Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.man ein mal dauon handelte. Bey solcher vnterrede wolte sein F. G.Anno 1529. selbst sein / vnd etliche von den Rhäten zu sich ziehen. ALs nun die öffentliche vnterrede ward angefangen / zeiget Luther an / das die noth erforderte / von der gantzen summa Christlicher lehr mit jhnen zureden. Denn man finde in Zwingels schrifften vielSacramentirer wissen nicht viel vom Euangelio. jrrthumb / so hetten sie auch wenig de iustificatione geleret / das zubesorgen / das sie nicht viel vom Euangelio wissen. ZVm andern protestirt Luther / das er wüste / das er vom Sacrament recht geschrieben / wolte auch dabey bleiben / So aber Oecolampad vnd Zwingel vermeineten etwas auffzubringen wieder die warheit / das wolte er anhören vnnd verlegen DAwieder redet Zwingel / Man were nicht zusammen kommen / von andern Artickeln zureden / sondern allein vom Sacrament / doch / so man dauon einig würde / wolte er auch von andern sachen reden. Also ward der Artickel vom Sacrament allein fürgenommen / vnd wurden fürnemlich drey argument gehandelt. DAs erste / Johannis 6. habe Christus gesprochen / Das fleischJohan. 6. sey nicht nütze / darumb sol man nicht im Sacrament verstehen / das da fleisch sey / denn fleischlich niessung sey nicht nütze. Das verlegt Luther also / das diese wort: Caro non prodest quicquam, sollenDas fleisch sey kein nütz / wie es sol verstanden werden. nicht von seinem fleisch verstanden werden / denn er hat zuuor gesprochen / sein fleisch bringe das leben / sondern vom fleisch / da nicht geist bey ist / Darumb setzet Christus darzu: Spiritus est qui viuificat, vnd wil sagen / vnser fleisch sey kein nütz / verstehe Gottes werck nicht / Es were ja eine schreckliche rede / das Christus fleisch kein nütze sein solt. Vnd ob man schon das zuliesse / das Christus von seinem fleisch geredet / Caro non prodest quicquam, möcht doch Zwingel seine meinung vom Sacrament nicht daraus erzwingen. Denn diese wort sagen nicht / das Christi leib im Sacrament nicht sey / sondern so man schon zuliesse / das sie von Christi fleisch zuuerstehen / mögen dahin gedeutet werden / das Christi fleisch nicht nütze sey / denen / so nicht gleuben / wie auch diese wort Augustinus ausleget. Denn Christus wil / das fleisch ohne geist nicht nütze sey / Darumb er denn dazu setzet / Spiritus est, qui viuificat. DAs andere argument war vernunfft: Ein leib möge nicht an vielen örtern sein / Nun sey Christus leib im Himel / etc. Von diesem argument war ein sehr langer zanck. Lutherus sagte / natürliche vernunfft solte nicht / könne auch nicht / die allmechtigkeit Gottes richten. Zwingel sagt / Gott gebe vns nicht solche vnbegreiffliche ding für. Solche vngeschickte reden entpfielen jhm / so doch die Christliche lehr viel vnbegreifflicher höher Artickel hatte / als: Das Gott Mensch worden / Das dieselbe person / Christus / so warer Gott ist / gestorben. man ein mal dauon handelte. Bey solcher vnterrede wolte sein F. G.Anno 1529. selbst sein / vnd etliche von den Rhäten zu sich ziehen. ALs nun die öffentliche vnterrede ward angefangen / zeiget Luther an / das die noth erforderte / von der gantzen summa Christlicher lehr mit jhnen zureden. Denn man finde in Zwingels schrifften vielSacramẽtirer wissen nicht viel vom Euangelio. jrrthumb / so hetten sie auch wenig de iustificatione geleret / das zubesorgen / das sie nicht viel vom Euangelio wissen. ZVm andern protestirt Luther / das er wüste / das er vom Sacrament recht geschrieben / wolte auch dabey bleiben / So aber Oecolampad vnd Zwingel vermeineten etwas auffzubringen wieder die warheit / das wolte er anhören vnnd verlegen DAwieder redet Zwingel / Man were nicht zusammen kommen / von andern Artickeln zureden / sondern allein vom Sacrament / doch / so man dauon einig würde / wolte er auch von andern sachen reden. Also ward der Artickel vom Sacrament allein fürgenommen / vnd wurden fürnemlich drey argument gehandelt. DAs erste / Johannis 6. habe Christus gesprochen / Das fleischJohan. 6. sey nicht nütze / darumb sol man nicht im Sacrament verstehen / das da fleisch sey / denn fleischlich niessung sey nicht nütze. Das verlegt Luther also / das diese wort: Caro non prodest quicquam, sollenDas fleisch sey kein nütz / wie es sol verstanden werden. nicht von seinem fleisch verstanden werden / denn er hat zuuor gesprochen / sein fleisch bringe das leben / sondern vom fleisch / da nicht geist bey ist / Darumb setzet Christus darzu: Spiritus est qui viuificat, vnd wil sagen / vnser fleisch sey kein nütz / verstehe Gottes werck nicht / Es were ja eine schreckliche rede / das Christus fleisch kein nütze sein solt. Vnd ob man schon das zuliesse / das Christus von seinem fleisch geredet / Caro non prodest quicquam, möcht doch Zwingel seine meinung vom Sacrament nicht daraus erzwingen. Denn diese wort sagen nicht / das Christi leib im Sacrament nicht sey / sondern so man schon zuliesse / das sie von Christi fleisch zuuerstehen / mögen dahin gedeutet werden / das Christi fleisch nicht nütze sey / denen / so nicht gleuben / wie auch diese wort Augustinus ausleget. Denn Christus wil / das fleisch ohne geist nicht nütze sey / Darumb er denn dazu setzet / Spiritus est, qui viuificat. DAs andere argument war vernunfft: Ein leib möge nicht an vielen örtern sein / Nun sey Christus leib im Himel / etc. Von diesem argument war ein sehr langer zanck. Lutherus sagte / natürliche vernunfft solte nicht / könne auch nicht / die allmechtigkeit Gottes richten. Zwingel sagt / Gott gebe vns nicht solche vnbegreiffliche ding für. Solche vngeschickte reden entpfielen jhm / so doch die Christliche lehr viel vnbegreifflicher höher Artickel hatte / als: Das Gott Mensch worden / Das dieselbe person / Christus / so warer Gott ist / gestorben. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0117" n="101"/> man ein mal dauon handelte. Bey solcher vnterrede wolte sein F. G.<note place="right">Anno 1529.</note> selbst sein / vnd etliche von den Rhäten zu sich ziehen.</p> <p>ALs nun die öffentliche vnterrede ward angefangen / zeiget Luther an / das die noth erforderte / von der gantzen summa Christlicher lehr mit jhnen zureden. Denn man finde in Zwingels schrifften viel<note place="right">Sacramẽtirer wissen nicht viel vom Euangelio.</note> jrrthumb / so hetten sie auch wenig de iustificatione geleret / das zubesorgen / das sie nicht viel vom Euangelio wissen.</p> <p>ZVm andern protestirt Luther / das er wüste / das er vom Sacrament recht geschrieben / wolte auch dabey bleiben / So aber Oecolampad vnd Zwingel vermeineten etwas auffzubringen wieder die warheit / das wolte er anhören vnnd verlegen</p> <p>DAwieder redet Zwingel / Man were nicht zusammen kommen / von andern Artickeln zureden / sondern allein vom Sacrament / doch / so man dauon einig würde / wolte er auch von andern sachen reden. Also ward der Artickel vom Sacrament allein fürgenommen / vnd wurden fürnemlich drey argument gehandelt.</p> <p>DAs erste / Johannis 6. habe Christus gesprochen / Das fleisch<note place="right">Johan. 6.</note> sey nicht nütze / darumb sol man nicht im Sacrament verstehen / das da fleisch sey / denn fleischlich niessung sey nicht nütze. Das verlegt Luther also / das diese wort: Caro non prodest quicquam, sollen<note place="right">Das fleisch sey kein nütz / wie es sol verstanden werden.</note> nicht von seinem fleisch verstanden werden / denn er hat zuuor gesprochen / sein fleisch bringe das leben / sondern vom fleisch / da nicht geist bey ist / Darumb setzet Christus darzu: Spiritus est qui viuificat, vnd wil sagen / vnser fleisch sey kein nütz / verstehe Gottes werck nicht / Es were ja eine schreckliche rede / das Christus fleisch kein nütze sein solt. Vnd ob man schon das zuliesse / das Christus von seinem fleisch geredet / Caro non prodest quicquam, möcht doch Zwingel seine meinung vom Sacrament nicht daraus erzwingen. Denn diese wort sagen nicht / das Christi leib im Sacrament nicht sey / sondern so man schon zuliesse / das sie von Christi fleisch zuuerstehen / mögen dahin gedeutet werden / das Christi fleisch nicht nütze sey / denen / so nicht gleuben / wie auch diese wort Augustinus ausleget. Denn Christus wil / das fleisch ohne geist nicht nütze sey / Darumb er denn dazu setzet / Spiritus est, qui viuificat.</p> <p>DAs andere argument war vernunfft: Ein leib möge nicht an vielen örtern sein / Nun sey Christus leib im Himel / etc. Von diesem argument war ein sehr langer zanck. Lutherus sagte / natürliche vernunfft solte nicht / könne auch nicht / die allmechtigkeit Gottes richten. Zwingel sagt / Gott gebe vns nicht solche vnbegreiffliche ding für. Solche vngeschickte reden entpfielen jhm / so doch die Christliche lehr viel vnbegreifflicher höher Artickel hatte / als: Das Gott Mensch worden / Das dieselbe person / Christus / so warer Gott ist / gestorben. </p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0117]
man ein mal dauon handelte. Bey solcher vnterrede wolte sein F. G. selbst sein / vnd etliche von den Rhäten zu sich ziehen.
Anno 1529. ALs nun die öffentliche vnterrede ward angefangen / zeiget Luther an / das die noth erforderte / von der gantzen summa Christlicher lehr mit jhnen zureden. Denn man finde in Zwingels schrifften viel jrrthumb / so hetten sie auch wenig de iustificatione geleret / das zubesorgen / das sie nicht viel vom Euangelio wissen.
Sacramẽtirer wissen nicht viel vom Euangelio. ZVm andern protestirt Luther / das er wüste / das er vom Sacrament recht geschrieben / wolte auch dabey bleiben / So aber Oecolampad vnd Zwingel vermeineten etwas auffzubringen wieder die warheit / das wolte er anhören vnnd verlegen
DAwieder redet Zwingel / Man were nicht zusammen kommen / von andern Artickeln zureden / sondern allein vom Sacrament / doch / so man dauon einig würde / wolte er auch von andern sachen reden. Also ward der Artickel vom Sacrament allein fürgenommen / vnd wurden fürnemlich drey argument gehandelt.
DAs erste / Johannis 6. habe Christus gesprochen / Das fleisch sey nicht nütze / darumb sol man nicht im Sacrament verstehen / das da fleisch sey / denn fleischlich niessung sey nicht nütze. Das verlegt Luther also / das diese wort: Caro non prodest quicquam, sollen nicht von seinem fleisch verstanden werden / denn er hat zuuor gesprochen / sein fleisch bringe das leben / sondern vom fleisch / da nicht geist bey ist / Darumb setzet Christus darzu: Spiritus est qui viuificat, vnd wil sagen / vnser fleisch sey kein nütz / verstehe Gottes werck nicht / Es were ja eine schreckliche rede / das Christus fleisch kein nütze sein solt. Vnd ob man schon das zuliesse / das Christus von seinem fleisch geredet / Caro non prodest quicquam, möcht doch Zwingel seine meinung vom Sacrament nicht daraus erzwingen. Denn diese wort sagen nicht / das Christi leib im Sacrament nicht sey / sondern so man schon zuliesse / das sie von Christi fleisch zuuerstehen / mögen dahin gedeutet werden / das Christi fleisch nicht nütze sey / denen / so nicht gleuben / wie auch diese wort Augustinus ausleget. Denn Christus wil / das fleisch ohne geist nicht nütze sey / Darumb er denn dazu setzet / Spiritus est, qui viuificat.
Johan. 6.
Das fleisch sey kein nütz / wie es sol verstanden werden. DAs andere argument war vernunfft: Ein leib möge nicht an vielen örtern sein / Nun sey Christus leib im Himel / etc. Von diesem argument war ein sehr langer zanck. Lutherus sagte / natürliche vernunfft solte nicht / könne auch nicht / die allmechtigkeit Gottes richten. Zwingel sagt / Gott gebe vns nicht solche vnbegreiffliche ding für. Solche vngeschickte reden entpfielen jhm / so doch die Christliche lehr viel vnbegreifflicher höher Artickel hatte / als: Das Gott Mensch worden / Das dieselbe person / Christus / so warer Gott ist / gestorben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/117 |
Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/117>, abgerufen am 11.12.2023. |