Moſis haltend/ vber deſſen
Haͤupt ſtehet:

Daſſelbig Blut das blindet mich.

Das
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[228/0240] Der Weibsperſonen ley arbeit/ Seiden ſticken/ wircken/ tapetzerey vnnd derglei- chen/ mit Nadeln/ vnd viel ander arbeit zu machen/ geleh- ret vnd vnterrichtet/ werden woͤchentlich beſoldet/ vnd das Jahr vber etlich mal ſauber bekleidet/ ſie kommen auch offt- mal an/ werden ſtatlich verheirahtet/ ꝛc. Es werden aber in der Tuͤrckey ſolche arme Maͤgdlein darumb deſto ſtrenger zu allerhand arbeit gehalten/ dieweil die Tuͤrckiſchen Weiber ſehr faul vnd nicht arbeitſam ſind/ wie die Hiſtorien/ Reiſebuͤcher/ vnd erfahrung bezeuget. Das auch etliche Weibesperſonen nicht allein ſehr kuͤnſtlicher Sinnreicher/ ſondern auch andaͤchtiger Inventi- on ſeind/ vnd mit denckwuͤrdigen handkuͤnſten ſolches be- weiſen/ deſſen hat man ein herrliches Exempel/ an Savina/ des auch gantz kunſtreichen Erwins von Steinbach/ Baw vnd Werckmeiſters des Straßburgiſchen Muͤnſtergebaͤw- des Tochter/ welche eine groſſe kuͤnſtlerin im Bildhawen ge- weſen/ vnd an gemeltem Gebaͤwde/ etliche ding gemachet/ ſonderlich diß folgende Emblematiſch Werck/ welches weib- licher andaͤchtiger Invention vnd kuͤnſtlicher haͤnde Werck zu ehren billich zu mercken iſt. Erſtlich ſtehet gegen der- lincken Hand des anſchawers/ ein heroiſch Weibesbild/ auffdem Haupt gekroͤnt/ vnd in der einen Hand einen Kelch mit der Hoſtien/ in der ander/ ein Creutz haltend/ vber wel- thes Haupt ſtehet: Aus der Be- ſchreibung Joh. Schad. Mit Chriſti Blut vberwind ich dich. Sihet alſo mit dem Angeſicht gegen einem andern Bild/ gleich eines betruͤbten Weibes/ mit verbimdenen Au- gen/ in der einen Hand einen zerbrochnen Pfeil/ vnd in der andern die zerbrochene Tafeln Moſis haltend/ vber deſſen Haͤupt ſtehet: Daſſelbig Blut das blindet mich. Das

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Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/240>, abgerufen am 28.04.2024.