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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Chemische Operationen auf nassem Wege.
Reactionen.Die Vollendung der Reaction (Reactionsende) durch die Nor-
mallösungen giebt sich durch sichtbare Erscheinungen in der
Art zu erkennen, dass

a) der aus Säure oder Base bestehende zu untersuchende
Körper von der Normalflüssigkeit gerade gesättigt wird, was eine
Ent- oder veränderte Färbung der Lösung zu erkennen giebt
(Sättigungsanalysen, z. B. für Säuren, Potasche, Soda etc.,
Parkes' Kupferprobe);

b) die zu bestimmende Substanz durch die Normalflüssig-
keit präcipitirt und das Reactionsende am Aufhören des Nieder-
schlages erkannt wird (Fällungsanalysen, z. B. Pelouze's
Kupferprobe, Gay-Lussac's Silberprobe etc.);

c) der zu ermittelnde Körper von der Normalflüssigkeit
oxydirt oder reducirt wird, wobei das Auftreten oder Verschwin-
den gewisser Farben das Reactionsende anzeigt (Oxydations-
und Reductionsanalysen, z. B. Schwarz' Kupferprobe,
Margueritte's Eisenprobe etc.).


Operationen.

Die massanalytischen Operationen sind hauptsächlich fol-
gende:


Titrestellung.

a) Bereitung der Normallösungen (Titrestellung).
Diese kann, aber stets bei einer gewissen Temperatur, gewöhn-
lich 15 oder 17,5° C. (14° R.) auf zweierlei Weise geschehen:

a) Um ohne alle Rechnung gleich den Procentgehalt einer
Substanz zu erfahren, wägt man bei Reagentien, welche voll-
ständig rein, wasserfrei und trocken sind oder einen ganz be-
stimmten Feuchtigkeitsgehalt besitzen (z. B. Kleesäure, kohlen-
saures Natron, chromsaures Kali etc.), für die Normallösung
1 Aequivalent oder 1/10 Aequivalent davon ab und löst dasselbe
in 100 Vol. destillirten Wassers auf. Wird nun zum Versuche
ebenfalls resp. 1 Aeq. oder 1/10 Aeq. der Probesubstanz abge-
wogen und in Lösung gebracht, so entspricht jedes beim Ti-
triren verbrauchte einzelne Volumen der Normallösung einem
Procente der abgewogenen Probe. Um z. B. den Gehalt einer
Schwefelsäure an wasserfreier Schwefelsäure mittelst kohlen-
sauren Natrons zu bestimmen, löst man von letzterem 1/10 Aeq.
= 5,3 Gramm und verdünnt auf 100 Vol., von ersterer 1/10 Aeq.
= 4 Gramm. Gewöhnlich stellt man sich eine grössere Menge
Normallösung mit Atomtitre dadurch her, dass man das abgewogene
Reagenz (1 Aeq., 1/10 Aeq. etc.) in einem Literkolben (Taf. VI.
Fig. 109) in destillirtem Wasser, wenn nöthig bei erhöhter Tem-
peratur, auflöst und die Lösung bis zu einem Liter (1000 C. C.)

Chemische Operationen auf nassem Wege.
Reactionen.Die Vollendung der Reaction (Reactionsende) durch die Nor-
mallösungen giebt sich durch sichtbare Erscheinungen in der
Art zu erkennen, dass

a) der aus Säure oder Base bestehende zu untersuchende
Körper von der Normalflüssigkeit gerade gesättigt wird, was eine
Ent- oder veränderte Färbung der Lösung zu erkennen giebt
(Sättigungsanalysen, z. B. für Säuren, Potasche, Soda etc.,
Parkes’ Kupferprobe);

b) die zu bestimmende Substanz durch die Normalflüssig-
keit präcipitirt und das Reactionsende am Aufhören des Nieder-
schlages erkannt wird (Fällungsanalysen, z. B. Pelouze’s
Kupferprobe, Gay-Lussac’s Silberprobe etc.);

c) der zu ermittelnde Körper von der Normalflüssigkeit
oxydirt oder reducirt wird, wobei das Auftreten oder Verschwin-
den gewisser Farben das Reactionsende anzeigt (Oxydations-
und Reductionsanalysen, z. B. Schwarz’ Kupferprobe,
Margueritte’s Eisenprobe etc.).


Operationen.

Die massanalytischen Operationen sind hauptsächlich fol-
gende:


Titrestellung.

a) Bereitung der Normallösungen (Titrestellung).
Diese kann, aber stets bei einer gewissen Temperatur, gewöhn-
lich 15 oder 17,5° C. (14° R.) auf zweierlei Weise geschehen:

α) Um ohne alle Rechnung gleich den Procentgehalt einer
Substanz zu erfahren, wägt man bei Reagentien, welche voll-
ständig rein, wasserfrei und trocken sind oder einen ganz be-
stimmten Feuchtigkeitsgehalt besitzen (z. B. Kleesäure, kohlen-
saures Natron, chromsaures Kali etc.), für die Normallösung
1 Aequivalent oder 1/10 Aequivalent davon ab und löst dasselbe
in 100 Vol. destillirten Wassers auf. Wird nun zum Versuche
ebenfalls resp. 1 Aeq. oder 1/10 Aeq. der Probesubstanz abge-
wogen und in Lösung gebracht, so entspricht jedes beim Ti-
triren verbrauchte einzelne Volumen der Normallösung einem
Procente der abgewogenen Probe. Um z. B. den Gehalt einer
Schwefelsäure an wasserfreier Schwefelsäure mittelst kohlen-
sauren Natrons zu bestimmen, löst man von letzterem 1/10 Aeq.
= 5,3 Gramm und verdünnt auf 100 Vol., von ersterer 1/10 Aeq.
= 4 Gramm. Gewöhnlich stellt man sich eine grössere Menge
Normallösung mit Atomtitre dadurch her, dass man das abgewogene
Reagenz (1 Aeq., 1/10 Aeq. etc.) in einem Literkolben (Taf. VI.
Fig. 109) in destillirtem Wasser, wenn nöthig bei erhöhter Tem-
peratur, auflöst und die Lösung bis zu einem Liter (1000 C. C.)

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[38/0076] Chemische Operationen auf nassem Wege. Die Vollendung der Reaction (Reactionsende) durch die Nor- mallösungen giebt sich durch sichtbare Erscheinungen in der Art zu erkennen, dass Reactionen. a) der aus Säure oder Base bestehende zu untersuchende Körper von der Normalflüssigkeit gerade gesättigt wird, was eine Ent- oder veränderte Färbung der Lösung zu erkennen giebt (Sättigungsanalysen, z. B. für Säuren, Potasche, Soda etc., Parkes’ Kupferprobe); b) die zu bestimmende Substanz durch die Normalflüssig- keit präcipitirt und das Reactionsende am Aufhören des Nieder- schlages erkannt wird (Fällungsanalysen, z. B. Pelouze’s Kupferprobe, Gay-Lussac’s Silberprobe etc.); c) der zu ermittelnde Körper von der Normalflüssigkeit oxydirt oder reducirt wird, wobei das Auftreten oder Verschwin- den gewisser Farben das Reactionsende anzeigt (Oxydations- und Reductionsanalysen, z. B. Schwarz’ Kupferprobe, Margueritte’s Eisenprobe etc.). Die massanalytischen Operationen sind hauptsächlich fol- gende: a) Bereitung der Normallösungen (Titrestellung). Diese kann, aber stets bei einer gewissen Temperatur, gewöhn- lich 15 oder 17,5° C. (14° R.) auf zweierlei Weise geschehen: α) Um ohne alle Rechnung gleich den Procentgehalt einer Substanz zu erfahren, wägt man bei Reagentien, welche voll- ständig rein, wasserfrei und trocken sind oder einen ganz be- stimmten Feuchtigkeitsgehalt besitzen (z. B. Kleesäure, kohlen- saures Natron, chromsaures Kali etc.), für die Normallösung 1 Aequivalent oder 1/10 Aequivalent davon ab und löst dasselbe in 100 Vol. destillirten Wassers auf. Wird nun zum Versuche ebenfalls resp. 1 Aeq. oder 1/10 Aeq. der Probesubstanz abge- wogen und in Lösung gebracht, so entspricht jedes beim Ti- triren verbrauchte einzelne Volumen der Normallösung einem Procente der abgewogenen Probe. Um z. B. den Gehalt einer Schwefelsäure an wasserfreier Schwefelsäure mittelst kohlen- sauren Natrons zu bestimmen, löst man von letzterem 1/10 Aeq. = 5,3 Gramm und verdünnt auf 100 Vol., von ersterer 1/10 Aeq. = 4 Gramm. Gewöhnlich stellt man sich eine grössere Menge Normallösung mit Atomtitre dadurch her, dass man das abgewogene Reagenz (1 Aeq., 1/10 Aeq. etc.) in einem Literkolben (Taf. VI. Fig. 109) in destillirtem Wasser, wenn nöthig bei erhöhter Tem- peratur, auflöst und die Lösung bis zu einem Liter (1000 C. C.)

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/76>, abgerufen am 28.04.2024.