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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Probirgefässe aus Knochenmehl.
zerschlägt man sie und wiederholt das Brennen nochmals, ohne
aber eine bis zum Fritten derselben gehende Hitze zu geben.

Die weissen Knochen werden in einem Mörser, unter Poch-
stempeln etc. zerkleint, durch ein Haarsieb (S. 17) geschlagen
und das Siebfeine (Knochenmehl, Beinasche), im Korne am
besten grobem Weizenmehl gleich, entweder gleich als Haupt-
material zu Capellen verwandt oder (z. B. für Münzcapellen)
vorher nochmals zur Abscheidung löslicher Bestandtheile (koh-
lensaures, schwefelsaures, salzsaures und phosphorsaures Na-
tron) einige Mal mit kochendem Flusswasser in einer Bütte umge-
rührt, klären gelassen, das klare, mit salpetersaurem Silberoxyd
keine Reaction mehr gebende Wasser durch einen Hahn abge-
lassen, der Rückstand getrocknet und abermals gesiebt.

Als Decke für das grobe Knochenmehl bedarf man noch
eines feineren Präparates, der Kläre, welche dadurch erhalten
wird, dass man ersteres in einer Bütte mit Wasser aufrührt, wo-
bei etwa noch vorhandene Fettheile (Mark) oben aufgehen und so
lange abgeschäumt werden, bis sie sich nicht wieder zeigen, dann
nochmals tüchtig umrührt, etwa 5 Min. ruhig stehen lässt, nach
dem Absetzen des Gröberen die Trübe durch ein feines Haar-
sieb oder Leinwand in ein Fass schlägt und sich hier einige
Tage setzen lässt. Hierauf zieht man das klare Wasser durch
Zapflöcher nach und nach ab, lässt die Kläre im Fasse ein-
trocknen und macht sie bei Stubenofenwärme völlig trocken.


Zusammen-
setzung des
Knochen-
mehls.

Das Knochenmehl besteht im Wesentlichen aus phosphor-
saurem Kalk und einigen Procenten kohlensaurer Kalkerde und
wohl Aetzkalk. Berzelius fand in gebrannten Ochsenknochen
auf 57 Kalkphosphat 3,8 Kalkearbonat, Barros in Schafs-
knochen resp. 80,0 und 19,3 %. Nach Heintz1) haben rohe
Knochen folgende Zusammensetzung:

[Tabelle]

1) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 48. S. 24.

Probirgefässe aus Knochenmehl.
zerschlägt man sie und wiederholt das Brennen nochmals, ohne
aber eine bis zum Fritten derselben gehende Hitze zu geben.

Die weissen Knochen werden in einem Mörser, unter Poch-
stempeln etc. zerkleint, durch ein Haarsieb (S. 17) geschlagen
und das Siebfeine (Knochenmehl, Beinasche), im Korne am
besten grobem Weizenmehl gleich, entweder gleich als Haupt-
material zu Capellen verwandt oder (z. B. für Münzcapellen)
vorher nochmals zur Abscheidung löslicher Bestandtheile (koh-
lensaures, schwefelsaures, salzsaures und phosphorsaures Na-
tron) einige Mal mit kochendem Flusswasser in einer Bütte umge-
rührt, klären gelassen, das klare, mit salpetersaurem Silberoxyd
keine Reaction mehr gebende Wasser durch einen Hahn abge-
lassen, der Rückstand getrocknet und abermals gesiebt.

Als Decke für das grobe Knochenmehl bedarf man noch
eines feineren Präparates, der Kläre, welche dadurch erhalten
wird, dass man ersteres in einer Bütte mit Wasser aufrührt, wo-
bei etwa noch vorhandene Fettheile (Mark) oben aufgehen und so
lange abgeschäumt werden, bis sie sich nicht wieder zeigen, dann
nochmals tüchtig umrührt, etwa 5 Min. ruhig stehen lässt, nach
dem Absetzen des Gröberen die Trübe durch ein feines Haar-
sieb oder Leinwand in ein Fass schlägt und sich hier einige
Tage setzen lässt. Hierauf zieht man das klare Wasser durch
Zapflöcher nach und nach ab, lässt die Kläre im Fasse ein-
trocknen und macht sie bei Stubenofenwärme völlig trocken.


Zusammen-
setzung des
Knochen-
mehls.

Das Knochenmehl besteht im Wesentlichen aus phosphor-
saurem Kalk und einigen Procenten kohlensaurer Kalkerde und
wohl Aetzkalk. Berzelius fand in gebrannten Ochsenknochen
auf 57 Kalkphosphat 3,8 Kalkearbonat, Barros in Schafs-
knochen resp. 80,0 und 19,3 %. Nach Heintz1) haben rohe
Knochen folgende Zusammensetzung:

[Tabelle]

1) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 48. S. 24.
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[90/0128] Probirgefässe aus Knochenmehl. zerschlägt man sie und wiederholt das Brennen nochmals, ohne aber eine bis zum Fritten derselben gehende Hitze zu geben. Die weissen Knochen werden in einem Mörser, unter Poch- stempeln etc. zerkleint, durch ein Haarsieb (S. 17) geschlagen und das Siebfeine (Knochenmehl, Beinasche), im Korne am besten grobem Weizenmehl gleich, entweder gleich als Haupt- material zu Capellen verwandt oder (z. B. für Münzcapellen) vorher nochmals zur Abscheidung löslicher Bestandtheile (koh- lensaures, schwefelsaures, salzsaures und phosphorsaures Na- tron) einige Mal mit kochendem Flusswasser in einer Bütte umge- rührt, klären gelassen, das klare, mit salpetersaurem Silberoxyd keine Reaction mehr gebende Wasser durch einen Hahn abge- lassen, der Rückstand getrocknet und abermals gesiebt. Als Decke für das grobe Knochenmehl bedarf man noch eines feineren Präparates, der Kläre, welche dadurch erhalten wird, dass man ersteres in einer Bütte mit Wasser aufrührt, wo- bei etwa noch vorhandene Fettheile (Mark) oben aufgehen und so lange abgeschäumt werden, bis sie sich nicht wieder zeigen, dann nochmals tüchtig umrührt, etwa 5 Min. ruhig stehen lässt, nach dem Absetzen des Gröberen die Trübe durch ein feines Haar- sieb oder Leinwand in ein Fass schlägt und sich hier einige Tage setzen lässt. Hierauf zieht man das klare Wasser durch Zapflöcher nach und nach ab, lässt die Kläre im Fasse ein- trocknen und macht sie bei Stubenofenwärme völlig trocken. Das Knochenmehl besteht im Wesentlichen aus phosphor- saurem Kalk und einigen Procenten kohlensaurer Kalkerde und wohl Aetzkalk. Berzelius fand in gebrannten Ochsenknochen auf 57 Kalkphosphat 3,8 Kalkearbonat, Barros in Schafs- knochen resp. 80,0 und 19,3 %. Nach Heintz 1) haben rohe Knochen folgende Zusammensetzung: 1) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 48. S. 24.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/128>, abgerufen am 29.04.2024.