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Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.

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Anno 1544.lehren / wie doch das möge zugehen / daß der Leib vnd Blut Christi im Brot vnd Wein sein könne / so doch Christus ist gen Himmel gefahren? Denn sie gedencken also / dieweil ichs nicht kan begreiffen / daß im Abendmal deß HERRN / der Leib vnd Blut Christi gegen wertig sey / darumb wil ich Gott eine weise vnd maß fürschreiben / dadurch er köndte da seyn. Also zwingen sie Gott frey / daß er sich jrer ordnung vnd lehr halten sol / wollen jhm einen sonderlichen ort im Himmel zueignen / vnd wissen doch nicht / was / oder wo der Him mel sey. Warumb thustu nicht viel lieber augen vnd ohren zu / vnd börest auffs Wort / vnd wenn du das gehöret / folgest du demselben / vnd bist damit zu frieden / wie im 37. Psalm gesagt wird: Sey stille dem HERRN / vnd warte auff jn / er sol nicht auff dich warten / dessen vnterstehe dich nur nicht / so gehets recht hinauß / alsdenn gibt Gott viel mehr / als wir mit vnserm Raht vnnd Weißheit können außrichten / wenn die Schwermer nur augen vnd ohren zu theten / vnd schlössen bey jnen selbst also: Sihe / ich wil das Brot vnd Wein nemmen / vnnd gläuben / daß ich da den Leib Christi esse / vnnd sein Blut trincke / warhafftig / wesentlich / so können sie von jhrem Irrthumb leichtlich erlöset werden. Dieweil sie aber die wort CHristi nach Mathematischer weise abmessen / vnd verstehen wollen / vnd disputieren viel vom Himmel vnd Erden / darumb können sie den rechten / waren / eigentlichen Verstand der Wort Christi nimmermehr erreichen / dieweil sie durch das Vrtheil der Vernunfft / welches blind ist / gar bethöret sind.

D. Lut. hat einmal von dem Abendt mal gelehrt wie das ander mal.

Diese wenige Sprüche auß der herrlichen Außlegung D. Lutheri / so er vber den lieben Genesin gethan hat / haben wir allein der vrsach halben / erzehlen wollen / daß männiglich sehe / daß er sein Bekenntniß fort vnd fort allzeit frey hat gehen lassen / vnd sich kein mal zu den Sacramentirern / weil es wider sein Gewissen / im geringsten begeben wollen.

Vnd weil Philippus Melanthon diese gantze arbeit D. Lutheri / nicht allein der Lehr halben an jr selbs / sondern auch / wegen der

Anno 1544.lehren / wie doch das möge zugehen / daß der Leib vnd Blut Christi im Brot vnd Wein sein könne / so doch Christus ist gen Him̃el gefahren? Denn sie gedencken also / dieweil ichs nicht kan begreiffen / daß im Abendmal deß HERRN / der Leib vnd Blut Christi gegen wertig sey / darumb wil ich Gott eine weise vnd maß fürschreiben / dadurch er köndte da seyn. Also zwingen sie Gott frey / daß er sich jrer ordnung vnd lehr halten sol / wollen jhm einen sonderlichen ort im Himmel zueignen / vñ wissen doch nicht / was / oder wo der Him mel sey. Warumb thustu nicht viel lieber augen vnd ohren zu / vnd börest auffs Wort / vnd wenn du das gehöret / folgest du demselbẽ / vnd bist damit zu frieden / wie im 37. Psalm gesagt wird: Sey stille dem HERRN / vnd warte auff jn / er sol nicht auff dich warten / dessen vnterstehe dich nur nicht / so gehets recht hinauß / alsdenn gibt Gott viel mehr / als wir mit vnserm Raht vnnd Weißheit können außrichten / wenn die Schwermer nur augen vnd ohren zu theten / vnd schlössen bey jnen selbst also: Sihe / ich wil das Brot vñ Wein nemmen / vnnd gläuben / daß ich da den Leib Christi esse / vnnd sein Blut trincke / warhafftig / wesentlich / so können sie von jhrem Irrthumb leichtlich erlöset werden. Dieweil sie aber die wort CHristi nach Mathematischer weise abmessen / vnd verstehen wollen / vnd disputieren viel vom Himmel vnd Erden / darumb können sie den rechten / waren / eigentlichen Verstand der Wort Christi nimmermehr erreichen / dieweil sie durch das Vrtheil der Vernunfft / welches blind ist / gar bethöret sind.

D. Lut. hat einmal von dem Abendt mal gelehrt wie das ander mal.

Diese wenige Sprüche auß der herrlichen Außlegung D. Lutheri / so er vber den lieben Genesin gethan hat / haben wir allein der vrsach halben / erzehlen wollen / daß männiglich sehe / daß er sein Bekenntniß fort vnd fort allzeit frey hat gehen lassen / vnd sich kein mal zu den Sacramentirern / weil es wider sein Gewissen / im geringsten begeben wollen.

Vnd weil Philippus Melanthon diese gantze arbeit D. Lutheri / nicht allein der Lehr halben an jr selbs / sondern auch / wegẽ der

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[486/0502] lehren / wie doch das möge zugehen / daß der Leib vnd Blut Christi im Brot vnd Wein sein könne / so doch Christus ist gen Him̃el gefahren? Denn sie gedencken also / dieweil ichs nicht kan begreiffen / daß im Abendmal deß HERRN / der Leib vnd Blut Christi gegen wertig sey / darumb wil ich Gott eine weise vnd maß fürschreiben / dadurch er köndte da seyn. Also zwingen sie Gott frey / daß er sich jrer ordnung vnd lehr halten sol / wollen jhm einen sonderlichen ort im Himmel zueignen / vñ wissen doch nicht / was / oder wo der Him mel sey. Warumb thustu nicht viel lieber augen vnd ohren zu / vnd börest auffs Wort / vnd wenn du das gehöret / folgest du demselbẽ / vnd bist damit zu frieden / wie im 37. Psalm gesagt wird: Sey stille dem HERRN / vnd warte auff jn / er sol nicht auff dich warten / dessen vnterstehe dich nur nicht / so gehets recht hinauß / alsdenn gibt Gott viel mehr / als wir mit vnserm Raht vnnd Weißheit können außrichten / wenn die Schwermer nur augen vnd ohren zu theten / vnd schlössen bey jnen selbst also: Sihe / ich wil das Brot vñ Wein nemmen / vnnd gläuben / daß ich da den Leib Christi esse / vnnd sein Blut trincke / warhafftig / wesentlich / so können sie von jhrem Irrthumb leichtlich erlöset werden. Dieweil sie aber die wort CHristi nach Mathematischer weise abmessen / vnd verstehen wollen / vnd disputieren viel vom Himmel vnd Erden / darumb können sie den rechten / waren / eigentlichen Verstand der Wort Christi nimmermehr erreichen / dieweil sie durch das Vrtheil der Vernunfft / welches blind ist / gar bethöret sind. Anno 1544. Diese wenige Sprüche auß der herrlichen Außlegung D. Lutheri / so er vber den lieben Genesin gethan hat / haben wir allein der vrsach halben / erzehlen wollen / daß männiglich sehe / daß er sein Bekenntniß fort vnd fort allzeit frey hat gehen lassen / vnd sich kein mal zu den Sacramentirern / weil es wider sein Gewissen / im geringsten begeben wollen. Vnd weil Philippus Melanthon diese gantze arbeit D. Lutheri / nicht allein der Lehr halben an jr selbs / sondern auch / wegẽ der

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/502>, abgerufen am 28.04.2024.