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Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

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das sie nie Zwinglisch geredt oder gemeinet sein / wie sie von denAnno 1525. jetzigen Zwinglianern verkerlich gedeutet werden.

VNd spricht Lutherus Tom. 3. deudsch / pag. 361. also / WennZwei stücke sind im Abendmal zu mercken. 1. Dz wort. 2. Das leibliche essen. habt jr jemals von vns gehört / das wir das Abendmal Christi also essen oder zuessen lehren / das allein ein eusserlich leiblich essen da sey / des leibes Christi? Haben wir nit also gelehret durch viel bücher / das im Abendmal zwey stück sind zu mercken / Eins / das allerhöchste vnd nötigst / das sind die wort / Nemet / esset / das ist mein leib / etc. Das ander ist das Sacrament vnd leiblich essen des leibes Christi. Nun die wort kan freylich niemand durch den hals in den bauch jagen / sondern muß sie durch die ohren ins hertz fassen. Was fasset es aber ins hertz durch die Wort? Nichts anders / denn das sie lauten / nemlich / den Leib für vns gegeben / welches ist das Geistliche essen / Vnd haben weiter gesaget / das wer das Sacrament leiblich jsset / ohne solche Wort / oder ohne solch Geistlich essen / dem ists nicht allein kein nütz / sondern auch schedlich / wie Paulus saget / Wer das Brot vnwirdig jsset / der ist schüldig an dem Leib deß HErren. Vnnd folgends spricht er: Der Mund / der leiblich Christus Fleisch jsset / weiß freylich nicht / was er jsset / oder was darinne das Hertz jsset / demselben were es auch vor sich selbst nichts nütz / denn er kan die Wort nicht fassen noch vernemmen. Aber das Hertz weiß wol / was der Mund jsset. Denn es fasset die Wort / vnd jsset das Geistlich / welchs der Mund leiblich jsset. Weil aber der Mund deß Hertzens Gliedmaß ist / muß er endlich auch in ewigkeit leben / vmb des Hertzens willen / welches durchs Wort ewiglich lebet / weil er hie auch leiblich jsset dieselbige ewige Speise / die sein Hertz mit jhm Geistlich jsset.

VNd facie 2. saget er / Im Abendmal ist ein Geistlich essen / vonLeiblich vnd Geistlich essen. Christo eingesetzt neben dem leiblichen / weil darinne ist Gottes Wort / welches dem Hertzen saget / Nemmet / das ist mein Leib / welches der Bauch oder Mund nicht kan leiblich essen noch fassen.

ITem pag. 362. Erstlich heist das nicht geistlich essen / trincken oder handeln / wenn das jenige / so man jsset / trincket oder handelt / GeistGeistlich essen. ist / oder ein Geistlich wesen ist / sondern daher heist es Geistlich / das es vom Geist kompt / vnd wil vnd muß von vns Geistlicher weise genossen sein. Obiectum non est semper spirituale, sed vsus debet esse spiritualis. Et facie. 2. Das blutflüssige Weib rürete ja kein Geistlich ding an / daMatth. 9. sie Christus Saum anrürete / sondern das leibliche Kleid Christi / dennoch war da ein Geistlich rüren desselbigen Kleides in jhrem Hertzen / da sie bey sich sprach: Möchte ich nur seines Kleids saum anrüren / so würde ich gesund. Sihe da / solches Wort vnd Glauben in jhrem Hertzen / ist ein Geistliche anrhüren / denn jhre Handt kondte freylich das Wort nicht fassen / daß jhr Hertz sprach (Rühre an) sie wuste auch nit / was sie anrüret. Woher wuste sie es aber? Nicht vom anrühren / son-

das sie nie Zwinglisch geredt oder gemeinet sein / wie sie von denAnno 1525. jetzigen Zwinglianern verkerlich gedeutet werden.

VNd spricht Lutherus Tom. 3. deudsch / pag. 361. also / WennZwei stücke sind im Abendmal zu mercken. 1. Dz wort. 2. Das leibliche essen. habt jr jemals von vns gehört / das wir das Abendmal Christi also essen oder zuessen lehren / das allein ein eusserlich leiblich essen da sey / des leibes Christi? Haben wir nit also gelehret durch viel bücher / das im Abendmal zwey stück sind zu mercken / Eins / das allerhöchste vnd nötigst / das sind die wort / Nemet / esset / das ist mein leib / etc. Das ander ist das Sacrament vnd leiblich essen des leibes Christi. Nun die wort kan freylich niemand durch den hals in den bauch jagen / sondern muß sie durch die ohren ins hertz fassen. Was fasset es aber ins hertz durch die Wort? Nichts anders / denn das sie lauten / nemlich / den Leib für vns gegeben / welches ist das Geistliche essen / Vnd haben weiter gesaget / das wer das Sacrament leiblich jsset / ohne solche Wort / oder ohne solch Geistlich essen / dem ists nicht allein kein nütz / sondern auch schedlich / wie Paulus saget / Wer das Brot vnwirdig jsset / der ist schüldig an dem Leib deß HErren. Vnnd folgends spricht er: Der Mund / der leiblich Christus Fleisch jsset / weiß freylich nicht / was er jsset / oder was darinne das Hertz jsset / demselben were es auch vor sich selbst nichts nütz / denn er kan die Wort nicht fassen noch vernemmen. Aber das Hertz weiß wol / was der Mund jsset. Denn es fasset die Wort / vnd jsset das Geistlich / welchs der Mund leiblich jsset. Weil aber der Mund deß Hertzens Gliedmaß ist / muß er endlich auch in ewigkeit leben / vmb des Hertzens willen / welches durchs Wort ewiglich lebet / weil er hie auch leiblich jsset dieselbige ewige Speise / die sein Hertz mit jhm Geistlich jsset.

VNd facie 2. saget er / Im Abendmal ist ein Geistlich essen / vonLeiblich vñ Geistlich essen. Christo eingesetzt neben dem leiblichen / weil darinne ist Gottes Wort / welches dem Hertzen saget / Nemmet / das ist mein Leib / welches der Bauch oder Mund nicht kan leiblich essen noch fassen.

ITem pag. 362. Erstlich heist das nicht geistlich essen / trincken oder handeln / wenn das jenige / so man jsset / trincket oder handelt / GeistGeistlich essen. ist / oder ein Geistlich wesen ist / sondern daher heist es Geistlich / das es vom Geist kompt / vñ wil vnd muß von vns Geistlicher weise genossen sein. Obiectum non est semper spirituale, sed vsus debet esse spiritualis. Et facie. 2. Das blutflüssige Weib rürete ja kein Geistlich ding an / daMatth. 9. sie Christus Saum anrürete / sondern das leibliche Kleid Christi / dennoch war da ein Geistlich rüren desselbigen Kleides in jhrem Hertzen / da sie bey sich sprach: Möchte ich nur seines Kleids saum anrüren / so würde ich gesund. Sihe da / solches Wort vnd Glauben in jhrem Hertzen / ist ein Geistliche anrhüren / denn jhre Handt kondte freylich das Wort nicht fassen / daß jhr Hertz sprach (Rühre an) sie wuste auch nit / was sie anrüret. Woher wuste sie es aber? Nicht vom anrühren / son-

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[47/0063] das sie nie Zwinglisch geredt oder gemeinet sein / wie sie von den jetzigen Zwinglianern verkerlich gedeutet werden. Anno 1525. VNd spricht Lutherus Tom. 3. deudsch / pag. 361. also / Wenn habt jr jemals von vns gehört / das wir das Abendmal Christi also essen oder zuessen lehren / das allein ein eusserlich leiblich essen da sey / des leibes Christi? Haben wir nit also gelehret durch viel bücher / das im Abendmal zwey stück sind zu mercken / Eins / das allerhöchste vnd nötigst / das sind die wort / Nemet / esset / das ist mein leib / etc. Das ander ist das Sacrament vnd leiblich essen des leibes Christi. Nun die wort kan freylich niemand durch den hals in den bauch jagen / sondern muß sie durch die ohren ins hertz fassen. Was fasset es aber ins hertz durch die Wort? Nichts anders / denn das sie lauten / nemlich / den Leib für vns gegeben / welches ist das Geistliche essen / Vnd haben weiter gesaget / das wer das Sacrament leiblich jsset / ohne solche Wort / oder ohne solch Geistlich essen / dem ists nicht allein kein nütz / sondern auch schedlich / wie Paulus saget / Wer das Brot vnwirdig jsset / der ist schüldig an dem Leib deß HErren. Vnnd folgends spricht er: Der Mund / der leiblich Christus Fleisch jsset / weiß freylich nicht / was er jsset / oder was darinne das Hertz jsset / demselben were es auch vor sich selbst nichts nütz / denn er kan die Wort nicht fassen noch vernemmen. Aber das Hertz weiß wol / was der Mund jsset. Denn es fasset die Wort / vnd jsset das Geistlich / welchs der Mund leiblich jsset. Weil aber der Mund deß Hertzens Gliedmaß ist / muß er endlich auch in ewigkeit leben / vmb des Hertzens willen / welches durchs Wort ewiglich lebet / weil er hie auch leiblich jsset dieselbige ewige Speise / die sein Hertz mit jhm Geistlich jsset. Zwei stücke sind im Abendmal zu mercken. 1. Dz wort. 2. Das leibliche essen. VNd facie 2. saget er / Im Abendmal ist ein Geistlich essen / von Christo eingesetzt neben dem leiblichen / weil darinne ist Gottes Wort / welches dem Hertzen saget / Nemmet / das ist mein Leib / welches der Bauch oder Mund nicht kan leiblich essen noch fassen. Leiblich vñ Geistlich essen. ITem pag. 362. Erstlich heist das nicht geistlich essen / trincken oder handeln / wenn das jenige / so man jsset / trincket oder handelt / Geist ist / oder ein Geistlich wesen ist / sondern daher heist es Geistlich / das es vom Geist kompt / vñ wil vnd muß von vns Geistlicher weise genossen sein. Obiectum non est semper spirituale, sed vsus debet esse spiritualis. Et facie. 2. Das blutflüssige Weib rürete ja kein Geistlich ding an / da sie Christus Saum anrürete / sondern das leibliche Kleid Christi / dennoch war da ein Geistlich rüren desselbigen Kleides in jhrem Hertzen / da sie bey sich sprach: Möchte ich nur seines Kleids saum anrüren / so würde ich gesund. Sihe da / solches Wort vnd Glauben in jhrem Hertzen / ist ein Geistliche anrhüren / denn jhre Handt kondte freylich das Wort nicht fassen / daß jhr Hertz sprach (Rühre an) sie wuste auch nit / was sie anrüret. Woher wuste sie es aber? Nicht vom anrühren / son- Geistlich essen. Matth. 9.

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/63>, abgerufen am 29.04.2024.